Serge Poliakoff - Composition abstraite, 76000-659, Van Ham Kunstauktionen
Serge Poliakoff: Composition abstraite aus unserer Rubrik: Post War Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle
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Serge Poliakoff - Composition abstraite

1900 Moskau - 1969 Paris

Modern | Post War | Contemporary Art
am 29.11.2023, Los 28
Taxe: € 250.000
Ergebnis: € 343.200
(inkl. Aufgeld)

POLIAKOFF, SERGE
1900 Moskau - 1969 Paris

Titel: Composition abstraite.
Datierung: 1966.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 162 x 130cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: SERGE PoLiAKoFF.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.


Provenienz:
- Privatsammlung Deutschland

Ausstellungen:
- Galerie A, München 1982

Literatur:
- Poliakoff, Alexis: Serge Poliakoff - Catalogue Raisonné, Volume V, 1966-1969, Paris/ München 2016, WVZ.-Nr. 66-206, Abb.

- Vom Hauptvertreter der "Nouvelle École de Paris" zu der u.a. auch Jean Dubuffet und Hans Hartung gezählt werden
- Besonders eindrucksvolles Beispiel für Poliakoffs kontrastreiche Farbform-Kompositionen
- Großformatiges Gemälde mit besonders schöner Farbigkeit und samtig-matter Oberfläche


In der Nachkriegszeit gehörten die abstrakten Kompositionen Serge Poliakoffs zur radikalen Avantgarde, die jede Figuration verweigerte. Heute sind sie etablierte Klassiker der "Nouvelle École de Paris". Gerade bei diesen Arbeiten ist vom Betrachtenden Zeit gefordert, um hinter den oberflächlichen Vorhang der dekorativen Farbfelder zu blicken.

Der aus der gebildeten russischen Oberschicht stammende Serge Poliakoff war in seiner Kindheit stark von der Ikonen-Malerei fasziniert.

Nach der russischen Revolution kam er auf abenteuerlichem Weg nach Paris und entwickelte hier, Ende der 1940er Jahre, auch unter dem Einfluss Robert und Sonja Delaunays, Wassily Kandinskys und Otto Freundlichs, diese für ihn so typischen, gänzlich abstrakten aber immer auch organisch wirkenden Farbflächen.
Die Verhältnisse der Formen und Farben zueinander, die Anordnung der Elemente in der einzigen Realität, den Grenzen der Leinwand, das war Poliakoffs gefundenes Kunst-Universum. Serge Poliakoff war nicht nur Maler, sondern auch Musiker und verdiente bis in die 1960er Jahre überwiegend als Gitarrist seinen Lebensunterhalt. Harmonie und Spannung, Tonalität und Rhythmus waren für ihn als Musiker wie als Maler die bestimmenden Elemente. Im Idealfall sollten die Betrachter seiner Werke "eine positive Ruhe (finden), die den Menschen die Augen für eine andere Welt öffnet" (zit. nach: Henkel, Katharina: Serge Poliakoff und sein künstlerisches Umfeld. In: Ausst. Kat. Kunsthalle Emden 2006: Serge Poliakoff, Retrospektive. S. 66). Hier schließt sich der Kreis zur Ikone als spirituellem Meditations-Medium.

Zwei große, miteinander verzahnte Flächen in Zinnober und Weinrot bilden die Mittelachse, um die sich in diesem Gemälde andere Farbblöcke gruppieren: Drei weitere Felder in Weinrot, und auch drei weitere in Zinnober, da das Element in der oberen rechten Ecke durch eine Linie deutlich von seinem größeren Nachbarn getrennt ist und so als selbständig gelten kann.

Alle anderen Farbtöne, Schwarz und Weiß, Grau und Hellblau und das leuchtende Gelb kommen je einmal in dem Gemälde vor. Auffallend ist, dass das Grau und das Hellblau einen weißen Untergrund haben, der durchscheint und sie auf eine andere, subtilere Weise zum Leuchten bringt als das in sich monochrome Gelb.

Serge Poliakoff nutzte nur wenige natürliche Pigmente in Pulverform, aus denen er in altmeisterlicher Manier alle Zwischentöne seiner Öl- oder Temperafarben selbst anmischte. Für das vorliegende Gemälde hat er den Farben teilweise auch Sand beigegeben. Diese Technik verleiht besonders der blauen und der grauen Form - in Kombination mit der weißen Untermalung - eine flirrende Lebendigkeit. (Poliakoff, Alexis: Zur Maltechnik von Serge Poliakoff. ebd. S. 114)

Unter- und Übermalungen, wie Serge Poliakoff sie praktizierte, konnten im Laufe der Jahre dazu führen, dass die Gemälde sich veränderten. Serge Poliakoff hat dieses "Eigenleben" seiner Bilder respektiert. Er mochte die Patina und auch die Tatsache, dass die Gemälde ihren Entstehungsprozess preisgeben.

Das vorliegende Gemälde zeigt eine Konstellation von Elementen, die Serge Poliakoff im Jahr 1966 längere Zeit beschäftigte und die er mehrfach variiert hat. Die beiden einander gegenüberstehenden Vertikalen - rechts blaue Haken-Form über Schwarz, links leuchtendes Gelb über Rot, Weiß, Grau - umgeben von einem, überwiegend aus Zinnober, aber auch dunkleren und schattierten roten Elementen bestehenden Umfeld, begegnet in Poliakoffs Werkverzeichnis als eine Werkgruppe, die der Maler in unterschiedlichen Techniken und Größen bearbeitet hat. Das Ringen um und mit diesen Bildformen findet in diesem Gemälde, das das größte Format hat, welches der Maler überhaupt nutzte, seinen Abschluss.

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509. Modern | Post War | Contemporary Art,
am 29.11.2023, Los 28
Taxe: € 250.000
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