1919 New York - 1996 Key West
Modern | Post War | Contemporary
am
06.06.2024,
Los
26
Taxe: € 60.000
Ergebnis: €
132.000
(inkl. Aufgeld)
COPLEY, WILLIAM NELSON
1919 New York - 1996 Key West
Titel: Horse Fair.
Datierung: 1955.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 97,5 x 145cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert innerhalb der Darstellung oben rechts: CPLY 55.
Wir danken Herrn Anthony Atlas, William N. Copley Estate, New York, für die freundliche, wissenschaftliche Unterstützung.
Provenienz:
- Nachlass Max Ernst (seit 1976, direkt vom Künstler)
- Sammlung Dorothea Tanning
- Seitdem in Familienbesitz
- Frühes Werk aus seiner wichtigen Pariser Zeit
- Aus dem Nachlass des Künstlerfreundes Max Ernst
- Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten
- Charakteristisch für Copleys provokativ-ironischem Umgang mit gesellschaftlichen Wertvorstellungen
Copley und das Motiv der Pferde
William Copley wuchs in einem reichen Haushalt auf, und er genoss eine vorzügliche Schul- und Universitätsausbildung. Bereits mit 17 Jahren war er ein guter Polospieler und begeisterte sich so sehr für Pferdesport, dass er - auch aufgrund seiner geringen Körpergröße - für kurze Zeit mit dem Gedanken spielte, Jockey zu werden. Pferde spielten seit seiner Jugend eine wichtige Rolle in seinem Leben. Copley hatte einen Abschluss in Literatur an der Universität in Yale gemacht und kam erst im Alter von 26 Jahren mit Bildender Kunst in Berührung.
Als Maler war er Autodidakt. Pferde tauchen schon früh in seiner Malerei auf - "Crossing the Bar", 1953, "Love of Four Horses", 1956, und "Lady Chatterly's Horse", 1960 sind einige der wichtigeren Beispiele - und auch das hier vorgestellte noch in Frankreich entstandene Gemälde ist ein wichtiger Beleg für seine Vorliebe. Er war fixiert auf die Darstellung der Hinterteile, und diese Fixierung überlagerte sich gelegentlich mit der Darstellung von üppigen Frauen. Die sehr selbstbewusste Aktfigur in der linken Bildhälfte verweist bereits darauf. Sie ist einen Kopf größer als der etwas missmutig dreinblickende Pferdetrainer, der zwei lange Reitgerten hält und sich mit Baskenmütze, Gauloises und Menjou-Bärtchen deutlich als Franzose zu erkennen gibt. Die Malweise changiert zwischen Naivität und Raffinesse und gibt sich deutlich als Arbeit eines ungeschulten Malers zu erkennen. Seine Figuren sind stark konturiert und mit einer Bildsprache ausgeführt, die an Comics erinnert. Copley (oft nur "CPLY" genannt) selbst wollte mit der Malerei nicht zuletzt auch seine Sprache bildhafter machen. Seine zahlreichen Aphorismen belegen, dass ihm das durchaus gelang: "There are secret poets like there are secret Drinkers", "I think poets are nicer than other people, but it takes longer to find this out", "I have a very dirty mind. It has brought me neither success nor failure." (William Nelson Copley zit. nach Johannes Gachnang (Hrsg.): William N. Copley, Bern 1980, S. 32-62).
Das Motiv der Pferde zieht sich durch CPLY's gesamtes Werk, und die Verschmelzung von Pferden und Prostituierten wird zunehmend deutlicher. In einer Gruppe programmatischer Zeichnungen, die der Maler dem Verleger und Museumsdirektor Johannes Gachnang schenkte, findet sich auch ein Blatt mit dem Titel WRSES SHW. Bei einem Besuch im Landsitz des Künstlers in Roxbury 1979 ritten Künstler und Direktor gemeinsam aus, was CPLY in dem Gemälde "Votre Directeur" festhielt. Der Titel der Kohlezeichnung "WRSES SHW" verweist gleichzeitig auf "horses" und "whores", und seine latent machohafte Sicht auf die Frauenbefreiung ist in der heutigen Zeit sicher auch etwas anachronistisch, aber mit seinem Sinn für doppelbödigen Humor kam er damit immer noch durch. Im selben Jahr 1979 begann CPLY, anthropomorphe Pferde zu malen, die 1980 in der Ausstellung "Whorses" in der Brooks Jackson Iolas Gallery in New York präsentiert werden. Das Thema der Pferdeschau, wie es in dem bedeutenden Frühwerk "Horse Fair" vorgestellt wird, war ein wesentlicher Fixpunkt im surrealen, comichaften und erotisch aufgeladenen Slapstickuniversum des Künstlers.
Copley und die Surrealisten
Das Bild wurde von Max Ernst direkt beim Künstler erworben. Copley hatte Max Ernst 1948 kennengelernt, als er in Beverly Hills zusammen mit seinem Schwager John Ployardt eine Galerie eröffnete, die Werke von den Künstlern Man Ray, René Magritte, Marcel Duchamp, Max Ernst und anderen zeigte und ein kommerzieller Misserfolg war. Was Copley aber gewann, war die enge Freundschaft zu diesen Meistern des Surrealismus. Er baute eine umfangreiche Sammlung auf, unterstützte andere Künstler finanziell und tauschte seine eigenen Bilder mit seinen Idolen.
Kay Heymer.
Robert van den Valentyn
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