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Ernst Wilhelm Nay - "Dynamik Bild"

1902 Berlin - 1968 Köln

Modern
am 27.11.2019, Los 241
Taxe: € 250.000
Ergebnis: € 371.875
(inkl. Aufgeld)

NAY, ERNST WILHELM
1902 Berlin - 1968 Köln

Titel: "Dynamik Bild".
Datierung: 1965.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 160 x 201cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: Nay 65. Sowie signiert, betitelt und datiert verso auf dem Keilrahmen: E.W. NAY - DYNAMIK BILD = 1965..
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.

Provenienz:
- Nachlass des Künstlers (1972)
- Unternehmenssammlung Deutschland (seit 1972)

Ausstellungen:
- Galerie Günther Franke, München 1965, Kat.-Nr. 5 (Aufkleber)
- Holst Halvorsens Kunsthandel, Oslo 1965, Kat.-Nr. 14, Abb. auf Umschlag

Literatur:
- Scheibler, Aurel: Ernst Wilhelm Nay - Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. II 1952-1968, Köln 1990, WVZ.-Nr. 1152, Abb.
- Grohmann, Will: Kunst unserer Zeit - Malerei und Plastik, Köln 1966, Farbtafel 115

"Es ist ein Leben wert, soweit vorzudringen, das das reale Farbbild entstehen kann und die Farbe dabei so klingt, dass ohne besondere Absicht des Künstlers Menschliches anschaubar wird, Menschliches und Kreatürliches in neuer, unbekannter Formulierung." (Nay, Oktober 1967)

Während seines langen Schaffens hat Ernst Wilhelm Nay immer wieder unbeirrt einen Neuanfang gewagt. So unterzieht er auf seinem künstlerischen Höhepunkt ab Mitte der 1960er Jahre mit Vitalität und Disziplin seine Malerei einer letzten Klärung.

Sie führt ihn zu einer radikalen Vereinfachung seines Formenvokabulars und zu einer Reduzierung seiner Farbwahl.

Davon zeugt unser "Dynamik Bild": Nay begrenzt die Palette auf leuchtendes Blau, lichtes Gelb und kräftiges Rot sowie Weiß, begleitet von ein wenig gedecktem Ocker und Grau. Harmonisch fügt er die klar abgegrenzten organisch fließenden Flächen, floralen und spindelartigen Formen sowie runden und ovalen Scheiben aneinander. Hier und da setzt er farbliche Kontrapunkte. Analog zur Musik erzeugt er so einen melodischen Rhythmus, der über die Grenzen des Bildes weiterklingt.
Anders als bei den meisten Gemälden der letzten Jahre gibt Nay dieser Komposition keine streng vertikale Ausrichtung, die einen ruhigen Bewegungsfluss impliziert. Wie der Titel andeutet, geht es dem Künstler hier um Energie, Kraft und Entwicklung. Auch wenn Nay zeitlebens sich gegen zu tiefgehende Interpretationen seiner Werke wehrt, so mögen wir die knospenartigen Gebilde als Metapher für das beginnende Leben und die sich scheinbar ausdehnende und zusammenziehende Doppelspindel als Sinnbild für den Atem, und damit für das Leben an sich, verstehen.

In konsequenter Haltung verfolgt Nay auch in der späten Schaffensphase seine Ideen. Im Streben nach dem Wesentlichen und Überzeitlichen verdichtet er seine Ästhetik der 1950er Jahre nun in reduzierten Kompositionen mit reinen Formen und Farben. Wie bei unserem Gemälde können wir uns deren Strahlkraft und Wohlklang kaum entziehen.

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