Wappenporzellan von Meissen

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Wie fast alle Aspekte des fürstlichen Alltags, war die Einnahme der Mahlzeiten an den Fürstenhöfen im 18. Jahrhundert mit einem festgeschriebenen Zeremoniell verbunden. Dabei war genau geregelt, welche Materialien zum jeweiligen Anlass auf der Tafel zum Einsatz kommen durften. Im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelte sich bei Hofe die Hierarchie der Materialien Zinn, Fayence, Silber, Vermeil und Gold. Die Ausnahme bildeten besonders kostbare und seltene Geschirrteile aus asiatischem Porzellan, die auf der Desserttafel gedeckt wurden.

In den 1730er Jahren verwendete man erstmals Serviceteile aus Meissener Porzellan als diplomatische Geschenke. In diesem Zeitraum gewährte der König seinen Ministern Alexander Joseph Graf von Sulkowski (1695–1762) und Heinrich Graf von Brühl (1700–1763) das Recht, Service für die eigene Hofhaltung bei der Manufaktur in Auftrag zu geben.1735 bestellte Sulkowski ein umfangreiches Speiseservice das mit seinem Familienwappen geziert war. Es war das erste Mal, dass Geschirrformen in Anlehnung an oder gar als Kopien wertvoller Silberserviceteile modelliert wurden. Es war Heinrich Graf von Brühl zu verdanken, dass diese Entwicklung ab 1737 stetig vorangetrieben wurde. Service wurden als diplomatische Geschenke überreicht, die man mit dem Wappen des Begünstigten dekorierte.

Im Rahmen der merkantilistischen Bestrebungen Augusts des Starken sollte das in Meissen erfundene Porzellan für Sachsen eine wichtige Rolle einnehmen. Trotz der Tatsache, dass es in der tradierten Materialhierarchie nicht vorgesehen war, wurde das Porzellan zunehmend in die höfische Tafel integriert. Auch seine Rolle als Repräsentationsmittel sollte etabliert werden, um den Wert und die Bedeutung der sächsischen Erzeugnisse öffentlich demonstrieren zu können. Dies gelang, indem zuerst der sächsische Adel dem Beispiel des Königs und seiner Minister folgte und schließlich immer mehr europäische Fürsten Service bei der Meissener Manufaktur in Auftrag gaben. Der Besitz und die Zurschaustellung einer umfangreichen Tafelausstattung aus Porzellan entwickelte sich auf diese Weise zu einem wichtigen Statussymbol des Adels, der die bei der Manufaktur bestellten Service mit seinen Familienwappen schmücken ließ.

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