1877 Waldheim/Sachsen - 1947 Berlin
Modern | Post War | Contemporary
am
27.11.2024,
Los
100
Taxe: € 30.000
Ergebnis: €
39.600
(inkl. Aufgeld)
KOLBE, GEORG
1877 Waldheim/Sachsen - 1947 Berlin
Titel: Wolkenfahrt, Skizze.
Datierung: 1924 (Entwurf).
Technik: Bronze, hellbraun patiniert.
Maße: 30,5 x 15 x 17cm.
Bezeichnung: Monogrammiert auf dem Stein hinten unten rechts: GK (Künstlersignet).
Gießerstempel: Gießerstempel auf dem Stein hinten unten links: H. NOACK BERLIN FRIEDENAU. Sockel/Rahmen: Sockel: 12 x 16,5 x 15cm (Gesamtmaß: 42,5 x 16,5 x 17cm).
Bei dieser Bronze handelt es sich um eine kleine Fassung der Bronze "Wolkenfahrt" (1924/25). Von dieser kleinen Version sind drei Güsse bekannt.
Zu diesem Werk liegt ein Gutachten von Dr. Ursel Berger, Berlin, vom 22.10.2024 vor. Laut Frau Dr. Berger handelt es sich bei dieser Bronze um einen Lebzeitguss, wohl vor 1928.
Das Werk ist auf der Internetseite des Kolbe Museums unter der Kat.-Nr. W 24.019 aufgeführt. (www.sammlung.georg-kolbe-museum.de)
Provenienz:
- Sammlung L. Specht-Büchtling (lt. Einlieferer 1928 direkt vom Künstler)
- Privatsammlung Baden-Württemberg
Literatur:
- Vgl. Berger, Ursel: Georg Kolbe - Leben und Werk. Mit dem Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1990, Kat.-Nr. 73, Abb.
- Eindrückliches Beispiel für reduzierte Formensprache Kolbes aus der Zeit seines künstlerischen Durchbruchs
- Kolbes Verarbeitung des tragischen Liebespaares Paolo und Francesca aus Dantes Göttlicher Komödie
- Fließende, dynamische Komposition, die die körperliche wie seelische Verbundenheit der Dargestellten abbildet
- Seit fast 100 Jahren in Privatbesitz
Georg Kolbe, der ursprünglich als Maler an der Kunstakademie in München ausgebildet wird, wendet sich nach seinem Studium der Bildhauerei zu.
Kolbe entwickelt einen einzigartigen Stil, der den menschlichen Körper in idealisierten, oft heroischen Posen darstellt. In der hier angebotenen Fassung der "Wolkenfahrt" kommt dies besonders zur Geltung: Die Figuren scheinen durch ihre dynamische Haltung förmlich durch den Raum zu schweben, was auf eine spirituelle oder metaphysische Dimension hindeutet - ein wiederkehrendes Thema in Kolbes Schaffen.
Dargestellt ist Dantes berühmtes Liebespaar Paolo und Francesca aus der "Göttlichen Komödie". In Dantes Werk sind Paolo und Francesca zwei unglücklich Liebende, die als ewige Strafe für ihren Ehebruch durch die Hölle getragen werden. In der Skulptur lässt sich diese Erzählung durch die dynamische Pose der beiden Figuren erkennen, die wie im Fluge ineinander verschlungen und nach oben gerichtet erscheinen. Ihre Körperhaltung vermittelt Bewegung und Leichtigkeit, die auf den Wind hindeuten, der sie in Dantes Darlegung unaufhörlich fortträgt. Kolbe fängt die verzweifelte Leidenschaft und das unausweichliche Schicksal der beiden Liebenden mit eindringlicher Körperlichkeit ein. Die Figuren wirken nicht nur körperlich verbunden, sondern auch seelisch vereint im gemeinsamen Schicksal.
Die Skulptur ist von den naturalistischen Darstellungen der Vorkriegszeit deutlich entfernt und reflektiert Kolbes Hinwendung zur Vereinfachung der Form, die im Laufe der 1920er Jahre einen Höhepunkt erreicht. Diese Skulptur ist nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch ein Ausdruck von Kolbes Philosophie, dass Kunst das Leben und die menschliche Existenz in ihrer reinsten Form widerspiegeln soll.
Einer der vier bekannten Güsse der Arbeit befindet sich in der Sammlung des Smart Museum of Art der University of Chicago.
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