Art Brut

Glossar

Art Brut

Die Art Brut (frz. rohe Kunst) stellt eine wichtige und innovative Anregung für die Avantgardekunst der Nachkriegsmoderne dar. Begründer der Art Brut war der französische Künstler Jean Dubuffet, der den Begriff das erste Mal im Jahr 1945 verwendet und ihn in den Folgejahren durch ein umfassendes theoretisches Konstrukt definiert. Er wählt die Bezeichnung für Werke, die außerhalb des konventionellen Diktats der Kunstwelt entstehen. Ihre Schöpfer müssen Autodidakten ohne kunsthistorisches Hintergrundwissen sein, die ihre Kunst intuitiv aus dem Unterbewusstsein heraus erschaffen. Zu diesen ‚naiven‘, ungeschulten Künstlern gehörten beispielsweise Kinder, aber auch gesellschaftliche Außenseiter wie Menschen mit geistigen Behinderungen oder die Insassen von Strafanstalten, die ihre Erfahrungen außerhalb der gesellschaftlichen Grenzen in ihrer Kunst verarbeiten. Als wichtiges Kriterium der Art Brut gilt, dass der Künstler sein Werk nicht für den Markt oder ein Publikum, sondern für sich selbst, aus einem Drang kreativen Schaffens heraus, anfertigt. Die Künstler arbeiten aus ihrem Inneren heraus. Ihre Kunst ist roh und unschuldig, spontan und impulsiv, unverdorben durch die Kenntnis bestehender Richtungen und Moden der Kunst und so von der Versuchung der Nachahmung befreit. Dubuffet versteht die Werke als immun gegen Vereinnahmung und Anpassung und somit als unverfälschte, reine Kunst.

Die Art Brut steht nicht für einen einheitlichen Stil, sondern für ein künstlerisches Konzept. Sie umfasst unterschiedlichste Gattungen und Techniken, wobei Malerei und Graphik gegenüber der Plastik überwiegen. Das Fehlen von professionellem Künstlerbedarf führt oft zum Einsatz alltäglicher Materialien (z. B. Buntstifte, Kugelschreiber). Zu wichtigen Vertretern der Art Brut gehören u.a. Aloïse Corbaz, Alfred Leuzinger, Louis Soutter, Oswald Tschirtner, Alois Wey oder Adolf Wölfli.

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