1930 Wendorf
Modern
am
30.05.2018,
Los
271
Taxe: € 200.000
Ergebnis: €
361.200
(inkl. Aufgeld)
UECKER, GÜNTHER
1930 Wendorf
Titel: Ohne Titel.
Datierung: 1978.
Technik: Eingeschlagene Nägel auf Holzplatte, mit Leinen überzogen, weiß gefasst..
Maße: 42 x 42 x 9cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert verso: Günther Uecker 1978. Hier zudem mit einer Widmung und Richtungspfeilen versehen.
Wir danken dem Archiv Günther Uecker, Düsseldorf, für die freundliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Norddeutschland (direkt vom Künstler erhalten)
Günther Uecker hat mit großer Konsequenz und in sensibler und kontinuierlicher Arbeit ein außerordentliches Gesamtwerk geschaffen und zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart. In den frühen 1950er Jahren wendet er sich vom figürlichen Bildinhalt ab. Der Nagel ist zunächst ein Helfer, die bildliche Zweidimensionalität zu überwinden. Im Hauptansatz bleibt er dem Nagel und der Nagelstruktur seither in vielschichtigen Assoziationen verbunden. Überzeugend reduziert er auf ungewohnte Weise seine Kunst auf ein vertrautes Medium uralter handwerklicher Kulturprägung und agiert dabei offen für die Neuformulierung von Werten in der Kunst unserer Zeit.
Mit dem Nagel markiert Uecker einen Punkt zwischen den polaren Prinzipien Licht und Schatten, die für ihn gleichsam von Vernichtung, Tod, Dunkelheit und permanenter Neuschöpfung, Heilung, Reinheit in gegenseitiger Abhängigkeit berichten.
Durch das Wechselspiel von Licht und Schatten entfalten seine Werke eine ganz eigene Dynamik und erhalten eine physisch spürbare ästhetische Präsenz.
Oft entstehen die Nagelobjekte spontan. Die Entscheidungen fallen im Augenblick. Abhängig von Konzentration und physischer Kraft, aber auch von Aggressivität entstehen verschiedenste Felder - bewegt, regelmäßig, gereiht, kreisförmig. Die Aggressivität kann sich gegen das Objekt oder (wo die Nägel oder Steine auf uns gerichtet sind) auch gegen den Betrachter richten.
"Meine Hände sind malendes Werkzeug, die Fingerabdrücke Partituren eines örtlichen Ereignisses. Die Handbewegungen streben ausschweifend in eine gravitätische Kurve und schließen sich zum Kreis. Diese Zeichen auszulöschen durch Zerstörung, wie in einer Schlacht, geben dem Feld einen aufgebrochenen Ausdruck. Das Bild wird als erstarrtes Ereignis wahrgenommen. Der materielle Arbeitsgrund ist sichtbar in seinen Verletzungen. Dieses aufgebrochene Werk wird nun vernagelt. Die Abstände der Nägel ergeben sich durch die Dicke meiner Finger, die Bewegungsmöglichkeiten der Hände bilden Richtungen und Strömungsverläufe. Durch Umgehen der zu benagelnden Stellen entstehen Wirbel und Spiralen. Die Struktur entwickelt sich vom Mittelpunkt des Feldes über seine ganze Fläche." (Uecker 1981, zit. nach: Künstler Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, München 1988/92, S. 15).
Robert van den Valentyn
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