Graphisches Hochdruckverfahren, bei dem die auf den Druckstock aufgetragene Zeichnung erhaben stehen bleibt, indem die Stellen, die nicht drucken sollen, mit Schneidemessern und Hohleisen weggeschnitten werden, so dass die erhabenen Stege nach dem Einschwärzen die Zeichnung spiegelverkehrt auf Papier abdrucken. Die Oberfläche der etwa 2 cm starken Holzplatte wird vor der Bearbeitung glattgehobelt und evtl. mit einer Grundierung (Kreideschicht) versehen. Abarten des Holzschnittes mit anderen Materialien sind der Metallschnitt, Linolschnitt, Teigdruck. Bildträger des Holzschnittes ist das Papier, das im ausgehenden Mittelalter das bis dahin in Europa gebräuchliche teure Pergament ablöste.
Fast sämtliche bedeutende Maler der Dürer-Zeit haben für den Holzschnitt gearbeitet. Unter ihnen sind neben Albrecht Dürer und Hans Holbein d. J. auch Albrecht Altdorfer, Hans Baldung Grien, Hans Burgkmair, Lukas Cranach d. Ä., Wolf Huber und Hans Weiditz die bekanntesten. In dieser Phase erreichte der Holzschnitt seinen Höhepunkt – er wurde zu einem der wichtigsten Agitationsmittel der Reformations- und Bauernkriegsbewegung und erlangte große Popularität.
Ernst Ludwig Kirchner hatte sich durch Druckstöcke Dürers zur Beschäftigung mit dem Holzschnitt anregen lassen und hinterließ ein umfangreiches und vielgestaltiges Werk. Sind seine und Erich Heckels durch splittrig-eckige, bizarre Formen gekennzeichnet, so arbeitete Karl Schmidt-Rottluff großflächig und monumental mit übergangslosen Flächenangrenzungen, während Max Pechstein auch im Holzschnitt seiner Neigung zum Dekorativen nachging. Der Holzschnitt wurde für die Künstler des Espressionismus zu einem beliebten Mittel der Illustration (Wassily Kandinsky zu seinem Gedichtband „Klänge“, 1913; Ernst Ludwig Kirchner zu G. Heyms „Umbra vitae“, 1924), Zeitschriften- und Plakatgestaltung; ab 1906 erschienen von den Brückekünstlern Jahresmappen mit Graphik. Darüber hinaus hat das Arbeiten in Holzplatten dazu beigetragen, den malerischen Stil der „Brücke“ auszuprägen und einige von ihnen veranlasst, zum plastischen Holzschnitzen überzugehen. Die Mitglieder des „Blauen Reiter“ beschäftigten sich nicht so konzentriert mit Graphik, aber Wassily Kandinskys und Louis Feiningers Holzschnitte sind ein wichtiger Bestandteil ihres Gesamtschaffens; auch Max Beckmann, Emil Nolde, Christian Rohlfs und Oskar Kokoschka haben erfolgreich im Holzschnitt gearbeitet. Den Traditionen des Holzschnittes gemäß haben sich nach den 1. Weltkrieg gerade die sozialistischen Künstler seiner bedient, z.B. für die Gestaltung von Plakaten und Kampfschriften. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte erneut eine Zuwendung zum Holzschnitt, wenn auch die Lithographie und moderne Druckverfahren stärker genutzt werden. Den Künstlern stand nun die gesamte Tradition dieser Technik zur Verfügung. So verbindet z.B. L. Baskin (USA) die Direktheit der Expressionisten mit der eleganten Präzision der Holzschneider des 16. Jh. und verarbeitet auch Momente aus dem Schaffen W. Blakes und E. Barlachs. Der Spanier Eduardo Chillida, eigentlich Bildhauer, druckt faktisch seine Skulpturen auf Papier. In der BRD hatte sich HAP Grieshaber dem Holzschnitt zugewandt und ihn zu sehr großen eindrucksvollen Formaten gesteigert, eine Tendenz, die auch international zu beobachten ist.
In Kooperation mit dem Seemann Verlag
Aus: Lexikon der Kunst: Holzschnitt
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