1878 Karlsruhe - 1955 Berlin
Modern | Post War | Contemporary
am
27.11.2024,
Los
8
Taxe: € 50.000
HOFER, KARL
1878 Karlsruhe - 1955 Berlin
Titel: Sich Abtrocknende mit Turban.
Datierung: 1941.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 61 x 46cm.
Bezeichnung: Monogrammiert und datiert unten rechts: CH 41 (ligiert).
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Provenienz:
- Privatsammlung New York (direkt vom Künstler)
- Parke Bernet Galleries, New York, Auktion 11.02.1953, Lot 70
- Privatsammlung Bremen
- Galerie Bertram, Bremen (Aufkleber)
- Privatsammlung Rheinland
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Wohlert, Karl Bernhard: Karl Hofer - Werkverzeichnis der Gemälde, Bd. 2, VAN HAM Art
Publications, Köln 2007, WVZ.-Nr. 1537, Abb.
- Hofers Werk verbindet Stilelemente des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit
- Außergewöhnliche, moderne Variation des Motivs der "Badenden"
- Unverwechselbare, reduzierte Bildsprache
Hofers reduzierte Bildsprache
Karl Hofer zählt zu den bedeutenden deutschen Malern des 20. Jahrhunderts. Sein Werk zeichnet sich durch klare, reduzierte Formen und eine melancholische, oft existenzielle Bildsprache aus. Hofer erhält seine künstlerische Ausbildung zunächst an der Karlsruher Akademie und später in Stuttgart, wo er bei Leopold von Kalckreuth studiert. Anschließend setzt er seine Studien in Paris fort, wo er sich intensiv mit der französischen Kunstszene auseinandersetzt.
Nach anfänglichen impressionistischen Einflüssen entwickelt Hofer einen Stil, der zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit angesiedelt ist. Sein künstlerischer Werdegang wird durch die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts geprägt; während der NS-Zeit werden seine Werke als "entartet" diffamiert, doch nach dem Krieg gewinnt er wieder an Bedeutung. Hofers Kunst wird heute als ein kraftvoller Ausdruck des menschlichen Daseins und seiner existenziellen Herausforderungen betrachtet. Im Jahr 1941 schuf er das bemerkenswerte Gemälde, das einen weiblichen Akt als Bruststück darstellt. Die Figur ist im strengen Seitenprofil nach rechts vor einem monochromen, rötlich-braunen Hintergrund dargestellt. Der Maler hält den Augenblick fest, in dem das unbekleidete Modell über die rechte Schulter greift, um sich mit einem gefransten Tuch abzutrocknen. Ein weiteres Badetuch trägt die weibliche Gestalt als einen markanten Turban auf dem Kopf. Die Reduktion auf das Wesentliche, die Hofers Werke charakterisiert, zeigt sich in der schlichten Darstellung der Frau, die ohne überflüssige Details auskommt. Dies lenkt den Fokus auf die Form und Textur des Körpers, wobei Licht und Schatten eine zentrale Rolle spielen. Diese Kontraste helfen nicht nur, die körperlichen Konturen zu betonen, sondern schaffen auch eine starke visuelle Präsenz, die den Betrachter fesselt. Die Frau in diesem Gemälde wirkt in sich gekehrt und ruhig, fast zeitlos, als ob sie in einem Moment des Nachdenkens verharrt. Diese Atmosphäre der Kontemplation und Melancholie ist typisch für Hofers Stil und spiegelt seine Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des menschlichen Daseins wider. In seiner Kunst finden sich sowohl eine Feier der körperlichen Form als auch eine tiefgründige Reflexion über Einsamkeit, Vergänglichkeit und die Suche nach Bedeutung in einer komplexen Welt. Hofers Werke bleiben somit ein kraftvoller Ausdruck der menschlichen Existenz und ihrer existenziellen Herausforderungen, der auch heute noch relevant ist.
Das Motiv der Badenden
Badende oder nach dem Bad dargestellte Figuren als Motiv ziehen sich durch eine Reihe von Hofers Werken. Er interessiert sich für den menschlichen Körper und seine Ästhetik. Das Motiv der Badenden ermöglicht ihm dabei, verschiedene Formen, Licht und Schatten zu erkunden. Licht und Schatten helfen ihm außerdem, die Form und Textur der Körper zu betonen, und schafft so eine starke visuelle Präsenz des weiblichen Körpers. Zudem ist die Farbpalette gedämpft, mit warmen dunklen Erdtönen, die der Szene eine gewisse Schwere verleihen. Dadurch wird der Fokus auf den entblößten Körper gerichtet, dessen Konturen sich deutlich vom Hintergrund abheben. Der direkte Einblick in die Intimsphäre schafft ein spannendes Nähe- und Distanzverhältnis zwischen dem Betrachter und der sich Abtrocknenden. Hofers typischer Stil, der oft von Melancholie und Einsamkeit geprägt ist, spiegelt sich auch in diesem Werk wider.
Johann Herkenhöner
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