Emil Nolde - Abendhimmel ueber der Marsch, 80196-1, Van Ham Kunstauktionen
Emil Nolde: Abendhimmel über der Marsch aus unserer Rubrik: Mod. Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle
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Emil Nolde - Abendhimmel über der Marsch

1867 Nolde - 1956 Seebüll

Modern | Post War | Contemporary
am 27.11.2024, Los 15
Taxe: € 100.000
Ergebnis: € 105.600
(inkl. Aufgeld)

NOLDE, EMIL
1867 Nolde - 1956 Seebüll

Titel: Abendhimmel über der Marsch.
Datierung: 1930/35.
Technik: Aquarell auf Japan.
Maße: 35 x 48cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: Nolde.
Rahmen/Sockel: Rahmen.


Zu diesem Werk liegt ein Fotozertifikat in Kopie von Prof. Dr. Martin Urban, Emil und Ada Nolde Stiftung, Seebüll, vom 11.04.1985, vor.

Provenienz:
- Privatsammlung Rheinland (um 1930 erworben)
- Privatsammlung Frankfurt
- Hauswedell & Nolte, Hamburg, 259. Auktion, 06.-08.06.1985, Lot 1186
- Fisher Fine Art, London (1985 vom Vorherigen erworben)
- Privatsammlung Deutschland (1985 vom Vorherigen erworben)
- Christie's, London, Auktion 28.11.1989, Lot 142
- Privatsammlung Schweiz (1989 vom Vorherigen erworben)
- Galerie Neher, Essen (1990 vom Vorherigen erworben)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (1990 vom Vorherigen erworben)

Ausstellungen:
- Galerie Thomas, München 1990
- Westfälisches Landesmuseum, Münster 1991/92

Literatur:
- Ausst.-Kat. Galerie Thomas, 25 Jahre danach, Galerie Thomas, München 1990, Kat.-Nr. 34, Abb
- Weltkunst Verlag (Hrsg.): Kunstpreis-Jahrbuch 1985, Deutsche und internationale Auktionsergebnisse, Band 40.1, München 1985, S. 323
- Repro-Holland BV (Hrsg.

): World Collectors Annuary, Volume XXXVI, Delft 1985, S. 274
- Weltkunst Verlag (Hrsg.): Kunstpreis-Jahrbuch 1990, Deutsche und internationale Auktionsergebnisse, Band 45.1, München 1985, S. 320


- Die mystische Naturerfahrung Noldes kommt in seinen leuchtenden Marschlandschaften besonders gut zum Ausdruck
- Geschlossene Provenienz
- Seine virtuose Aquarellmalerei und der gekonnte Umgang mit Farbe machen seine Werke unverwechselbar

Fantastischer Norden
Einer der führenden Vertreter des Expressionismus erlangte Emil Nolde, dessen Künstlername sich auf sein nordschleswigsches Heimatdorf Nolde bezieht, vor allem durch Gemälde und Aquarelle von Blumen und Landschaften Bekanntheit, deren ausdruckstarke Qualität durch die intensive Leuchtkraft der Farbe entsteht.
Seine Kunst entwickelte Nolde aus sich selbst heraus, jegliche Vorstöße, eine akademische Ausbildung zu erlangen blieben ohne Konsequenz. Nolde blieb Autodidakt, stets der Freiheit der eigenen Selbstverwirklichung zugewandt. Zeitweise war er als Holzbildhauergehilfe und Schnitzer tätig, seine Wanderjahre führten ihn nach München, Karlsruhe und Berlin, wo er in Möbelfabriken arbeitete. In St. Gallen/Schweiz befasste er sich eingehend mit der Bergwelt und ihren Bewohnern in kleinen Studien und Aquarellen, die sich stilbildend auf sein weiteres Schaffen auswirken sollten. Obwohl Nolde private Kunsteinrichtungen in München und Paris besuchte, passte sich seine künstlerische Entwicklung keiner Schule an. Vorwiegend betrieb er Eigenstudien vor Originalen, losgelöst vom vorherrschenden Kanon. Prägend war für ihn die eigenwillige Malerei des Belgiers James Ensor und des Norwegers Edvard Munch. In Berlin beeinflussten ihn die Objekte und Figuren im Völkerkundemuseum, spätere Eindrücke von Südseereisen schlagen sich ebenfalls in seinem Schaffen nieder. Insbesondere aber war Nolde der phantastischen, dämmerigen Stimmung des Nordens verbunden. Er ließ sich zunächst auf der Ostseeinsel Alsen nieder, spätere Wohnsitze bezog er in Utenwarf und Seebüll. Während zahlreicher Aufenthalte an der deutschen und dänischen Küste entlockte Nolde kleinen Fischerdörfern und Strandorten immer neue Ansichten. In der wechselvollen Marschlandschaft offenbarten sich ihm Geister und Gesichter, oft ist sein Werk von grotesken Gestalten bevölkert. Es entstehen Bilder einer belebten Natur, aber auch mystische und religiöse Themen bestimmen durchgehend seine Inhalte. Nolde grenzte sich vom deutschen Impressionismus ab, den er als deutsch-französische Zwitterkunst begreift, in dem er seine bäuerliche Herkunft betonte, die einen besonders authentischen Zugang zur Wirklichkeit und ihre unverfälschte, lebensnahe Wiedergabe ermöglichte. Obwohl er nur kurz der Künstlervereinigung "Die Brücke" angehörte, behielt Nolde durchgehend die expressionistische Grundauffassung einer Einheit von Kunst und Leben bei.

Koloristisches Feuerwerk
Das vorliegende Aquarell verbindet Naturnähe mit der unverhohlenen Freude am Farbspektakel. Die Ansicht eines Himmels, dessen Farbwerte und Lichteffekte sich in der Zeit der Dämmerung schnell verändern, wirkt ganz für sich, ohne Bezug zur Landschaft, ohne konkreten Verweis auf einen Ort oder Gegend. Kein Haus, kein Tier, kein Mensch ist zu sehen, jegliche Figürlichkeit von der Bildfläche verbannt.
Nolde gibt den Natureindruck als reine expressive Abstraktion in dramatischen Kontrasten wieder. Das brennende Rotorange des Sonnenuntergangs wird langsam vom nächtlich kühlen Tiefblau eintretender Dunkelheit verdrängt und lodert in einem letzten lichten Leuchten auf. Die Komposition besticht als koloristisches Feuerwerk, als malerische Antwort auf das Himmelsgeschehen. Noldes spontane künstlerische Reaktion auf die überwältigende Sinneserfahrung des rasch schwindenden Szenarios schlägt sich in der Flüssigkeit des Aquarells nieder, mit der die flüchtigen Farben rauschhaft zu Papier gebracht werden. Das Motiv wird von der Magie der Farbe geradezu absorbiert und löst sich auf. Übrig bleibt das landschaftliche Stimmungsbild als ekstatische Feier von Licht und Farbe.
Bettina Haiss.

Profilbild Johann Herkenhöner

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