Tsuba, japanische Bezeichnung für die als Handschutz unterhalb Schwertgriffs angebrachte Metallscheibe (Schwertstichblatt); hergestellt von Schwertfegern, später von Plattnern, seit ca. Mitte des 15. Jh. In selbstständigen Werkstätten für Schwertzierate (seitdem spricht man von Tsuba-Meistern). Wie alle japanischen Schwertzierate wurde auch das Tsuba als Kunstwerk angesehen. Hergestellt wurde es in verschiedenen Materialien (in der Frühzeit aus Eisen, teilweise mit Leder oder Lack bezogen; seit dem 11. Jh. auch aus vergoldeter Bronze) und Techniken (z. B. mit Einlagen aus Gold, Silber, Kupfer oder Bronze). Die frühesten japanischen Schwertstichblätter haben noch Plattencharakter mit wenigen einfachen ausgesparten Motiven, die oft schwer zu bestimmen sind.
Dann entwickelten sich 2 Hauptgattungen: 1. Kyô-Sukashi (Heianjô-Tsuba, Ko-Heianjô-Tsuba): bei hoher Qualität des Schmiedeeisens Verzierung durch reiche filigranartige Durchbrechungen (Sukashi), v. a. Muster in positivem Schattenriss. Diese Arbeiten wurden nach den Entwürfen von Hofkünstlern in den Tsuba-Werkstätten von Kyôto hergestellt. Sie tragen häufig das Wappen des jeweiligen Auftraggebers aus der Ashikaga-Familie und des Ritteradels der späten Muromachi-Zeit (1338-1573). 2. Namban-Tsuba: Diese meist unsignierten Arbeiten stammen von Tsuba-Meistern in Hirado und der Provinz Hizen und sind gekennzeichnet durch die Übertragung des reichen Schmuckes der Degenkörbe europäischer Stichwaffen auf die Tsuba. Dies geschah durch eine Verbindung von Durchbrucharbeit und Flachrelief (dichte Rankenornamente).
Werkstätten und Meister: Der Maler Motonobu (1476-1559) schuf Entwürfe für Schwertstichblätter, die, entsprechend jener kriegerischen Zeit, kraftvolle Formen aufweisen. Einer berühmten japanischen Schwertfeger-Familie entstammte Umetada Jusai (Ende 16. Jh.). Während der Blütezeit der Tsuba-Kunst im 17. Jh. entstanden in der Provinz Higo durch Initiative der Fürstenfamilie Hosokawa bedeutende Werkstätten für den Schwertschmuck, deren Erzeugnisse vielfach nachgeahmt wurden. Hervorragende Tsuba-Meister des japanischen Barocks waren die Meister der Kunitomo-Familie in Kameyama (Provinz Ise; 17. Jh.), die frühen Meister der Akasa-Familie, besonders Akasa Tadamara (gest. 1657), die Shimizu-Meister der Jingo-Familie, besonders Shimizu Nihei (gest. 1675), und die Meister der Nara-Familie, besonders Yasuchika (1670-1744), mit Zweigschulen im 18. und 19. Jh.
In Kooperation mit dem Seemann Verlag
Aus: Lexikon der Kunst
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