Europäisches Kunstgewerbe
am
15.05.2019,
Los
1
Taxe: € 9.000
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10.320
(inkl. Aufgeld)
DECKELTERRINE AUF PRÉSENTOIR AUS DEM SOG. MÖLLENDORFF-SERVICE FRIEDRICHS II.
Meissen.
Datierung: 1762.
Meister/Entwerfer: Modell wohl Friedrich Elias Meyer. Bemalung unter Beteiligung von Karl Jakob Christian Klipfel.
Technik: Porzellan, eisenrot, farbig und gold dekoriert.
Beschreibung: Presentoir mit gebogtem Rand und goldenem Schuppenmuster auf eisenrotem Fond. Die steil
aufgestellte Fahne mit 'preußisch-musikalischem' Reliefdekor in Form von Musikalien,
Kriegstrohpäen, wissenschaftlichen Instrumenten und Blumenbouquets in lockeren
Goldkartuschen. Im Spiegel große indianische Blumen in Eisenrot. Die runde Terrine mit
mehrfach gebogtem Grundriss und bombiertem Korpus. Entlang der Schulter entsprechendes
Reliefdekor mit Musikalien und Bouquets sowie Goldschuppendekor. An den Seiten
Rocaillehenkel mit aufgelegten Ranken und Blüten. Die Handhabe des hoch gewölbten Deckels
in Form der Figur einer Nymphe oder Göttin Pomona gearbeitet, umgeben von aufgelegten
Früchten wie Erdbeeren, Kirschen und Trauben.
Maße: Terrine: Höhe 26,5cm, Breite 33cm. Présentoir: ø 39cm.
Marke: Schwertermarke, das Présentoir mit Preßmarke 36 und III geritzt.
Zustand B. Minimal restauriert.
Provenienz:
Privatsammlung Berlin.
Literatur:
- Ausst.-Kat.: Triumph der Schwerter, Meissener Porzellan für Adel und Bürgertum 1710-1815, Pietsch, Ulrich & Banz, Claudia (Hrsg.), Dresden 2010. Zu dem Möllendorff-Service S.293-295.
- Eikelmann, Renate (Hrsg.): Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts - Die Stiftung Ernst Schneider in Schloß Lustheim, München 2004, S.362ff.
- Rückert, Rainer: Meissener Porzellan 1710-1810, München 1966, Kat.Nr.469.
- Wittwer, Samuel: Friedrich der Große und das Meißener Porzellan, in: Keramos, Heft 208, 2010, S.17-80.
Das sogenannte Möllendorff-Service wurde von Friedrich dem Großen im Rahmen einer umfangreichen Bestellung von insgesamt sechs Servicen während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) in Meissen in Auftrag gegeben.
Seinen Namen erhielt es aufgrund der Tatsache, dass Friedrich der Große es Wichard von Möllendorff am 24. Januar 1781 zum Geschenk machte (ebd. S.61). Möllendorff wurde bereits im Jahre 1740 Page Friedrichs II. In den folgenden Jahren durchlief er eine steile
militärische Karriere und konnte während des Siebenjährigen Krieges zahlreiche
Entscheidungen auf dem Feld zugunsten seines Feldherrn wenden.
Am 12. Dezember 1761 wurde das - zunächst für seinen persönlichen Gebrauch gedachte -
"Taffel-Service mit roth Mosaique Rand und rothen Indianischen Bluhmen" also in Auftrag gegeben (Wittwer, 2010, S.54). Aus den, in den Akten des Sächsischen Staatsarchivs detailreich erhaltenen Anweisungen an Kammerkommisar Justus Lorentz ab Dezember 1761 geht hervor, dass der König sehr genaue Vorstellungen hatte was die Gestaltung des Services anbetraf:
"[...] daß auf den gesammten Stücken keine andere Farbe als roth, und zwar von der Couleur, welche des Königs von Polen Majt. vorzüglich lieben, mit Gold untermischet, angebracht werden soll. An statt also bey dem letzten Service, die mosaische oder schuppichte Mahlerey auf dem Rand grün mit Gold ist, soll dieselbe bei diesem neuen Service auf eben die schuppichte Art roth [...] und der schwarze Schatten bey dem grünen hier bey den rothen Schuppen von Gold seyn" (Triumph, 2010, S.294).
Zu dem Service mit "preußisch-musikalischem Dessin" gehörten ursprünglich sechs runde Terrinen mit Présentoir. Heute befinden sich beispielsweise zwei der Terrinen in der Sammlung des Victoria & Albert Museums in London (C.241&A-1921) und eine in der Sammlung des Gardiner Museums in Toronto Canada (Inv-Nr.G83.1.654a-b).
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426. Europäisches Kunstgewerbe,
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