1879 Münchenbuchsee - 1940 Muralto/ Tessin
Modern
am
29.05.2019,
Los
38
Taxe: € 150.000
Ergebnis: €
245.100
(inkl. Aufgeld)
KLEE, PAUL
1879 Münchenbuchsee - 1940 Muralto/ Tessin
Titel: Blume im Maerz.
Datierung: 1931.
Technik: Aquarell und Bleistift sowie Tusche auf Velin, auf Karton montiert.
Maße: 47,3 x 33,7cm.
Bezeichnung: Signiert auf Velin oben links: Klee. Datiert, nummeriert und betitelt auf Karton unten Mitte: 1913 N. 6. Blume im Maerz.
Rahmen/Sockel: Rahmen. Im Rahmen beschrieben.
"Blume im Maerz" ist eines der wenigen Werke, bei dem Paul Klee in der Datierung ein Fehler unterlaufen ist. Er schrieb "1913 N.6." auf den Trägerkarton anstatt "1931 N.6.".
Dieser Arbeit liegt ein Fotozertifikat von Dr. Josef Helfenstein (Paul-Klee-Stiftung, Bern) vom 23. Juni 1998 vor.
Provenienz:
- Sammlung Daniel-Henry Kahnweiler, Paris (bis 1938)
- Kunsthandel Karl Nierendorf, Köln/Berlin/New York (ab 1938)
- Spencer A. Samuals & Co., Ltd., New York (bis 1977)
- Sammlung Serge Sabarsky, New York (1977)
- Antonio Gebauer, New Work (ab 1977)
- Galerie Jan Krugier, Ditesheim & Cie, Genf
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Ausstellungen:
- The Art Institute of Chicago 1940, Nr. 123
- Serge Sabarky Gallery, New York 1977, Nr. 10, Abb.
Literatur:
- Paul Klee Stiftung (Hrsg.): Catalogue Raisonné, 1931-1933, Bd.
VI, Bern 2002, WVZ.-Nr. 5491 / 1931, 86 (N6)
"Der Künstler misst der natürlichen Erscheinungsform nicht die zwingende Bedeutung bei wie viele der Kritik übenden Realisten. Er fühlt sich an diese Realität nicht so sehr gebunden, weil er an diesen Form-Enden (der Natur) nicht so sehr den Schöpfungsprozess sieht. Denn ihm liegt mehr an den formenden Kräften als an den Form-Enden." (Paul Klee, 1924)
Geprägt von der Anthroposophie Rudolf Steiners ist Paul Klee davon überzeugt, dass die sichtbare Welt nur ein Gleichnis ist für die eigentliche, dahinterliegende geistige Welt. So versteht er die Kunst als ein visionäres Schauen in geistige Welten. Dabei soll der Gestaltungsprozess - dem Schöpfungsakt der Natur gleich - im Fokus stehen und nicht das Endergebnis (= die Form). In diesem Sinne sucht er in seinen Bildern unter Berücksichtigung des Unterbewussten, die Beziehungen zwischen Linie, Fläche und Farbe im Bildraum zu erfassen.
Hierfür ist das vorliegende Blatt ein wunderschönes Beispiel: Geschlossene wie offene Formen in transparenter Farbigkeit schweben durch luftigen Raum. Teilweise stoßen sie aneinander, überlagern sich oder sind ineinander verschlungen. Straffuren begleiten sie, wobei nicht immer bestimmbar ist, ob sie innerhalb oder außerhalb der Formen liegen. So wie sich Linien, Flächen und Farben durchdringen, so durchdringen sich in Klees typischer Art auf einfache, traumhafte Weise Abstraktion und Wirklichkeit. Spielerisch und humorvoll, aber vor allem poetisch wandelt er hier zwischen den scheinbar unvereinbaren Welten von Abstraktion und Gegenständlichkeit. So mag man vielleicht in einem Moment ein Profil erblicken und dazu die Hals- und Brustpartie, die sich dann, versucht man sich, ihre Konturen mit dem Auge zu erschließen, im nächsten Augenblick wieder auflöst. Auch im Linien- und Flächengefüge oben rechts mag man zunächst den Oberköper einer Figur mit ausgreifenden Armbewegungen erkennen und einen lockigen Kopf mit Hut. Betrachtet man diesen näher, entdeckt man darin eine geöffnet Blüte. Ganz bewusst lässt der Künstler unseren Gedankengängen freien Lauf, denn seine Bildtitel geben nur eine von ihm empfundene Richtung an. Es bleibt an uns, sie zu akzeptieren, anzunehmen, oder neue zu finden.
Robert van den Valentyn
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