1890 München - 1973 Braunschweig
Modern | Post War | Contemporary
am
02.12.2020,
Los
127
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49.020
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DEXEL, WALTER
1890 München - 1973 Braunschweig
Titel: Komposition "Serie XXVII Nr. 9".
Datierung: 1968.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 82 x 60cm.
Bezeichnung: Signiert unten links: W DEXEL 68. Zudem signiert und betitelt verso auf Keilrahmen: W DEXEL 68 Serie XXVII Nr. 9.
Rahmen/Sockel: Künstlerleiste.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (direkt vom Künstler)
Ausstellungen:
- Bonner Kunstverein und Kunstmuseum Bonn, 1973
- Kestner Gesellschaft, Hannover 1974 (Aufkleber)
- Landesmuseum Münster, 1979
Literatur:
- Wöbkemeier, Ruth/Vitt, Walter: Walter Dexel - Werkverzeichnis, Heidelberg 1995, WVZ.-Nr. 494
- Ausst.-Kat. Bonner Kunstverein und Kunstmuseum Bonn, 1973, Kat.-Nr. 132, o. Abb.
- Ausst.-Kat. Kestner Gesellschaft, Hannover 1974, Kat.-Nr. 239, S. 112, o. Abb.
- Schmied, Wieland (Hrsg.): Malerei nach 1945 in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Berlin 1975, S. 57, Abb.
- Ausst.-Kat. Landesmuseum Münster, 1979, Kat.-Nr. 113, S. 172, Abb.
Walter Dexel studiert zunächst von 1910 - 1914 Kunstgeschichte in München. Parallel zu seinem Studium nimmt er Zeichenunterricht und schafft auf einer Studienreise nach Italien seine ersten Werke. Besonders die Künstlergruppen "Blauer Reiter" und "Die Brücke" prägen in diesen Jahren das Werk Dexels.
Dies ändert sich als er 1921 Theo van Doesburg kennenlernt. Dexel, der zu diesem Zeitpunkt Ausstellungsleiter des Jenaer Kunstvereins war, wendet sich nun zunehmend abstrakt-konstruktivistischen Sujets zu.
Für Dexel rückt die angewandte Kunst immer mehr in den Vordergrund. Es sind Themen wie Reklame, Raumgestaltung, sowie Möbel und Gebrauchsgegenstände, mit denen sich der Künstler im Rahmen seiner Tätigkeit im Kunstverein auseinandersetzt.
Im Jahr 1928 wird Dexel Dozent für Gebrauchsgrafik an der Kunstgewerbe- und Handwerksschule Magdeburg. Als er im Jahr 1935 seine Anstellung verliert, gibt Dexel die Malerei auf. Er soll erst in den 1960er Jahren wieder selbst künstlerisch tätig werden. Es war wohl die "Sturm"-Erinnerungsausstellung von 1961 die das Feuer der Kunst in Dexel erneut entfacht. Hatte er sich nach dem Krieg vorrangig noch mit der Formgebung von Haushaltsgegenständen befasst, knüpft er nun wieder an den konstruktivistischen Ansatz an.
Den Einstieg suchend, nimmt sich Walter Dexel zuerst frühen Gemäldeentwürfen sowie im Weltkrieg verschollener Werke an und malt diese neu. Auch die Werkreihe "Serie XXVII", aus der die angebotene Arbeit Nr. 9 stammt, hat ihre Wurzeln in einem 1927 geschaffenen Schlüsselwerk. Dexel wählt ganz gezielt für die Betitelung seiner späten Serie die römische Kennziffer als Bezugspunkt zum Frühwerk. Die arabische Ziffer 9 drückt hier die Nummerierung innerhalb der Werkreihe aus. Dient die Farbe Schwarz im Frühwerk als reiner Hintergrund kann es durch seine starke Präsenz im Spätwerk als pessimistisches Kommentar der "modernen" Lebensformen gesehen werden, welche Dexel sicher nicht guthieß. Dies aber wiederum wiederlegt Dexel im Gemälde "Komposition Serie XXVII Nr. 9" durch die gekonnte Platzierung der weißen Flächen und farbigen Akzente, welche Luftigkeit und Durchlässigkeit vermitteln. Gerade das leuchtende Orange ist eine oft wiederkehrende Farbe im Oeuvre Dexels. Auch spielt er durch die Wahl von einem mattem und einem glänzendem Schwarz mit dem Auge des Betrachters und verschleiert so die Definition des Hintergrundes und belebt die Komposition. Der untere rechte Winkel, die Komposition stützend, scheint somit vordergründig im Raum zu stehen. Eine wirklich einzigartige neue Herangehensweise. Dexel hat es somit geschafft, als Rezipient seiner alten Bilder, 51 Jahre später - ein Zeitraum, in dem sich die Betrachtung der Kunst grundlegend verändert hat - einen Bildraum zu schaffen, in welchem sich Fläche und Grund zeitgemäß in einer neuen freieren Form konzipieren lässt. (Vgl. Wibkemeier, Ruth/Vitt, Walter: Walter Dexel-Werkverzeichnis, Heidelberg 1995, S. 65-89).
Exemplarisch steht das hier angebotene Werk für die jahrzehntelange Entwicklung der Form, an welcher der Künstler unermüdlich, wenn auch zumeist verkannt, gearbeitet hat. Erst im letzten Jahrzehnt seines Lebens avanciert der Künstler zu einem anerkannten Wegbereiter des Konstruktivismus und konnte so immerhin einen kleinen Vorgeschmack auf die Rezeption und Würdigung seines künstlerischen Oeuvres erhalten, die auf seinen Tod folgte.
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