1948 Wien
Modern
am
27.11.2019,
Los
179
Taxe: € 100.000
Ergebnis: €
154.800
(inkl. Aufgeld)
HELNWEIN, GOTTFRIED
1948 Wien
Titel: Epiphanie III (Darstellung im Tempel).
Datierung: 1998.
. Technik: Öl und Acryl auf Leinwand.
Maße: 210 x 311cm.
Bezeichnung: Signiert verso oben rechts auf der umgeschlagenen Leinwand: G. Helnwein. Darunter nochmals signiert auf der Leinwand: G. Helnwein.
Provenienz:
- Jason Lee Collection, Los Angeles
- Privatsammlung USA
Ausstellungen:
- Albertina Museum, Wien 2013
Literatur:
- Schröder, Klaus Albrecht/Lahner, Elsy (Hrsg.): Gottfried Helnwein, Albertina Wien, Ostfildern 2013, S. 136, Kat.-Nr. 77, Abb.
Gottfried Helnwein zählt international zu den renommiertesten österreichischen Künstlern. Seine hyperrealistischen Werke, die von der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, deren Reiz- und Tabuthemen geprägt sind, erschrecken, beunruhigen und faszinieren. Seine Werke sind als Anklage gegen Grausamkeit, gesellschaftliche Missstände und gegen die Geschichte des Nationalsozialismus und Holocaust zu verstehen. Der misshandelte und der Gewalt ausgesetzte Körper sowie der damit einhergehende Schmerz sind zentrale Themen Helnweins. Als Motiv dient oft das verletzbare und wehrlose Kind das stellvertretend alle psychologischen und gesellschaftlichen Ängste verkörpert.
Helnweins Gemälde, die durch seine technische, hyperrealistische Perfektion bestechen, basieren immer auf einer fotografischen Vorlage.
Das hier vorgestellte großformatige Gemälde "Epiphanie III (Darstellung im Tempel)" aus dem Jahr 1998 basiert auf einer Fotografie, die von Granatsplittern entstellte Kriegsverwundete aus dem Ersten Weltkrieg, zeigt die um einen Tisch herumstehen, auf dem ein schlafendes Mädchen liegt. Das Werk entstammt einer dreiteiligen Serie "Epiphanie", die in ihrem Titel auf biblische Episoden der Kindheit Jesu anspielt. Wo in Teil I die Anbetung der Könige und in Teil II die Anbetung der Hirten thematisiert wird, bei denen Helnwein die Könige und Hirten durch hochrangige SS-Offiziere ersetzt, wird in dem vorliegenden dritten Teil die Darstellung des acht Tage alten Jesus im Tempel zum Motiv, wobei Helnwein die biblische Geschichte mit der Ikonografie der Anatomiestunde verbindet. Angelehnt an den Typus des Gruppenportraits aus dem 17. Jahrhundert, gruppiert Helnwein die Kriegsverletzen um das schlafende Mädchen. Durch diese Verknüpfung von Titel und Bildtypus rückt das Thema des Opfers und der Opferung in den Vordergrund.
Die einzigartig eindringliche Wirkung des Gemäldes rührt von der Verbindung der Motive des Schreckens mit dem der Schönheit. Das im Zentrum des 210 x 311cm großen Gemäldes schlafende Mädchen steht im Kontrast zu den um es herum gedrängten verstümmelten Männern. Dieser Kontrast wird durch den Einsatz von Licht und Schatten verstärkt, wodurch sich eine an sich ruhige Momentaufnahme zu einem gewaltigen Drama wandelt und sich so Helnweins polarisierender Pathos entwickelt.
Robert van den Valentyn
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