1932 Dresden
Moderne + Zeitgenössische Kunst
am
28.11.2013,
Los
391
Taxe: € 300.000
Ergebnis: €
881.415
(inkl. Aufgeld)
RICHTER, GERHARD
1932 Dresden - lebt und arbeitet in Köln
Alpenlandschaft im Winter. 1966. Öl auf Leinwand. 40 x 45cm. Signiert und datiert verso rechts: Richter(unterstrichen) 66. Atelierleiste (vermutlich vom Künstler). Rahmen.
Wir danken dem Atelier Gerhard Richter für die freundliche Unterstützung.
Provenienz:
Galerie Heiner Friedrich, München (erworben am 6.1.1970)
Sammlung F. Victor Rolff, Burg Gut Gladbach
Hier finden sie weitere Informationen zu der Sammlung:
Friedrich Victor Rolff - Burg Gladbach
Landschaftliche Motive haben Gerhard Richter von Anbeginn seines Schaffens fasziniert.
Obwohl ihre Anzahl in seinem Oeuvre eher gering ist, hat er sich ab 1968 mit keinem
anderen Thema in Werkgruppen immer wieder so intensiv auseinandergesetzt.
Für seine Landschaften arbeitet Richter nie "vor der Natur"; er nutzt auch keine selbst
angefertigten Skizzen oder Notizen. Als Vorlagen dienen ihm stets eigene oder fremde
Fotografien bzw. fotografische Abbildungen aus Zeitschriften oder Zeitungen. Deren
Komposition und Farbe überträgt er nahezu abbildgetreu in seine Gemälde.
Doch verändert er
das Motiv in der Regel durch die Wahl eines anderen Formates und durch eine starke
Unschärfe, die er mittels des Verwischens der noch feuchten Farbe erreicht. Dergestalt
schafft Richter einen fließenden Übergang zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion
sowie zwischen den Wahrnehmungs- und Realitätsebenen von Wirklichkeit. Diesen Aspekt
seiner Malerei bringt er auch bei den übrigen Werkgruppen ein: "Ich suche nach dem
Gegenstand und dem Bild, nicht nach der Malerei oder dem Bild der Malerei, sondern nach
unserem Bild, unserem Aussehen und Ansehen und unserer Ansicht, verbindlich und total. Wie
soll ich sagen, ich will mir ein Bild machen von dem, was nun los ist. Die Malerei kann
dabei helfen..." (Richter 1977, zit. nach Dietmar, Elger: Landschaft als Model; in:
derselbe (Hrsg.): Gerhard Richter - Landschaften, Ostfildern 2011, S. 22f.)
Mit dem Thema der schneebedeckten Gebirgsansichten beschäftigt sich Richter erstmals
1968/69 in einer Werkgruppe. Doch schon in den Jahren zuvor widmet er sich diesem Sujet in
einzelnen Gemälden. So auch bei der Ölstudie "Alpenlandschaft im Winter": Anders als bei
den etwas später entstehenden Arbeiten, ist hier kein Blick auf ein schroffkantiges
Bergmassiv wiedergegeben, noch ist das Motiv durch eine starke Ausschnitt- oder
Schemenhaftigkeit verfremdet. Vielmehr ist in expressivem Pinselduktus ein Tal mit
Heuschober und Bauernhaus(?), einem Weg am Waldrand (links) sowie einem Zaun (rechts) zu
sehen. Hinter allem erheben sich steile Bergwände, die nur einen schmalen Streifen des
Horizontes freigeben.
In dem formalen Bildaufbau klingt Richters Darstellungsweise jener Landschaften an, die er
dann 20 Jahre später malt. Darauf deuten die Bäume und der Zaun hin, die - wenn hier auch
sehr begrenzt - den weiten Blick in das Tal versperren. Zudem erscheint mit dem in die
Tiefe des Bildraums führenden Weg ein Detail, das in den Gemälden der 1980er Jahre häufig
zu finden ist. Einerseits verbindet dieser kompositorisch den Vorder- und Hintergrund,
anderseits ist er - wie in unserem Beispiel etwa auch die Scheune - Zeugnis der
Anwesenheit des Menschen. Sie weisen darauf, dass Richter keine unberührte Natur und auch
keine fiktive oder idealisierte Weltenlandschaften malt, sondern ausdrücklich
"Kulturlandschaften".
In der Kunstkritik finden Richters Landschaften wenig Beachtung. "Die Ursache hierfür mag
in einer gewissen Hilf- oder Sprachlosigkeit diesen romantischen Darstellungen gegenüber
zu finden sein, die auf so offensichtliche Weise die Erwartungen eines breiten Publikums
an die Kunst nach wiedererkennbaren Motiven zu erfüllen und dessen Sehnsucht nach einem
stimmungshaften Naturerlebnis zu (ersatz-)befriedigen scheinen. Mit entwaffnender
Offenheit hat Richter 1970 selbst die Frage nach seiner Motivation für das Thema
beantwortet: 'Ich hatte Lust, etwas Schönes zu malen.'" (Elger, Dietmar, a.a.O., S. 20f.).
Robert van den Valentyn
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329. Moderne + Zeitgenössische Kunst,
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28.11.2013,
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