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Sigmar Polke - Auktion 300, Los 206

1941 Oels/Niederschlesien - 2010 Köln

Moderne und Zeitgenössische Kunst
am 31.05.2011, Los 206
Taxe: € 40.000
Ergebnis: € 51.600
(inkl. Aufgeld)

Polke, Sigmar
1941 Oels/Niederschlesien - 2010 Köln

Kirchenfenster-Entwurf zu St. Mariä Himmelfahrt in Wesel am Rhein. 1966. Mischtechnik (Aquarell, Kohle, Bleistift) auf Papier. 84 x 180cm. Signiert unten links: Sigmar Polke. Nochmals signiert sowie datiert unten rechts: S. Polke 66. Rahmen.
Im Rahmen beschrieben

Provenienz:
Sammlung Prof. Karl Wimmenauer, Düsseldorf
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen

1950 wurde der Grundstein des Neu- bzw. Wiederaufbaus der Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt in
Wesel gelegt. Die Leitung des Projektes hatte der Architekt Prof. Rudolf Schwarz. Nach
seinem Tod 1961 übernahm sein Schüler und enger Mitarbeiter, der Architekt Karl
Wimmenauer, die Bauaufsicht. Dieser war von 1962 bis 1979 Professor für Baugeschichte an
der Kunstakademie Düsseldorf. Hier lernte er Sigmar Polke kennen, der von 1961 bis 1967 an
der Akademie studierte. Nicht nur von dessen Begabung überzeugt, sondern auch der Umstand,
dass Polke bereits ein ausgebildeter Glasmaler war, bewog Wimmenauer, dem jungen Künstler
1966 den Auftrag für Entwürfe zu den Fenstern der Kirchenvorhalle zu vermitteln - Ein Teil
dieser Aufzeichnungen werden in den folgenden Losen vorgestellt. 1968 wurden Polkes
Vorschläge von der Kunstkommision des Bischöflichen Generalvikats in Münster abgelehnt mit
der Begründung: Sie "erscheinen .

.. dilletantistisch verspielt und ohne künstlerische
Aussagekraft". Da Polkes Malerei zur damaligen Zeit noch umstritten war und eine
Auseinandersetzung mit seiner Kunst im Allgemeinen ausblieb, war den Entscheidungsträgern
eine Anerkennung der tief hintergründigen und geistigen Art des Künstlers wohl nicht
möglich.

Wie die Entwürfe zeigen, arbeitete Polke schon während seiner Studienzeit abseits gängiger
Klischeevorstellungen und war nicht auf ein "Gefallen" aus. Von Anbeginn verfolgte er
kompromisslos eigene Wege. Doch leben seine Werke nicht nur von vorwärtspreschenden
Experimenten, sondern auch von der Aufnahme Altbekanntem. Dies trifft auch auf seine
sakrale Glasmalerei zu. Gerade hier konnte er in den Dialog zwischen zeitgenössischer
Kunst und traditionsbehafteten Architektur treten. Dabei ging es ihm darum, nicht
religiöse Themen zu illustrieren oder in einem modernen Stil nachzuerzählen.
Dementsprechend musste er sich zwangsläufig von der Beschaffenheit sakraler
Gestaltungsrepertoires entfernen. Und noch etwas war für ihn bei der Gestaltung wichtig.
Er wollte, dass die lichtdurchfluteten Fensterbilder es mit dem gesamten Kirchenraum
"aufnehmen". So resultiert die Faszination seiner Glasbilder aus der eigenwilligen
Verbindung der neu entwickelten Form mit dem latenten Bedeutungsgehalt der biblischen
Geschichte sowie aus der Einbindung von Licht und Transparenz in den vorhandenen Raum.
Seine technische Meisterschaft in der Glasmalerei einerseits und seine furiose,
experimentierfreudige Auseinandersetzung mit dem Thema Religion und Kirchenraum
andererseits kann bei den eindrucksvollen Fenster im Züricher Grossmünster bewundert
werden, deren Realisierung 2009 vollendet wurde.

Profilbild Marion Scharmann

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin

Marion Scharmann

Mail icon m.scharmann@van-ham.com

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300. Moderne und Zeitgenössische Kunst,
am 31.05.2011, Los 206
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