1881 Zwickau - 1955 Berlin
Modern
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30.05.2018,
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Taxe: € 50.000
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(inkl. Aufgeld)
PECHSTEIN, HERMANN MAX
1881 Zwickau - 1955 Berlin
Titel: Seenebel.
Datierung: Um 1922.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Auf Karton aufgezogen.
Maße: 40,5 x 57,5cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: HMPechstein (Initialen ligiert). Verso oben rechts bezeichnet: Nidden 1913.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Provenienz:
- Kurt Reutti, Berlin (bis 1959)
- Privatsammlung Aachen
- Galerie Wilhelm Grosshennig, Düsseldorf (1974)
- Privatsammlung Bad Homburg (1974-1990)
- Lafayette Park Gallery, New York 1990 (Aufkleber; hier betitelt und datiert: Dunes and sun, Nidden, ca. 1921)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (seit 1991)
Ausstellungen:
- Galerie Wilhelm Grosshennig, Düsseldorf 1974/75, Farbabb. S. 27 (Meer mit Sonne, ca. 1917)
Literatur:
- Soika, Aya: Max Pechstein - Das Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. II, 1919-1954, München 2011, WVZ.-Nr. 1922/53 mit Farbabb.
Von den Brücke-Künstlern ist Max Pechstein wohl derjenige, der das einfache Leben in und mit der Natur am meisten liebt. Abseits des hektischen städtischen Treibens findet er schon 1909 in dem ostpreußischen Fischerdorf Nidden sein erstes Arkadien. Die ausgeglichene Lebensart und die Aufenthalte in der freien Natur - auch in den Jahren nach dem 1.
Weltkrieg - geben ihm viel Schaffenskraft. Nachdem Nidden kriegsbedingt an Litauen fällt, entdeckt er 1921 in dem kleinen pommerischen Badeort Leba ein weiteres Paradies, dass ihm bis 1945 zur zweiten Heimat wird. Die in der neuen Umgebung vorgefundene ursprüngliche Natur bietet ihm ein reiches Arbeitsfeld, das ihn zu einem künstlerischen Neuanfang ermutigt. Rückblickend schreibt er über seine Zeit an der Ostsee: "Ich zeichnete und malte die Dünen, das Meer, die Wellenlinien, die Wogenkämme, den schäumenden Gischt, die rudernden, gegen die Elemente ankämpfenden, über den Strand trottenden, Netze flickenden oder im Rettungsboot dahinjagenden Fischer und ihre Frauen und Mädchen beim Bad auf überflutetem Küstensand, die ruhenden Kähne mit ihren steilen Masten, Wolken und Sturm. Meine Kunst, die Arbeit als Fischerknecht und die damit verbundenen Freuden ließen sich nicht voneinander trennen." (Pechstein, in: Reidemeister, Leopold (Hrsg.): Erinnerungen, Wiesbaden 1960, S. 37) So sind seine farbenfrohen und lichtdurchfluteten Bildwelten mit Landschaften am Meer und Menschen bei der Arbeit gemalte Visionen des beglückenden Einklanges von Kunst und Leben.
In unserem Gemälde "Seenebel" zeigt Pechstein seine tiefe Verbundenheit mit der Natur. Mit spontanen, schnellen Pinselstrichen hält er das Gesehene fest. Dabei setzt er keine Konturen und beschränkt seine Palette auf Grüntöne, ein kräftiges Gelb und Weiß sowie ein lichtes Violett. Von der Härte und dem expressiven Überschwang seiner früheren Bildsprache hat er sich nun abgewendet hin zu einer weich bewegten und organisch wirkenden Kompositionsweise. Durch den Verzicht auf stilisierte Formen und die Beruhigung seiner Farbgebung gelangt er zu einer Einheit von Form und Inhalt und bringt das Naturerlebnis eines frühen Morgens am Meer ohne jede dramatische Übersteigerung stark und ausdruckvoll zur Anschauung.
Das Motiv der Wanderdüne im Morgennebel hat Pechstein in vier Gemälden dargestellt, wobei er nicht "einfach nur" verschiedene Variationen malt. Ganz der Tradition der Landschaftsmalerei folgend entwickelt er das Motiv über die Arbeit - von der Pleinair-Studie über die Skizze zum Ateliergemälde: Unser Bild hat er augenscheinlich im direkten Dialog mit der Natur gemalt, denn es weist alle typischen Werkspuren auf - ohne Vorzeichnung bringt er unmittelbar, nass in nass, die Farbe auf die Leinwand; nach Beendigung der Arbeit zieht er die Leinwand auf einen Karton, dann ergänzt er die Malerei bis zu den Kanten und signiert abschließend die Studie. Bei der zweiten Version (WVZ.-Nr. 1922/55; auf Karton, 41 x 58cm) handelt es sich wohl um eine Atelierskizze - in dem fast gleichen Format lässt er das Motiv nahezu unverändert, steigert aber die Farbkontraste und setzt intensive violette und grüne Akzente. Bei der dritten Version, dem ersten großen Leinwandbild (WVZ.-Nr. 1922/54; 67,5 x 80,5cm), greift er auf die Studie und Skizze gleichermaßen zurück. Bei der vierten und letzten Version (WVZ.-Nr. 1922/52; 60,5 x 78,5cm) ergänzt er das Motiv um ein Segelschiff und rückt die Düne und den Strand soweit an den linken Bildrand, sodass sich die Wasserkante entlang der Bilddiagonale von links oben nach rechts unten verläuft. Auch kehrt er die Farbfolge von gelber Sonne und ihrem weißen Reflexlicht um.
Johann Herkenhöner
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