1869 Meran - 1940 Meran
Fine Art
am
19.05.2022,
Los
749
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
125.400
(inkl. Aufgeld)
PUTZ, LEO
Meran 1869 - 1940
Titel: "Am Fenster".
Lisl im Atelier des Künstlers.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 101 x 86cm.
Bezeichnung: Signiert unten links: Leo Putz.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Rückseitig:
Auf dem Keilrahmen originales Künstleretikett mit Titel und Datierung 1920.
Gutachten:
Wolfgang Schüller, München, 10.03.2022.
Provenienz:
Auktion Sotheby's, New York, 18.11.1998, Los 520;
Privatbesitz, Deutschland.
Wir danken Frau Sigrid Putz, Gauting, die uns die Authentizität des vorliegenden Gemäldes anhand einer hochaufgelösten Digitalfotografie mündlich bestätigt hat.
Leo Putz war ein Maler des Lichts und der Frauen.
In München und Paris hatte der Sohn des Bürgermeisters von Meran eine vorzügliche Akademie-Ausbildung genossen und war mit Abschluss seiner Studien Mitglied der Münchener Sezession geworden. Frühe Erfolge hatte Leo Putz mit Arbeiten, die stark vom Jugendstil geprägt waren, bevor er um das Jahr 1901 vermehrt impressionistische Elemente in sein Werk einfließen ließ. Er malte "en plein air" in den Münchener Parks und an den bayerischen Seen, oft gemeinsam mit Künstler-Kollegen wie Hans Roth, Edward Cucuel und Frigyes Strobentz.
Auf dem Höhepunkt einer großartigen Karriere mit öffentlichen und privaten Ankäufen, Gold-Medaillen, gefeierten Galerie-Ausstellungen und einem Professorentitel an der Akademie der Künste, malte Leo Putz, etwa 50jährig, das vorliegende Gemälde.
Es zeigt eine stehende junge Frau, Lisl, das bevorzugte Modell dieser Jahre, nackt, nur mit weißen Schuhen an den Füßen. Sie steht etwas schräg in einem Raum, dem Betrachter zugewandt mit überkreuzten Beinen. Die Armhaltung, der in die linke Hand leicht aufgestützte Kopf aber besonders der zum rechten Bildrand gerichtete Blick der Augen geben der Gestalt eine leicht melancholisch, gelangweilte Anmutung, die anziehend mit ihrer erotischen Ausstrahlung kontrastiert.
Ein ungemeiner Reiz geht auch durch die besondere Beleuchtungssituation von dem Motiv aus. Die Frau steht mit dem Rücken zu einer Gartentür mit einem Fenster. Eine geöffnete Tür ist am linken Bildrand angeschnitten zu erkennen. Folgerichtig weisen der rechte Arm, die rechte Brust und Hüfte des Modells die hellsten Farbwerte ihres Körpers auf. Aber auch ihre linke Schulter und Hüfte werden von Licht getroffen, denn ein weiteres, für den Betrachter nicht sichtbares Fenster lässt das Licht auch von rechts herein. Es bescheint die helle Wandfläche rechts hinter der jungen Frau, lässt den Sessel einen Schatten auf diese Wand werfen und beleuchtet die textile Unordnung am rechten Bildrand.
Leo Putz hat diese spezielle Beleuchtungssituation mehrfach dargestellt und wir können sie genau verorten. Es handelt sich um Putz' "kleines Atelier" in Gauting, südlich von München. Dort hatte er 1917 ein großes Grundstück erworben auf dem zunächst ein kleineres Blockhaus, 1922 dann ein großes Wohnhaus gebaut wurde. Die Aktdarstellungen "Morgensonne" von 1920 (WVZ 547, 548) sind in diesem Winkel des Ateliers ebenso dargestellt wie die, dem vorliegenden Gemälde so verwandte "Aktstudie" aus demselben Jahr (WVZ 626).
In der "Aktstudie" schaut die Frau den Betrachter des Bildes direkt an. Eine Kreidezeichnung (WVZ 600) vermittelt zwischen den beiden Gemälden: Sie zeigt die Frau in derselben Haltung, der Blick einer kleinen Kopf-Studie auf demselben Blatt ist aber ebenso stark zur Seite gerichtet wie im vorliegenden Gemälde.
Der "Akt am Fenster" ist ein souveränes und typisches Werk aus der besten Schaffenszeit von Leo Putz.
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482. Fine Art,
am
19.05.2022,
Los
749
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
125.400
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