1847 Berlin - 1935 Berlin
Modern | Post War | Contemporary
am
29.11.2017,
Los
53
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
70.950
(inkl. Aufgeld)
LIEBERMANN, MAX
Berlin 1847 - 1935
Titel: Selbstbildnis vor der Staffelei, sitzend nach rechts.
Datierung: 1932.
Technik: Öl auf Holz.
Maße: 30,8 x 25cm.
Bezeichnung: Signiert unten links: M Liebermann.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Provenienz:
Privatsammlung Rheinland-Pfalz (direkt vom Künstler)
Literatur:
Eberle, Matthias: Max Liebermann, 1847-1935 - Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Bd. I 1865-1899, München 1996, WVZ.-Nr. 1932/7
Als Max Liebermann beginnt, sich mit dem Sujet des Selbstbildnisses zu beschäftigen, ist er 55 Jahre alt und ein erfolgreicher Künstler. Er ist Professor an der Königlichen Akademie der Künste und Präsident der Berliner Sezession. Nicht aus der Notwendigkeit heraus, sein eigenes Ich zu erkunden, schafft er 1902/3 ein erstes Selbstporträt, sondern weil die Uffizien in Florenz um ein solches für ihre Sammlung anfragten. Den Auftrag anzunehmen, ist wohl auch darin begründet, dass er zu dieser Zeit erste Porträts bekannter Persönlichkeiten anfertigt. Ab 1910 setzt er sich dann immer wieder intensiv mit der Selbstdarstellung auseinander. Gibt er sich in den Jahren von 1911 bis 1916 überwiegend als Maler bei der Arbeit wieder, so präsentiert er sich ab 1918 meist ohne Pinsel und Palette oder Staffelei, aber als honorigen Bürger.
Bis zu seinem Tod malt er um die 70 Selbstporträts, was deutlich macht, welche große Rolle er dem Thema innerhalb seines Werkes beimisst.
Im Alter von 85 Jahren schafft Liebermann das "Selbstbildnis vor der Staffelei, sitzend nach rechts". In diesem kleinen Gemälde zeigt er sich beim Malen eines Frauenporträts in seinem Berliner Atelier am Brandenburger Tor: Mit dem Rücken zu uns gedreht sitzt er im Vordergrund auf einem Stuhl, leger die Beine übereinandergeschlagen, vor der Leinwand und gewährt uns Einblick in sein künstlerisches Tun. Denn noch ist das Bildnis der jungen Frau, die beinahe lasziv mit ihren Händen den Kragen oder ein Tuch richtet, im Entstehungsprozess - ihre Gestalt und Gesichtszüge sind abstrahiert wiedergegeben, so dass sie keiner bestimmten Person zuzuordnen sind. Liebermann geht es in diesem Kleinod weder darum, sich aus ergründender Selbstbeobachtung, noch zum Zwecke der Selbstpräsentation darzustellen. Vielmehr schildert er hier einen ganz intimen Moment, in dem er sich im hohen Alter erlaubt, die Schönheit, Anmut und Sinnlichkeit einer jungen Frau unbefangen zu malen. Wie bedeutsam dies für ihn ist, zeigt, dass er drei Variationen des Motivs anfertigt (vgl. WVZ. Eberle, WVZ.-Nr. 1932/6 und 1932/8).
Die Dargestellte ist Senta Goeritz (1893-1971, geb. Sternberger), Frau des Chemnitzer Textilfabrikanten und Kunstsammlers Erich Goeritz. Liebermann ist mit dem Ehepaar sehr gut befreundet und so fertigt er mehrere Bildnisse von Senta an (vgl. WVZ. Eberle, WVZ.-Nr. 1928/21, 1931/2 und 1932/5).
Johann Herkenhöner
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