1877 Berlin - 1962 Murnau
Modern | Post War | Contemporary
am
27.11.2024,
Los
13
Taxe: € 50.000
MÜNTER, GABRIELE
1877 Berlin - 1962 Murnau
Titel: Mit roter Sonne.
Datierung: Um 1935.
Technik: Gouache auf Arches (Wasserzeichen).
Maße: 31 x 48cm.
Bezeichnung: Monogrammiert unten links: MÜ (Künstlersignet). Hier zudem mit Werknummer bezeichnet: LB 5/55.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Das hier vorliegende Werk ist im Arbeitsheft der Künstlerin von 1935 unter der Nr. Pp5 verzeichnet. Wir danken Dr. Isabelle Jansen, Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, für die freundliche, wissenschaftliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (durch langjährige Erbfolge)
- Unikat von unwiderstehlicher Intensität
- Leuchtende Arbeit, die zu den meisterhaften Schaffungen auf Papier zu zählen ist
- Ausdruckstarke Farbraummodulation in unverwechselbarer Bildsprache der Künstlerin
-Aus einer produktiven Schaffensphase in Murnau, in der zahlreiche Landschaften entstanden
Tradition und Avantgarde
Die in Berlin 1877 geborene Gabriele Münter ist neben Paula Modersohn-Becker und Marianne von Werefkin eine der herausragenden Protagonistinnen des Expressionismus in Deutschland. Als Mitbegründerin der Künstlergruppe "Der Blaue Reiter" fand sie den Durchbruch zu einer neuartigen, spontanen Malerei.
Münters Werke zeichnen sich durch kräftige, leuchtende Farben, vereinfachte Formen und eine intensive, emotionale Bildsprache aus, die den Einfluss der Volkskunst und ihrer Auseinandersetzung mit der Natur widerspiegelt. Ihre Malerei vereint Tradition und Avantgarde. Als Schülerin und Lebensgefährtin von Wassily Kandinsky spielt sie eine zentrale Rolle in der Entwicklung der modernen Kunst in Deutschland und beeinflusst die europäische Kunstgeschichte nachhaltig bis heute.
Mit roter Sonne
In Murnau am Staffelsee, wo Gabriele Münter bis zu ihrem Tod 1962 lebt, entstehen zahlreiche Gemälde und Aquarelle. Überwiegend sind es Landschaftsmotive und Stillleben. Das querformatige Aquarell "Mit roter Sonne" zeigt vermutlich den Staffelsee mit einer aufziehenden Morgensonne in weißen Nebelschwaden. Den Vordergrund dieser stimmungsvollen Landschaftsdarstellung prägen grüne Wiesen sowie zwei einzelnstehende Bäume, die das Motiv von beiden Seiten harmonisch einrahmen. Im Bildzentrum liegt der See, dessen Farbigkeit sich in der Darstellung der Gebirgskette, denen für Münter typischen kegelförmigen Bergen, am Horizont widerspiegelt. Dazwischen erstrecken sich sanfte, braune Hügel, die rhythmisch ineinanderfließen. Die rot leuchtende Sonne, die von leichten Nebelwolken umgeben ist, bildet einen spannenden Akzent in der Gesamtkomposition. Die dünn aufgetragenen Farbflächen sind von dunklen Konturen umrandet, die Münter rhythmisch gestaffelt ineinander übergehen lässt oder gegeneinander absetzt, wodurch sie die räumliche Wirkung weitestgehend aufhebt. Durch die bewusste Freilassung des Malgrunds, welcher beige durchschimmert, wird dieser zum wesentlichen Bestandteil der Arbeit und erzeugt eine gewisse Leichtigkeit und Transparenz.
Ein Schwesternstück zu dem angebotenen Werk bildet das Gemälde "Staffelsee mit Nebelsonne" von 1931, welches starke kompositorische Gemeinsamkeiten aufweist (Abb. 1). Im Gegensatz dazu verweist "Mit roter Sonne" jedoch spannenderweise auf eine fehlende menschliche oder tierische Existenz. Nur die Natur selbst ist hier ihren eigenen Kräften ausgesetzt, was auf den Betrachter unglaublich geheimnisvoll wirkt. Auf subtile Weise beschreibt Münter hier eindrucksvoll die Ursprünglichkeit des Lebens und den damit verbundenen immerwährenden Zyklus vom Werden und Vergehen. So schildert Münter nicht nur die reine Atmosphäre eines Nebeltags im Gebirge, sondern auch ihre subjektive Wahrnehmung angesichts des Vorgefundenen.
Johann Herkenhöner
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