Johannes Molzahn - Auktion 317 Los 106, 50256-2, Van Ham Kunstauktionen
Johannes Molzahn: Auktion 317, Los 106 aus unserer Rubrik: Mod. Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle
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Johannes Molzahn - Auktion 317, Los 106

1892 Duisburg - 1965 München

Moderne Kunst / Zeitgenössische Kunst
am 28.11.2012, Los 106
Taxe: € 58.000
Ergebnis: € 74.820
(inkl. Aufgeld)

Molzahn, Johannes
1892 Duisburg - 1965 MünchenParabel I. Öl. Leinwand. 127 x 152cm. verso unten Johannes Molzahn 1948 New York "Parabel 1948": Rahmen.


Provenienz:
Nachlass Molzahn
Privatsammlung, Deutschland

Ausstellungen:
Hessisches Landesmuseum Darmstadt/Städtisches Kunstmuseum, Duisburg/Folkwang-Museum, Essen u.a. 1956, Kat.-Nr. 31 ("Parabel II, 127x152cm") (?)
Galerie Inge Ahlers, Mannheim 1957, Nr. 13 ("Parabel II")
Goethe House New York, 1970, Nr. 32
Katholische Akademie in Bayern, Kardinal-Wendel-Haus, München 1972, Nr. 40
Galerie Nächst St. Stephan, Wien 1973
Neue Galerie, Landesmuseum Joanneum, Graz 1973, Kat.-Nr. 41, Abb.
Ostdeutsche Galerie Regensburg ,1974, Kat.-Nr. 60, Abb. ("Parabel 1948-I")
Kunsthalle Nürnberg, 1977, Kat.-Abb.
Obere Galerie-Haus am Lützowpark Berlin, 1984, Kat.-Titelbild
Wilhelm-Lehmbruck-Museum der Stadt Duisburg, 1988, Kat.-Nr. 67, Abb. (s/w) S. 108

Literatur:
Gries, Christian: Johannes Molzahn (1982-1965) und der 'Kampf um die Kunst' im Deutschland der Weimarer Republik (mit einem Werkverzeichnis der Gemälde), Diss. der Universität Augsburg 1996, Wvz.-Nr. 279A, Abb.
Ausst.-Kat. Das malerische Werk von Johannes Molzahn, Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg 1988, Kat.

-Nr. 67, S. 139, Abb. S. 108
Diözesanmuseum für christliche Kunst des Erzbistums München und Freisingen (Hrsg.): Johannes Molzahn - Letzte Werke, Freisingen 1985, S. 40f
Schade, Herbert: Johannes Molzahn - Einführung in das Werk und die Kunsttheorie des Malers, München 1972, S. 9 und 118, Abb. 64 ("Parabel").

Als Johannes Molzahn 1938 in die USA auswandert, ist er dort kein unbekannt. Durch die Vermittlung von Katherine Dreier (Sociéte Anonyme Yale, USA), die er 1920 im Freundeskreis um den "Sturm"-Galeristen Herward Walden kennengelernt hatte, wurden seine Werke u.a. in zwei New Yorker Ausstellungen gezeigt: 1927 in der "International Exhibition of Modern Art" im Brooklyn-Museum und 1931 in der "German Painting and Sculpture" im Museum of Modern Art. Mit Hilfe von Katherine Dreier und den schon emigrierten "Bauhaus"-Freunden Walter Grpius und László Moholy-Nagy findet er in der Neuen Welt schnell Anschluss. So nimmt Molzahn eine Gasprofessur an der University of Washington in Seattle an. Nach dem Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg siedelt Molzahn dann nach New York über. Dort lebt und arbeitet er bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland 1959, wobei er 1943/44 als Lehrer an der School of Design ("Neues Bauhaus") in Chicago und von 1947-1952 an der School for Social Research in New York in tätig ist.

Entscheidend für Molzahns malerische Entwicklung in den 1940er Jahren ist sein Erleben der unendlichen Weite Amerikas. Dies schlägt sich in den nun weiten Horizonten und tiefen Perspektiven seiner Bildwelten nieder. Waren schon frühere Bilder von seiner Idee eines in die Unendlichkeit reichenden Raumes geprägt, so wird dieser jetzt für ihn reale Erfahrung. So schafft er Illusionen von grenzenlosen, hell erleuchteten Räumen, in denen Silhouettenfiguren in Lichtbahnen zu schweben scheinen. Die stärkere Farbigkeit und malerischen Elemente sowie die Verbindung von expressiven und konstruktiven Formen kennzeichnen das Werk dieses Jahrzehnts.

Ab etwa 1944 beginnt Molzahn, die Raum-Lichtbrechungen durch lineare, prismatische Skalen von lichten Farbtönen zu formulieren, so dass geometrische Gitternetze den Kompositionen zugrunde liegen. "Farbe und Form halten das gespannte, oft divergierende Gerüst der Bilder zusammen, begrenzen den Drang ins kosmische durch den Versuch zur Systematisierung der Mittel. Die Bilder werden Felder formaler Aktionen: verschiedene Blickpunkte reißen die Fläche auf, Strukturen begegnen und schneiden sich, Spannungen entstehen durch plötzlich gestörte Parallelen, Harmonien schlagen unvermittelt in Kontraste um. Die Formen existieren gleichermaßen als Gegenstand wie als Symbol, die Realität wirkt als Gleichnis." (Vogt, Paul: Geschichte der deutschen Malerei im 20. Jahrhundert, Köln 1989 (3. Auflg.), S. 252f.)

Dies trifft in besonderem Maße auf "Parbel I" zu, eines der wichtigsten Gemälde des Jahrzehnts: Über dem tief liegenden Horizont einer weiten Landschaft schweben zwei mächtige, miteinander ringende Gestalten. Deren "Schatten"-Bild findet sich auf der Erde wieder, wobei die Figuren selbst aus der Achse gedreht sind und ihre Farbgebung "spiegelverkehrt" erscheint - man könnte also auch zwei Kämpferpaare sehen. Umgeben bzw. eingefügt sind sie in verschiedene Gitterstrukturen, die in der Bildmitte aufbrechen. Die perspektivische Linienführung zu einem einzigen Fluchtpunkt mag den Eindruck steiler Fensterfassaden von Hochhäusern erwecken, was Mohlzahn nicht beabsichtigt hat.
Bei dem Figurenpaar handelt es sich um jene Helden, die der Künstler fast zehn Jahre zuvor in dem Gemälde "Herakles und Antaíos" darstellte. Wie damals, verarbeitet er auch jetzt zeitgeschichtliche Ereignisse. Nunmehr bezieht er sich auf die "Berliner-Blockade" 1948/49, mit der die Sowjetunion die Westmächte dazu zwingen will, auf die Gründung eines westdeutsche Staates zu verzichten. Im selben Jahr malt Molzahn das Pendant "Parabel II". Mit diesen Werken wendet er sich ein letztes Mal der bildlichen Wiedergabe von Zeitgeschehen zu.

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