1941 Oels/Niederschlesien - 2010 Köln
Moderne und Zeitgenössische Kunst
am
05.06.2012,
Los
167
Taxe: € 30.000
Ergebnis: €
83.850
(inkl. Aufgeld)
Polke, Sigmar
1941 Oels/Niederschlesien - 2010 Köln
Freundinnen II. 1967. Handkolorierte Offsetlithographie auf festem Papier.
46,2 x 59cm (47,9 x 60,8cm). Ex. Eines von 25 Exemplaren. Signiert und datiert. Galerie h (August Haseke), Hannover (Hrsg.).
Rahmen. - Blatt gleichmäßig minimal gebräunt. An den Kanten leicht gebräunt und minimal bestoßen. Kleiner Wasserfleck im rechten unteren Randbreich. Ansonsten in sehr gutem Zustand. Sehr farbfrisch.
Wvz. Becker/von der Osten, Nr. 4. 1967 gab die Galerie h eine 150er Auflage der
"Freundinnen I" heraus (siehe Wvz-Nr. 3). Die APs dieser Auflage wurden von Sigmar Polke
jeweils individuell in Aquarell überarbeitet und als separate Auflage herausgegeben. Durch
diese Überarbeitung ist jede dieser 25 Graphiken ein Unikat. Das vorliegende Exemplar ist
in der Farbigkeit besonders schön.
In seinem Essay "Printed Matter, or The Art of Communication" (in Sigmar Polke, The
Editioned Works 1963-2000, S. 361-368) beschreibt Matthias Hentschel die frühe
Druckgraphik Sigmar Polkes anhand des Beispiels der "Freundinnen". Er nennt sie
paradigmatisch, da die stilistischen und technischen Elemente, die sie aufweisen, in
Polkes frühen Arbeiten immer wieder auftauchen.
Als Basis für die Graphik diente ein
kleiner Zeitungsausschnitt, wohl eine Werbung, den Sigmar Polke neben der Basis für die
Graphik auch als Grundlage für ein Gemälde von 1965 mit demselben Titel verwendet. Dieses
ursprüngliche Bild vergrößert er für die Offsetlithographie und schafft damit ein neues
feines Punkte-Raster. Die bei der Wiedergabe von Bildern entstehenden und von Graphikern
vermiedenen Moiré-Muster verstärkt Polke hier und modifiziert das Rastermaß, in dem er
die Punkte vergrößert und auseinanderschiebt. Somit emanzipiert er das Bild von der
nachgeordneten und beschreibenden Text-Illustration-Beziehung. Das Bild dient nicht mehr
der Veranschaulichung der Werbebotschaft sondern wird zur eigenständigen Betrachtung
angeboten. Zudem verschiebt sich die Betrachtung weg vom rein Darstellenden, denn die
Punkte sind nun ebenso Teil des Bildmotivs wie die beiden Bikini-Mädchen in dem
Zeitungsausschnitt. Zuletzt ändert sich auch der Kontext von der Werbebotschaft zur
künstlerischen Botschaft, die eine komplett andere Wahrnehmung ermöglicht.
Johann Herkenhöner
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311. Moderne und Zeitgenössische Kunst,
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05.06.2012,
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