um 1480 Molinella - 1534 Bologna
Fine Art
am
18.11.2021,
Los
1012
Taxe: € 8.000
Ergebnis: €
45.150
(inkl. Aufgeld)
RAIMONDI, MARCANTONIO
um 1480 Molinella - 1534 Bologna
um 1500
Titel: Vulcanus (?).
Technik: Feder und braune Tinte auf Papier.
Maße: 15,5 x 12,5cm.
Bezeichnung: Sammlungsstempel unten rechts: Bezeichnung: Stempelabdruck, Tinte, rot.
Literatur:
M. Faietti, Marcantonio. Questioni di metodo e nuovi disegni, in: Marcantonio: il primo incisore di Raffaello, Tagungsband (Urbino, Palazzo Albani, 23.-25. Oktober 2019), herausgegeben von A. Cerboni Baiardi und M. Faietti, im Druck.
Provenienz:
Sammlung Carlo Prayer (1826-1900), Mailand, Italien;
Privatbesitz, Deutschland.
Marcantonio Raimondi war ein Zeichner und einer der bekanntesten Kupferstecher der italienischen Renaissance. Ausgebildet wurde er von Francesco Francia, einem der berühmtesten Maler Norditaliens des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts.
Das stilistische Erbe Francias wie auch das von Andrea Mantegna (ab 1460 Hofmaler in Mantua bei den Gonzagas) ist in den Werken, die im Rahmen seiner Ausbildung und bis 1510-12 entstanden, deutlich spürbar. Nach Ansicht einiger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen handelt es sich um eine nachhaltige Prägung, die auch in seinem Spätwerk deutlich hervortritt. Diese Nähe zu den genannten Vorbildern zeigt sich auch in dem hier angebotenen Blatt (Lot 1012).
Das Werk stellt wahrscheinlich eine Allegorie mit dem jungen Gott Vulcanus dar und wurde von Marzia Faietti und Sylvia Ferino als ein sicheres Werk des jungen Raimondi anerkannt.
Der junge Mann ist auf einem Felsen sitzend dargestellt; sein muskulöser und beweglicher Körper scheint auf der Grundlage einer antiken Skulptur oder eines sie reproduzierenden Drucks gezeichnet worden zu sein. Der "Spinario" (Rom, Kapitolinische Museen, 1471 von Sixtus IV. der Stadt gestiftet und aus dem Lateranpalast übernommen) war während der gesamten Renaissance eine der am meisten bewunderten und kopierten antiken Statuen und könnte die Grundlage für die vorliegende Komposition gewesen sein. Wie Andrea Mantegna erschafft Raimondi in seinem Werk die antike Welt, vermittelt durch die anthropozentrische Vision der Renaissance.
In der Werkstatt von Francesco Francia erlernte Marcantonio auch die Kunst des Niello-Silbers und begann mit der Produktion von Platten und Dekorationen nach der Mode der Zeit, wobei er hervorragende Ergebnisse erzielte. Dieses Talent machte sich Marcantonio in den letzten Jahren seines Aufenthalts in Bologna zunutze und schuf eine Reihe von Stichen, die ihn um 1504 zu einem berühmten Künstler machten.
Im Jahr 1506 fand die wichtige Reise des Künstlers nach Venedig statt, eine in vielerlei Hinsicht grundlegende Erfahrung. Raimondi, der bei seinen venezianischen Kollegen gut ankam, vertiefte seine Kenntnisse über die grafischen Werke der größten italienischen und transalpinen Meister seiner Zeit, insbesondere Albrecht Dürer. Marcantonio Raimondi investierte sein gesamtes Vermögen in den Erwerb einer Reihe von Stichen Dürers und machte sich mit großem Engagement daran, sie zu reproduzieren, um sie zu kopieren, obwohl die Übertragung von Holzschnitten in Kupferstiche nicht immer zum gewünschten Erfolg führte.
Die kupfernen Reproduktionen von Dürers Holzschnitten, darunter der berühmte Zyklus mit dem Leben der Jungfrau Maria (Lot 1013), gab Anlass zu einem Rechtsstreit zwischen Dürer und Raimondi nach 1511 in Rom, der durch eine Vereinbarung zwischen den beiden gelöst wurde, bei der sich Marcantonio verpflichtete, Dürers Monogramm nicht in seinen Kopien einzufügen.
Von Dürers kompletter Serie von 20 Tafeln reproduzierte Marcantonio nur 17 Szenen, die Szenen "Die sitzende Jungfrau auf dem Halbmond", "Der Tod der Jungfrau" und "Die Himmelfahrt der Jungfrau" fehlten.
Wir danken Marzia Faietti, Bologna, die die Zuschreibung der vorliegenden Zeichnung auf Grundlage einer hochauflösenden Digitalfotografie bestätigt hat. Ebenso danken wir Sylvia Ferino, Wien, die die Zuschreibung unabhängig davon ebenfalls vorgeschlagen hat.
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474. Fine Art,
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