1898 Berlin - 1982 Alpbach
Modern | Post War | Contemporary
am
02.12.2020,
Los
56
Taxe: € 25.000
Ergebnis: €
58.050
(inkl. Aufgeld)
SCHOLZ, WERNER
1898 Berlin - 1982 Alpbach
Titel: Mord.
Datierung: 1930.
Technik: Öl auf Karton.
Maße: 75 x 75cm.
Bezeichnung: Datiert unten rechts: 30.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Provenienz:
- Graphisches Kabinett Günther Franke München (Aufkleber)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (Speditionsaufkleber)
- Sammlung Prof. Dr. Christian Eggers, Essen
Ausstellungen:
- Musée des Beaux-Arts, Lyon 1970/71 (Aufkleber)
- Städtische Kunsthalle Düsseldorf 1971 (Speditionsaufkleber)
Werner Scholz ist ein Vertreter des Expressiven Realismus, der in seinen sozial engagierten Bildern mit kritischem Blick die gesellschaftlichen Verhältnisse festhält. So schildert er in den 1920er und beginnenden 1930er Jahren das ausschweifende Leben in der Großstadt Berlin. Doch im Gegensatz zu seinen Malerkollegen Otto Dix, George Grosz oder Max Beckmann tut er dies nicht auf überspitzte und karikierende oder anklagende Weise. Auch das romantische Pathos der "Blauen Reiter"- und "Brücke"-Künstler liegt ihm fern. In starker Expressivität und kraftvollem Gestus beschreibt er mit gedämpften Farben vor allem die Dramatik der existentiellen Einsamkeit und Not des Menschen. Dabei wirken die stille Melancholie und Resignation, die er seinen Darstellungen verleiht, genauso nachhaltig wie die Aggressionen der Veristen.
Ein äußerst eindrucksvolles Beispiel hierfür ist das 1930 entstandene Gemälde "Mord". Zu sehen ist eine liegende Frau in schwarzem Rock und weißer Bluse, auf der sich ein Blutfleck befindet. In Rückenansicht steht links zu ihren Füßen ein Mann mit schwarzer Hose, blauer Jacke und rotem Hut.
In dem quadratischen Bildausschnitt rückt Scholz diese Szene ganz nah an uns heran. Er gibt Opfer und Täter soviel Raum, dass ihre Körper die Grenzen des Gevierts berühren. Auch verzichtet er auf jegliches erzählerische Detail, das auf ein Motiv und auf den Ort der Handlung deutet. So finden wir auch keine Hinweise auf eine sexuell angeregte Tat, wie etwa bei den (Lust)Mordbildern von Georg Grosz. Ganz im Gegenteil. Scholz stellt weder die Frau aufreizend dar, noch gibt er den Mann als selbstbewussten Täter wieder. Vielmehr erweckt er in der geduckten Haltung des gesichtslosen Mannes, der sich davonzuschleichen scheint, den Eindruck, als wisse dieser um das Unrecht seines Tuns. In seiner abstrahierenden und verzerrenden Art und Weise komprimiert Scholz das Dargestellte auf das Wesentliche und erhöht es ins Allgemeine. Dabei geht es ihm weniger um das Bildthema selbst als um die bedrückende Stimmung der alptraumhaften Situation. Zugleich fordert er uns eindringlich auf, über die brutalen Seiten des Alltagslebens in einer Welt nachzudenken, die immer mehr aus den Fugen zu geraten scheint.
Johann Herkenhöner
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