1953 Dortmund - 1997 Wien
Modern | Post War | Contemporary
am
27.11.2024,
Los
3
Taxe: € 80.000
KIPPENBERGER, MARTIN
1953 Dortmund - 1997 Wien
Titel: Behind.
Datierung: 1990.
Technik: Öl, Acryl, Latex auf Leinwand.
Maße: 180 x 150cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert verso: Kippenberger 90.
Provenienz:
- Privatsammlung (direkt vom Künstler 1990)
- Christie's London, Auktion 01.07.2015, Lot 161
- Privatsammlung Süddeutschland
Ausstellungen:
- Museum Boymans-van Breuningen, Rotterdam 1994
- Museum für Neue Kunst, Karlsruhe 2003
Literatur:
- Capitain, Gisela (Hrsg.): Martin Kippenberger, Werkverzeichnis der Gemälde, Catalogue Raisonné of the Paintings, Volume Three 1987-1992, Estate of Martin Kippenberger, Köln 2016, WVZ.-Nr. MK.P 1990.40, Abb.
- Ausst.-Kat. The Happy End of Franz Kafka's 'Amerika', Museum Boymans-van Breuningen, Rotterdam 1994, Kat.-Nr. 182, Abb.
- Ausst.-Kat. Kippenberger fanden wir schon immer gut, Familie Grässlin, St. Georgen, St. Georgen 1994, Abb
- Hermes, Manfred: Latex- und Gummibilder 1990/91, in: Nach Kippenberger/After Kippenberger, Wien 2003, S. 146/S. 148
- Aust.-Kat. Martin Kippenberger, Das 2. Sein, Museum für Neue Kunst, Karlsruhe 2003, S. 195
- Maler, Performer, Kurator und Selbstdarsteller - Kippenberger ist ein Ausnahmekünstler
- Gemälde aus der bekannten Serie der Gummi- und Latexbilder
- Zeugt von der Experimentierfreude des Künstlers mit unkonventionellen Materialen
Einer der einflussreichsten Künstler der Nachkriegszeit
Martin Kippenberger (1953-1997) ist ein bedeutender deutscher Künstler, der für seine Vielseitigkeit, Provokationen und Ironie in seinem Werk bekannt geworden ist.
Er arbeitet in einer Vielzahl von Medien, darunter Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie, Performance und Literatur. Er zählt zu den Vertretern der "Neuen Wilden" und studiert zunächst an der Hamburger Kunsthochschule, u.a. bei Rudolf Hausner und Franz Erhard Walther. In den 1970er Jahren zieht er nach Berlin, wo er als Maler, Performer und Kurator aktiv ist. Sein Werk ist geprägt von einem postmodernen Ansatz, der häufig gesellschaftliche Normen und konventionelle Kunstkonzepte hinterfragt. Kippenberger macht sich vor allem durch seine Fähigkeit einen Namen, kunsthistorische und politische Themen mit einer humorvollen und oft selbstironischen Haltung zu kombinieren. Die Bedeutung und der Status von Kunst wird immer wieder in Frage gestellt. Trotz seines frühen Todes 1997 gilt er heute als einer der einflussreichsten deutschen Künstler der Nachkriegszeit.
Die Latex- und Gummibilder
Das Experimentieren mit neuen Medien bietet dem Künstler zeitlebens vielfältige Möglichkeiten seine künstlerischen Themen auf innovative Weise zu betrachten. Das hier angebotene Gemälde ist im Jahr 1990 entstanden - zu einer Zeit, in der Kippenberger in den USA seine berühmten Latex- und Gummibilder zu malen beginnt. Für diese Werke wurden dünne Tücher unterschiedlicher Dichte ausgegossen, die auf meist überlebensgroße Leinwände aufgebracht wurden. Die Vorlagen dieser Bilder waren schwarz-weiße Fotos: "Formatfüllend von der Latexschicht überdeckt, erschienen sie wie von einem Filter überzogen oder als Ersatz für die bei Kippenberger sonst üblichen mehrschichtigen Bildaufbauten. Der durchscheinende und an manchen Stellen eingerissene Latexüberzug verlieh den Bildern außerdem einen sensuellen und verletzlichen Charakter." (Hermes, Manfred "Latex- und Gummibilder 1990/1991", in: Ausst.-Kat. Nach Kippenberger, Museum Moderner Kunst, Stiftung Ludwig, Wien, Van Abbemuseum Eindhoven, Wien 2003, S.146)
Die hier angebotene, großformatige Leinwand ist mit einer braunen Latexschicht überzogen, die eine fleischige, schmutzige, rissige Oberfläche mit hervorstehenden Gummiobjekten bildet. Kippenberger spannt das Latex wie eine dünne durchscheinende Haut über die Leinwand, sodass die darunter befindliche abstrakte Zeichnung in schwarzer Acrylfarbe sichtbar bleibt. Einzelne Stellen lässt der Künstler sogar gänzlich frei von Latex. Das vorliegende Werk spiegelt deutlich das Interesse von Kippenberger an unterschiedlichen Oberflächen und Texturen wider. Die verwendeten Materialien wie Latex und Gummi verleihen dem Werk eine sinnliche, fast erotische Dimension, die Assoziationen zu Fetischismus, nackter Haut und Sexualität hervorruft. Gleichzeitig weist die Arbeit Spuren von Verfall auf und verweist dadurch auf die Vergänglichkeit des Lebens.
Martin Kippenberger nutzt die Latexarbeiten, um die Grenzen der Malerei zu hinterfragen und aufzuheben. Mit diesem Material, das eng mit der Erotik verbunden ist, provoziert Kippenberger auf gekonnte Weise den Kunstbetrieb und stellt gesellschaftliche Normen und Tabus in Frage. Es entstehen insgesamt über sechzig monochrome Latex- und Gummiarbeiten, was die Relevanz dieser Werke innerhalb seines Oeuvres verdeutlicht.
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