1922 Warschau - 2015 Warschau
Modern | Post War | Contemporary
am
27.11.2024,
Los
32
Taxe: € 80.000
FANGOR, WOJCIECH
Warschau 1922 - 2015
Titel: "B23".
Datierung: 1965.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 130 x 130cm.
Bezeichnung: Signiert, betitelt und datiert verso oben rechts: FANGOR B23 1965.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Die Arbeit ist auf der offiziellen Internetseite des Künstlers aufgeführt.(www.fangorfoundation.org)
Provenienz:
- Galerie Wilm Falazik, Bochum (Aufkleber)
- Privatsammlung Hessen
Ausstellungen:
- Galerie Wilm Falazik, Bochum 1965
- Faszinierende Arbeit vom großen polnischen Künstler der Op-Art
- Seit Jahrzehnten in familiärem Privatbesitz und erstmals wieder auf dem Kunstmarkt angeboten
-Typisches illusionistisches Werk, das mit seiner chromatischen Präsenz in den Raum hinein wirkt
- Werke des Künstlers sind u.a. vertreten im MoMA in New York, im Museum of Modern Art, San Francisco und im Nationalmuseum, Warschau
Der Weg zur Abstraktion
Als einer der bekanntesten polnischen Künstler des 20. Jahrhunderts, erlangte Wojciech Fangor als Vertreter der Op Art internationale Anerkennung. Seine der figürlichen Malerei gewidmeten Anfänge waren während des Zweiten Weltkriegs stark eingeschränkt. Trotz der erschwerten Bedingungen nahm Fangor privaten Malunterricht und erhielt 1946 sein Diplom an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau.
Nach dieser klassisch orientierten akademischen Ausbildung war sein Stil dem "Sozialistischen Realismus" verpflichtet, bis er mit der Entspannung des politischen Klimas nach dem Tod Stalins eine eigene Bildsprache entwickelte. So begann er in den 1950er Jahren Form und Farbe aus ihrer gegenständlichen Zuweisung zu lösen, während er den Raum als künstlerisches Material erkundete und ihn zum integralen Bestandteil seines Werkes machte. So ersann Fangor gemeinsam mit dem Architekten Stanis?aw Zamecznik mit "Studium des Raums" (1958) eine radikale Intervention, in der erstmals in Europa in einer Art Environment abstrakte Gemälde an freistehenden Stellagen im Außenraum arrangiert waren. Die Malerei wurde in die Umgebung einbezogen, um nach phänomenologischen Aspekten den Raum zu strukturieren und körperlich erfahrbar zu machen.
Als Mitbegründer der Polnischen Schule für Plakatkunst setzte er sich mit grafischen Gestaltungsmitteln auseinander, bis schließlich, ganz in der abstrakten Kunst angekommen, die Beschäftigung mit optischen Effekten und visuellen Wahrnehmungsphänomenen im Zentrum von Fangors künstlerischem Schaffen stand. Mitte der 1960er Jahre emigrierte er in die Vereinigten Staaten und kehrte erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs in den 1990er Jahren nach Polen zurück. Sein malerisches Hauptwerk entstand während der 1960er und 1970er Jahre, als er seiner Faszination für optische Täuschungen nachging und das Wechselspiel zwischen Raum und Farbe zum künstlerischen Untersuchungsgegenstand machte.
Pulsierende Kreise und Raum außerhalb des Bildes
Ausgehend von Experimenten mit Sinneserfahrungen erzeugte Fangor faszinierende wie irritierende Effekte zur Aktivierung des Bildraumes durch Farbe und Licht, die sich zugleich auf den subjektiven Raumeindruck des Betrachters auswirkten. Motive wie Kreise, Wellen und Streifen scheinen mit der Airbrush-Pistole gesprüht, sind aber mit feinster Pinseltechnik aufgetragen. In ihrer Anordnung erprobte er auf immer neue Weise die Wirkung von leuchtenden und gedämpften Farben, variierte den Grad der Sättigung und Helligkeit. Umgeben von dunstigen, verschwommenen Rändern, dehnen sich etwa Kreise pulsierend aus, um sich dann wieder auf einen Kern zurückzuziehen. Konturen lösen sich in diffusen, vibrierenden Farbverläufen auf und ergeben Momente räumlicher Verunsicherung. Durch diese Dynamisierung der Formen zwischen Expansion und Konzentration interagieren sie mit dem Raum: Die Werke von Fangor scheinen die Zweidimensionalität zu überwinden und nehmen eine "neue Dimension" an, wie Josef Albers, Freund und prominentester Fürsprecher Fangors, erkannte. (zit. nach Waleczek, Agata: "Diese Bilder sind ein Test für Ihren Sehnerv" in: Die Welt 24.09.2017, https://www.welt.de/kultur/kunst/article168980866/ (10.10.2024))
Bei anhaltender Betrachtung verwandeln sich die Ringe auf Fangors Gemälde "B23": Sie bauschen sich auf und lösen sich als eigenständige, voluminöse Erscheinungsformen aus dem weißen Malgrund, um vor- und zurückzuspringen und isoliert über diesem zu schweben. Die Wirklichkeit von Fangors "positivem Illusionsraum" (Positive Illusory Space), wie er ihn selbst nannte, ist ausschließlich physisch und psychisch - außerhalb der Grenzen des Bildes - erlebbar. Die von Fangor eingeführten optischen Effekte irritieren und steigern zugleich die Wahrnehmung - und korrespondieren mit den seinerzeit in der US-amerikanischen Gegenkultur zur Bewusstseinserweiterung weitverbreiteten psychedelischen Halluzinationen.
Als bisher einzigem polnischen Künstler richtete 1970 das Guggenheim Museum diesem innovativen Künstler eine umfangreiche Einzelausstellung aus. "Sollte ich in der Malerei irgendetwas erreicht haben, so nicht im Sinne eines bedeutungsvollen Zeichens, sondern auf dem Gebiet der sinnlichen Seherfahrung." (Wojciech Fangor in einem Brief an seine Frau Krystyna, 1969, zit. nach: fangorfoundation.org).
Bettina Haiss.
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525. Modern | Post War | Contemporary,
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