Karl Schmidt-Rottluff - Auktion 311 Los 454, 49075-2, Van Ham Kunstauktionen
Karl Schmidt-Rottluff: Auktion 311, Los 454 aus unserer Rubrik: Mod. Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle
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Karl Schmidt-Rottluff - Auktion 311, Los 454

1884 Rottluff - 1976 Berlin

Moderne und Zeitgenössische Kunst
am 05.06.2012, Los 454
Taxe: € 8.000
Ergebnis: € 9.030
(inkl. Aufgeld)

Schmidt-Rottluff, Karl
1884 Rottluff - 1976 Berlin

Blumenstilleben mit Glaskrug. Tusche und Farbkreiden auf leichtem Karton. 53,5 x 40cm. Signiert unten rechts: S.Rottluff. Bezeichnet oben links: in memorium Hugo Hertwig. Rahmen.

Wir danken Herrn Prof. Hermann Gerlinger für seine freundliche Unterstützung.

Provenienz:
Privatsammlung Rheinland

Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt für Karl Schmidt-Rottluff eine erneute reiche
Schaffensphase. Anfangs konzentriert er sich auf Ölbilder. Doch in den 1950er Jahren
fokussiert er seine Arbeit zunehmend auf die Tuschpinselblätter. Als er dann ab 1963/64
die Ölmalerei wegen seiner Altersbeschwerden aufgeben muss, bestimmen sie seine
künstlerische Entwicklung. Trotz der Behinderung lässt seine schwunghafte Schaffenskraft
nicht nach, so dass er zu einem souveränen Spätstil findet.
Diesen dokumentieren die sogenannten Schwarzblätter, mit denen sich Schmidt-Rottluff seit
1906 immer wieder auseinandersetzt. In den an chinesische Vorbilder erinnernden,
reduzierten Darstellungsformen gelangt er von der tonig lavierenden Malerei der 1950er
Jahre mit sanften, weichen Linien und Formen zu einer Arbeitsweise mit stark graphischem
Charakter.

Dabei verwendet er unverdünnte Tusche und tauscht den weichen Aquarellpinsel
durch einen etwas gröberen Borstenpinsel aus, den er manchmal auch trocken benutzt.

Wie in dem gezeigten Blumenstillleben, gestaltet Schmidt-Rottluff seine Kompositionen
nicht unbedingt allein aus der schwarzen Tusche und dem weißem Malgrund heraus; oft gibt
er ihnen mittels Pastell- oder Ölkreiden farbige Akzente. Mit zumeist kurzen Strichen
zeichnet er hier die Konturen und setzt gelegentlich Schraffuren als Binnenstruktur. Für
den nicht näher bestimmbaren Hintergrund füllt er einige Bildpartien mit breiten, dicht
nebeneinander gelegten Strichen aus. Die hierdurch entstehende Präsenz des tiefen Schwarz
verleiht dem Blumenstillleben etwas Magisches, was der Künstler durch die Wahl des nahen
Bildausschnittes ins Monumentale zu steigern weiß.

Schmidt-Rottluff sucht mit den für sein Spätwerk typischen Gestaltungsmitteln nicht mehr
nach expressionistischem Ausdruck. Seine Sicht auf die Dinge ist nun nüchterner,
abgeklärter. So vollzieht er den Abstraktionsprozess nicht mehr durch die Verwendung
gegenstandsloser Formulierungen, sondern auf dem Boden des sichtbaren Seins. "Die späten
Tuschpinselzeichnungen sind nicht nur stilistisch von besonderer Eigenart, sie haben auch
etwas Hermetisches. Der ... Künstler hat mit ihnen Werke von höchster Einfachheit des
Inhaltlichen geschaffen, in denen sein Innerstes bereits Beziehung zu einer anderen Welt
hergestellt zu haben scheint. Irdisches verbindet sich auf eine indirekte Weise mit dem
Jenseitigen." (Magdalena M. Moeller, in Ausst.-Kat: Karl Schmidt-Rottluff -
Tuschpinselzeichnungen, Galerie Jahrhunderthalle Hoest u.a. 1995/96, S. 19).

Profilbild Johann Herkenhöner

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin

Johann Herkenhöner

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311. Moderne und Zeitgenössische Kunst,
am 05.06.2012, Los 454
Taxe: € 8.000
Ergebnis: € 9.030
(inkl. Aufgeld)

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