Das Aquatintaverfahren, um 1768 von J.-B. Le Prince durch Zufall als Hilfstechnik des Kupferstichs erfunden, ermöglicht die Ätzung weich abgestufter Tonflächen, die an lavierte Tuschzeichnungen erinnern. Gewöhnlich wird Harzpulver, meist Kolophoniumstaub, auf die zu tönenden Flächen der vorgeätzten, in ihren übrigen Teilen mit Ätzgrund abgedeckten Platte gebracht und durch leichtes Erwärmen angeschmolzen. Je nach dem Grad der Ätzung, die nur an den freien Stellen zwischen den Harzpartikeln angreifen kann, ergibt sich ein weicher, mehr oder weniger dunkel druckender Kornraster („Staubraster“). Zur Erzielung eines gleichmäßigen Auftrags kann das Harzpulver durch ein Sieb gestreut oder in einem Kasten, in den die Platte eingelegt wird, durch Luftdruck aufgewirbelt werden („Staubkammer“). Das Prinzip des umständlichen Verfahrens, einen durchlässigen Ätzgrund herzustellen, erlaubt viele Variationen; meist wird es mit der Radierung, und hier besonders mit dem Aussprengverfahren, kombiniert.
In Kooperation mit dem Seemann Verlag
Aus: Sachwörterbuch der Weltmalerei: Aquatinta. Kindlers Malereilexikon
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