1949 Basel
Modern | Post War | Contemporary Art
am
05.06.2023,
Los
43
Taxe: € 90.000
Ergebnis: €
211.200
(inkl. Aufgeld)
CAHN, MIRIAM
1949 Basel
Titel: "Mit Gepäck rennen".
Datierung: 2006.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 135 x 165cm.
Bezeichnung: Monogrammiert, datiert und betitelt verso auf dem Keilrahmen oben: M 5+11.3.06 mit gepäck rennen.
Provenienz:
- Galerie Ulrike Schmela, Düsseldorf
- Privatsammlung Berlin
- Großformatiges Gemälde der Schweizer Ausnahmekünstlerin
- Eindringliches Werk in dem sie physisch-körperliches mit sphärisch-übernatürlichem verbindet
- Werke der Künstlerin befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen, darunter Museum of Modern Art, New York, Tate Modern, London, und Kunstmuseum Basel
- Jüngst wurde die Künstlerin mit einer großen Retrospektive im Palais de Tokyo, Paris, gewürdigt
Die Schweizer Ausnahmekünstlerin Miriam Cahn überzeugt durch ihr eigenständiges, außergewöhnliches Werk sowie durch ihre kompromisslose künstlerische Haltung. Sie setzt sich in ihren Gemälden und Papierarbeiten mit politischen, sozialen und vor allem feministischen Themen auseinander. Im Zentrum ihres Oeuvres stehen menschlich und tierisch anmutende Kreaturen. Sie scheint diese einem Röntgenbild gleich zu durchleuchten; kehrt so das Innerste nach außen, um uns die Fragilität und Verletzlichkeit aller Lebewesen vor Augen zu führen.
Die Künstlerin bildet nicht nur Körper ab, sie setzt auch ihren eigenen Körper in einem performativen Akt zur Herstellung der Darstellungen ein, besonders während ihrer künstlerischen Anfangszeit. Bekannt wurde sie in den 1980er Jahren neben ihren Performances vor allem mit Zeichnungen, in denen sie den für sie typischen Stil entwickelt.
Ab Anfang der 1990er wird auch die Malerei zu einem zentralen Medium der Künstlerin und sie bringt anhand leuchtender Farben Emotionales noch imposanter auf die Leinwand. In ihren seltsamen, stilisierten Gestalten verbindet sie ausdrucksstark Physisch-Körperliches mit Sphärisch-Übernatürlichem. Diese besonderen Wesen wühlen uns auf, ziehen uns in ihren Bann und lassen uns nicht mehr los.
Miriam Cahn ist eine politische Künstlerin, die sich seit den Jugoslawienkriegen der 1990er Jahre mit Themen wie Krieg und Flucht beschäftigt. 2005/06 findet im Kirchner Museum in Davos Cahns Einzelausstellung "Überdachte Fluchtwege" statt. 2006 ist auch das Entstehungsjahr des hier vorgestellten Gemäldes: Im Vordergrund einer dunklen, dystopischen Landschaft ist eine strahlend rote Gestalt zu sehen mit einem blauen Bündel in der Hand. "Mit Gepäck rennen" lautet der Werktitel, der in wenigen Worten das Schicksal von Flüchtenden auf den Punkt bringt.
Keine weitere Gestalt ist weit und breit zu sehen. Vielleicht sehen wir die oder den einzigen Überlebenden eines Krieges? Die Leere im Hintergrund könnte auch den langen beschwerlichen Weg andeuten, den diese Figur schon hinter sich gebracht hat. Symbolisch scheint die innere Leere eines traumatisierten Menschen versinnbildlich zu sein. Das Werk könnte aktueller nicht sein.
Geisterhafte Schatten tauchen hinter der Hauptfigur auf, bedrohlich Arme in die Höhe reckend. Die Schrecken und Traumata des Krieges, vielleicht auch die Alltagsdämonen lauern der Figur auf.
In all ihrer Verletzlichkeit sind Cahns Gestalten jedoch nie Opfer - herausfordernd blickt auch hier das rote Wesen den Betrachtenden selbstbewusst entgegen. Es behauptet eine eigentümliche, starke Präsenz. Die kleine, leuchtend-bunte Gestalt kontrastiert eindrucksvoll den Hintergrund und aus dem Dunkel schälen sich ebenfalls schon hoffnungsvoll Farben und Licht.
Das Oeuvre von Miriam Cahn wird weltweit in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Bereits 1982 wurde Cahn zur documenta 7 eingeladen, zog ihre Werke aus Protest jedoch wieder zurück. 1984 bespielte sie den Schweizer Pavillon auf der Biennale von Venedig und nahm 2017 schließlich auch an der documenta 14 in Athen und Kassel teil - mit einem viel beachteten Beitrag. Miriam Cahn wurde 2022 der 14. Rubenspreis der Stadt Siegen verliehen und jüngst wurde die Künstlerin in einer großen Retrospektive im Palais de Tokyo, Paris gewürdigt.
Robert van den Valentyn
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500. Modern | Post War | Contemporary Art,
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