Christo Christo Javatscheff - Auktion 337 Los 230, 54693-1, Van Ham Kunstauktionen — Christo: Auktion 337, Los 230 aus unserer Rubrik: Zeitgen. Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle

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Christo - Auktion 337, Los 230

1935 Gabrovo - 2020 New York

Moderne und Zeitgenössische Kunst
am 27.05.2014, Los 230
Taxe: € 70.000
Ergebnis: € 70.950
(inkl. Aufgeld)

Christo (Christo Javatscheff)
1935 Gabrovo

Wrapped Reichstag (Project for Berlin). 1993. Zweiteilige Collage (Stoff, Zwirn, Bleistift, Kohle, Wachskreide, Stadtplan) auf Karton,
auf Holz montiert. 66,8 x 77,5cm und 30,5 x 77,5cm. Jeweils im Plexiglaskasten. Signiert
und datiert auf der kleineren Arbeit unten rechts: Christo 1993. Verso jeweils mit dem
handschriftlichen Copyright-Vermerk des Künstlers und der Datierung sowie einer
handschriftlichen Anleitung zur Hängung der Arbeit versehen.

Provenienz:
Direkt vom Künstler an den jetzigen Besitzer

"Die Anregung zum "Wrapped Reichstag" stammt von Michael Cullen. Welche Bedeutung hatte das Gebäude 1971 für Sie?
Christo: Ich hatte schon früh eine sehr persönliche Beziehung zum Reichstag, weil ich aus Osteuropa stamme. Ich entkam dem Kommunismus in den späten 50er Jahren, und für mich war die Beziehung zum Westen immer etwas Besonderes. Hätte es keinen Kalten Krieg gegeben, wäre ich wahrscheinlich nicht hier, sondern noch in meiner Heimat Bulgarien. Berlin war schon damals für Künstler und Architekten der dramatischste Ort der Welt, an dem sich Ost und West treffen. [...]
Im Vergleich zur traditionellen Kunst, die in Museen eingeschlossen ist, finden wir Ihre Kunst im Freien.

Ihre Werke sind aus dem Raum befreit, aber sind sie nicht zeitlich begrenzt, von kurzem Wert und kurzer Dauer? Christo: Früher war die Kunst überhaupt nicht in Museen zu finden, und es gibt heute neben uns viele Künstler, die versuchen, Kunst aus den Museen in den öffentlichen Raum zu bringen. In unseren Projekten finden Sie Elemente aus der Malerei, aus Bildhauerei, Architektur und Stadtplanung. Die Sourrounded Islands in Florida waren wie ein großes Gemälde. Der verhüllte Pont Neuf glich eher einer Skulptur und war zugleich Architektur. Die Schirme waren wie Stadtplanung: das war wie Dörfer und Städte zu bauen. Mit der zeitlichen Begrenzung fordern wir die Unvergänglichkeit heraus. Kunst im Allgemeinen ist unsterblich. In unseren Arbeiten hingegen steckt auch Abwesenheit und Vergessen. Man wird unsere Werke morgen vermissen, deshalb ist es so dringend, daß sie gesehen werden. Diese Zerbrechlichkeit und Verletzbarkeit wird durch den Stoff ausgedrückt. Die Hüllen geben dem Werk seine nomadische Qualität. Wie Nomaden arbeiten wir im Freien. Die Verwandlung muss für sehr kurze Zeit sein, denn Verwandlung ist etwas vorübergehendes, man kann sich nicht daran gewöhnen. Zum Schluß steckt in jedem Projekt natürlich ein Stück Freiheit: Niemand kann es sich kaufen, niemand kann es kontrollieren, und niemand es besitzen. [...] Was ist für Sie das Aufregendste am Reichstagsprojekt?
Jeanne-Claude und Christo: Es zu sehen! Jeanne-Claude: Das ist der einzige Grund, warum wir es tun: wir wollen es sehen, weil wir glauben, dass es schön sein kann und schön sein wird. Da wir es noch nicht gesehen haben, war das Aufregendste bisher, die Erlaubnis zu bekommen." (Zit. aus: Braun, Markus und Matthias (Hrsg.): Copernicus - Ansichten aus Wissenschaft, Politik, "project wrapped reichstag - unwrapped", Interview Christo und Jeanne-Claude, Berlin 1995, o.S.).

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