1892 Coburg - 1918 München
Modern | Post War | Contemporary
am
27.11.2024,
Los
125
Taxe: € 18.000
UHDEN, MARIA
1892 Coburg - 1918 München
Titel: Brennende Stadt.
Datierung: 1917.
Technik: Gouache auf braunem Papier.
Maße: 37,5 x 30cm.
Bezeichnung: Monogrammiert unten mittig: M.U.
Rahmen/Sockel: Rahmen. Im Rahmen beschrieben.
Provenienz:
- Galerie Michael Haas, Berlin (Aufkleber)
- Privatsammlung Süddeutschland
- Fischer Kunsthandel & Editionen, Berlin
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Storch, Wolfgang: Georg Schrimpf und Maria Uhden - Leben und Werk. Mit einem Werkverzeichnis, Berlin 1985, WVZ.-Nr. 1917/6, Abb.
- Uhden gilt als bedeutende Position der weiblichen deutschen Avantgarde
- Darstellung des Krieges in einer für ihr Werk typischen mystischen und symbolischen Szenerie
- Seltene Gouache des nur sehr kleinen Oeuvres der Künstlerin, aus dem nur ca. 20 Unikate bekannt sind
Maria Uhden gehört zu den bedeutenden deutschen Malerinnen der Avantgarde. Aufgewachsen in Coburg als älteste von fünf Geschwistern, zieht sie mit ihrer Familie mehrfach um, da ihr Vater als Architekt und später Gothaischer Baurat oft versetzt wird. Die Familie lebt in gutbürgerlichen Verhältnissen und Maria zeigt früh künstlerisches Talent und Interesse. Eine enge Freundschaft verbindet sie früh mit der Gothaer Künstlerin Hannah Höch, die wie sie den Wunsch hat, Kunst zu studieren.
1911 zieht es erst Uhden und ein Jahr später dann Höch nach Berlin, wo beide die Kunstgewerbeschule besuchen.
Ihre Werke, vor allem Holzschnitte und Aquarelle, werden von Herwarth Walden, dem Gründer der Galerie "Der Sturm", entdeckt, gefördert und in den "Sturm"-Ausstellungen gezeigt. Viele ihrer Holzschnitte werden in der gleichnamigen Zeitschrift veröffentlicht und erreichen durch den Verkauf von Reproduktionen und Postkarten ein breites Publikum. Ihre Arbeiten erscheinen auch in anderen europäischen Kunstzeitschriften wie der ungarischen "MA". 1916 trifft Uhden auf den Maler Georg Schrimpf, der bereits vorher von ihrer Kunst tief beeindruckt ist. Sie heiraten 1917 und Maria Uhden stirbt tragisch jung 1918, kurz nach der Geburt ihres Sohnes.
In ihren Werken, beeinflusst von den stark verehrten Künstlern Franz Marc und Marc Chagall, erzählt Uhden, wie auch in dem hier angebotenen Werk "Brennende Stadt" (1917) mystische und nächtliche Geschichten mit Tieren und Menschen, oft in symbolischen Szenen. Ihr künstlerisches Schaffen spiegelt ihre tiefe Verbindung zur Natur sowie zu den Dingen und Geschehnissen des Alltags wider, denen sie eine persönliche traumhafte Seele zuschreibt. Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine besondere Sanftheit und Schwere aus, wie der Schriftsteller Oskar Maria Graf beschreibt. So zeigt das lodernde Inferno in "Brennende Stadt" sicher die schwierigen Umstände des sich im Krieg befindlichen Deutschlands auf. So bekundet auch Uhden 1917 in einem Brief an Walden Ihre großen Sorgen um die Einberufung Schrimpfs. Die allegorisch stark konnotierten Protagonisten wie der weiße Vogel, die gelbe Antilope und selbst der rote Teufel auf der Himmelsleiter emporsteigend, entfliehen dem lodernden Unheil. Ist es die Künstlerin selbst die sich um den blauen Kirchturm klammert und an dem "Guten" festhält? So porträtiert sich zumindest auch Schrimpf 1917, angelehnt an Chagalls Meisterwerk "Ich und das Dorf" selbst in seinem Werk "Ich und die Stadt".
Uhden arbeitet zunächst in kleineren Formaten wie Aquarellen und Holzschnitten, bevor sie später zu Ölgemälden übergeht. Viele ihrer Werke werden nach ihrem Tod von ihrem Mann weiter gedruckt und veröffentlicht. 1937 werden einige ihrer Werke von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und zerstört. Ein Großteil ihres malerischen Werkes gilt heute als verschollen und somit sind nur ca. 20 Aquarelle und Gemälde als Unikate erhalten.
Johann Herkenhöner
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