1902 Berlin - 1968 Köln
Modern | Post War | Contemporary
am
02.12.2020,
Los
188
Taxe: € 70.000
Ergebnis: €
77.400
(inkl. Aufgeld)
NAY, ERNST WILHELM
1902 Berlin - 1968 Köln
Titel: Elch und Elchkuh.
Datierung: 1935.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 87,5 x 101,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: E W Nay 35. Bezeichnet verso: 1935.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Provenienz:
- Hans Dittmayer, Dresden
- Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt a.M. (1971)
- Privatbesitz
- Galerie Orangerie-Reinz, Köln (1979)
- Privatsammlung Rheinland
Ausstellungen:
- Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, 1971, Kat.-Nr. 73, Abb. und Abb. auf Umschlag
- Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln/Kunsthalle Basel/Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh 1990, Kat.-Nr. 10, Abb. S. 66
Literatur:
- Scheibler, Aurel: Ernst Wilhelm Nay - Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. I 1922-1951, Köln 1990, WVZ.-Nr. 165 mit Abb.
- Nay, Elisabeth: Ein strahlendes Weiß - Meine Zeit mit E.W. Nay, Berlin/Köln 1984, S. 66, Abb.
Ein einmaliges Sujet in Ernst Wilhelm Nays Kunst sind die mythischen Tierbilder, die er um 1934 malt. Nach der vom Surrealismus inspirierten Schaffensphase der frühen 1930er Jahre strebt er bei diesen einen neuen Weg der Bildgestaltung an. Dabei legt er seinen Fokus auf den Formen- und Motivkreis der Außenwelt und verwandelt das konkrete Objekt der sichtbaren Natur malerisch in ein antwortendes Formbild.
So löst er sich vom Naturvorbild und sucht in dessen Details verborgene Chiffren, die er als hieratische Zeichen für die Formenvielfalt der Natur ins Allgemeine erhöht. Zur Steigerung des Ausdrucks seiner Tierbilder findet Nay zu einem rhythmischen, gegliederten Muster, das inhaltlich und formal in einen Dialog von Wechselbeziehungen tritt. Anregungen hierfür findet er bei afrikanischen Geräten und Masken. Bei ihnen entdeckt er, wie die der Kernform folgende und sie wiederholende Parallelriffelung die Macht der Form ungemein steigert und wie zugleich die Gebrauchsform und die dingbestimmende Form aus ihrer Gegenständlichkeit und Alltäglichkeit ins Magische gerückt wird.
Nays Verwandlung des Naturvorbildes in ein chiffreartiges Formbild zeigt eindrucksvoll unser Gemälde "Elch und Elchkuh": Eine einfache V-förmige Horizontlinie, die sich aus zwei aufeinandertreffenden Rundungen ergibt, teilt das Bild in eine Himmel- und Erdzone mit den beiden Tieren. Dieses Oben und Unten entspricht indes nicht mehr dem Vorn und Hinten, wie es unser perspektivisches Raumempfindung nahelegt. Denn die schwarzen Konturen der Tierleiber wie auch das ihnen eingeschriebene schwarze Liniengefüge führen die Bogenlinien weiter, wiederholen sie oder nehmen sie auf, um neue Formen zu bilden. Auf diese Weise verbindet sich die Horizontlinie und das Liniengefüge zu einem Ornament, das in der Fläche fest verankert ist. Somit verliert die Horizontlinie ihre gegenständliche und räumliche Bestimmung als Trennung von Vorder- und Hintergrund. Mit der Kurvatur des Ornaments ist in äußerster Vereinfachung das Gestaltzeichen der stehenden Tiere dargestellt. Die Farbgebung von hellem Graublau des Himmels und von dunklen Brauntönen in Kontrast zu den Rosé-Rot-Tönen verweisen auf den chthonisch-kosmischen Charakter, den Nay seinen Bildern dieser Zeit gibt.
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