1921 Amsterdam - 2006 Zürich
Modern | Post War | Contemporary
am
27.11.2024,
Los
30
Taxe: € 150.000
APPEL, KAREL
1921 Amsterdam - 2006 Zürich
Titel: Gelukkige dag.
Datierung: 1964.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 114 x 146,5cm.
Bezeichnung: Signiert unten mittig: appel. Betitelt auf dem Keilrahmen oben links: Gelukkige DAg.
Rahmen/Sockel: Atelierleiste.
Provenienz:
- De Beyerd, Breda (heute: Stedelijk Museum Breda; direkt vom Künstler)
- Christie's, Amsterdam, 2586. Auktion, 03.06.2003, Lot 381
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Ausstellungen:
- Städtische Kunstgalerie Bochum, 1965, Kat.-Nr. 65 (Aufkleber)
- Kunsthal Charlottenborg, Copenhagen 1965, Kat.-Nr. 76 (Aufkleber)
Literatur:
- Ausst.-Kat. Karel Appel, Gemälde, Städtische Kunstgalerie Bochum, Bochum 1965, Kat.-Nr. 62 (hier abweichend betitelt)
- Charakteristische Bildwelt Appels aus der frühen Schaffensphase seines internationalen Durchbruchs
- Vielschichtiges Sujet in leuchtender Farbigkeit
Revolutionär der Nachkriegskunst
Karel Appel, ein bedeutender Vertreter der europäischen Nachkriegskunst und Mitbegründer der Künstlergruppe CoBrA, erschuf mit seinem expressiven, rohen Stil ein unverwechselbares Oeuvre, das die Kunstwelt nachhaltig beeinflusste. Besonders in der Nachkriegszeit, geprägt von einem existenziellen Bedürfnis nach Freiheit und der Ablehnung traditioneller Konventionen, entwickelte Appel eine Kunst, die sich durch impulsive und ungezähmte Pinselstriche auszeichnete.
Er war inspiriert von der "Art Brut", der Kunst von Außenseitern und Kindern, und wandte sich gegen jegliche akademische Formgebung. Dies führte zu einer tiefen Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz und Emotionen, die er auf Leinwand in Form von intensiven Farben und wilden Kompositionen festhielt. In den 1960er Jahren, zur Zeit seines internationalen Durchbruchs, begann Appel vermehrt in den USA und Europa auszustellen und fand Anerkennung für seine ungestüme Bildsprache, die sich konsequent dem Rationalen entzog und direkt aus der Intuition schöpfte.
"Gelukkige dag - Happy Day"
In der Darstellung des Werks fällt in der linken Bildhälfte eine blau-gelb-rote Struktur auf, die als abstrahierte Ente interpretiert werden kann. Diese Ente scheint frontal dargestellt, während ihr Kopf zur Seite geneigt ist. Rechts hingegen erscheint eine Figur, deren offenen Augen und der schwarze, weit aufgerissene Mund eine verstörende, fast unheimliche Wirkung entfalten. Diese visuelle Spannung steht im Kontrast zum fröhlichen Titel des Werks, was auf eine bewusste Gegenüberstellung von Appel hinweist. Während der Titel eine heitere Szene suggeriert, vermittelt die rechte Figur eine beklemmende, fast surreal-alptraumhafte Stimmung. Dieser Bruch zwischen der äußeren Erwartung und dem emotionalen Gehalt des Gemäldes ist typisch für Appels Stil, der oft Gegensätze wie Freude und Unbehagen miteinander verschränkt. Die figurativen Andeutungen verschwimmen in einer intensiven Farbexplosion, die das Bild sowohl faszinierend als auch verstörend wirken lässt.
"Gelukkige dag" fordert den Betrachter auf, über die oberflächliche Harmonie hinaus die tieferen, ambivalenten Schichten des Gemäldes zu erforschen und lädt den Betrachter ein, in die emotionale Welt Appels einzutauchen und sich von der spontanen Energie des Werks mitreißen zu lassen. Diese Arbeit zeigt eindrucksvoll, warum Appel zu den bedeutendsten Künstlern seiner Generation zählt: Er schuf Werke, die über die bloße Darstellung hinausgingen und zu einer tiefen, fast körperlichen Erfahrung für den Betrachter wurden.
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