1900 Moskau - 1969 Paris
Modern | Post War | Contemporary
am
27.11.2024,
Los
29
Taxe: € 200.000
Ergebnis: €
356.400
(inkl. Aufgeld)
POLIAKOFF, SERGE
1900 Moskau - 1969 Paris
Titel: Composition abstraite.
Datierung: 1967.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 162 x 130cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: SERGE PoLiAKoFF.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Provenienz:
- Privatsammlung Deutschland
Ausstellungen:
- Galerie Cavalero, Cannes 1968, Kat.-Nr. 7
- Galerie A, München 1982
- Museum Würth, Künzelsau 1997
- Künstlerhaus, Wien 1998
Literatur:
- Poliakoff, Alexis: Serge Poliakoff - Catalogue Raisonné, Vol. V, 1966-1969, München 2016, WVZ.-Nr. 67-33, S. 204, Abb.
- Ausst.-Kat. Poliakoff, Eine Retrospektive, Museum Würth, Sigmaringen 1997, S. 211, Abb.
-Großformatiges, kraftvoll frisches Gemälde des "Grandseigneurs" der École de Paris
- Spätwerk, dass sich durch eine leuchtende Farbigkeit und klar abgesetzten Farbfeldern auszeichnet
- Zum Zeitpunkt der Entstehung war Poliakoff hoch geachtet, mit internationalen Preisen geehrt und hatte sein neues Heimatland bei der Biennale in Venedig vertreten
Serge Poliakoff stammt aus der gebildeten russischen Oberschicht und ist seit seiner Kindheit stark von der Ikonen-Malerei fasziniert. Nach der russischen Revolution kommt er, im Alter von 24 Jahren, auf abenteuerlichem Weg nach Paris.
Hier entwickelt Poliakoff Ende der 1940er Jahre, auch unter dem Einfluss Robert und Sonia Delaunays, Wassily Kandinskys und Otto Freundlichs, die für ihn so typischen gegenstandslosen, aber immer auch organisch wirkenden Farbflächen.
Poliakoffs Gemälde sind keine Abstraktionen, denn sie gehen nicht von der Realität aus. Seine Farbflächen sind für sich autonom. Die Verhältnisse der Formen und Farben zueinander, die Anordnung der Elemente in der einzigen Realität, den Grenzen der Leinwand, das ist Poliakoffs genuines Kunst-Universum.
Serge Poliakoff ist nicht nur Maler, sondern auch Musiker und verdiente bis in die 1950er Jahre überwiegend als Gitarrist seinen Lebensunterhalt. Harmonie und Spannung, Tonalität und Rhythmus sind für ihn als Musiker wie als Maler die bestimmenden Elemente. Analog zur Musik komponiert Poliakoff mit Farben, er "hört" auf ihre Kontraste und auf die durch sie evozierten Emotionen. Im Idealfall sollen die Betrachter seiner Werke "eine positive Ruhe (finden), die den Menschen die Augen für eine andere Welt öffnet". (Henkel, Katharina: Serge Poliakoff und sein künstlerisches Umfeld, in: Ausst. Kat. Serge Poliakoff - Retrospektive, Kunsthalle Emden 2006. S. 66) Hier schließt sich der Kreis zur Ikone als spirituellem Meditations-Medium.
Drei Farbwerte begegnen einander auf dieser großen Leinwand; es ist das größte Format, das Serge Poliakoff überhaupt bearbeitet hat: Ein tiefes, fast erdiges, dunkles Rot, ein Korallen-Rosa und ein leuchtendes Gelb. Je drei polygonale Flächen sind diesen Farben zugewiesen. Im Zentrum treffen zwei, fast gleichgroße und ähnlich gestaltete Formen des hellsten und des dunkelsten Wertes aufeinander. Ihre gemeinsame Grenze bildet die Mittelachse des Gemäldes. Nach außen, zum Bildrand hin, werden diese beiden Formen überwiegend von dem "Mittelwert" Korallen-Rosa umschlossen. Zudem - in geringerem Maß - das dunkle Rot vom hellen Gelb (unten) sowie das helle Gelb vom dunklen Rot (oben). Es fällt auf, dass diese beiden zentralen Formen mit ihren linken unteren Ecken jeweils an die Ecke eines gleichfarbigen Feldes grenzen. Im oberen Bereich des Gemäldes berühren sich die Ecken zweier Farbfelder in Korallen-Rosa ebenso.
Der Betrachter wird diese Verteilung der Farbwerte kaum bewusst wahrnehmen oder analysieren; aber dieser Aufbau verleiht der Gesamtkomposition ihren Rhythmus und ihre Ausgeglichenheit. Im Spätwerk Serge Poliakoffs, zu dem auch das vorliegende Gemälde zählt, werden die Farben strahlender. Zudem werden die Flächen größer und der Künstler trägt die Pigmente in den oberen Lagen transparent auf, so dass der Untergrund durchschimmert. Die klaren, kantigen Formen bekommen eine große Lebendigkeit und der Mal-Vorgang, die Handschrift des Künstlers wird lesbar. Die Kombination der künstlerischen Entscheidungen - für ein großes Format, für leuchtende Farben, für große Formen und eine lebendige Binnenzeichnung - verleiht diesem späten Werk des Malers eine starke Präsenz und große Erhabenheit.
Alexandra Bresges-Jung.
Robert van den Valentyn
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