1901 Le Havre - 1985 Paris
Moderne und Zeitgenössische Kunst
am
27.05.2014,
Los
238
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
87.720
(inkl. Aufgeld)
Dubuffet, Jean
1901 Le Havre - 1985 Paris
Corps de dame. 1950. Tuschpinselzeichnung auf Papier. 27 x 21,3cm. Signiert und datiert unten Mitte rechts: J. Dubuffet. Verso bezeichnet: Collection Gauen(?). Rahmen.
Provenienz:
Privatsammlung Rheinland
Literatur:
Loreau, Max: Catalogue des travaux de Jean Dubuffet, Bd. VI, Corps de dames, Lausanne 1965, Wvz.-Nr. 149 mit Abb.
"Dubuffets Aktserie der 'Corps de dames' entstand in den Monaten vom April 1950 bis zum Februar 1951. Sie umfasst 36 Gemälde, 22 Lithographien, 14 Gouachen bzw. Aquarellbilder und 54 Zeichnungen; die papierarbeiten hat der Künstler erst nach Vollendung der Mehrzahl der Gemälde ausgeführt. Vom 9. Januar bis zum 3. Februar 1951 wurde in der Galerie Pierre Matisse in New Yorl erstmals eine Auswahl der 'Corps de dames' der Öffentlichkeit präsentiert. Insbesondere bei der New Yorker Künstlerszene war die Resonanz groß, Jackson Pollock war 'begeistert'. [.]
Der Titel der Serie ist ironisch zu verstehen, denn normalerweise stellt man sich Damen nicht nackt, sondern in gepflegter Aufmachung vor. Das etwas altmodische Wort 'dame' kann aber auch für eine Prostituierte benutzt werden. Dem Wort 'corps' ist außer 'Körper' auch die Bedeutung von 'Substanz' und 'Stoff' sowie 'Gruppe' implizit.
[.}
Wie bei den meisten 'Corps de dames'-Gemälden ist auch in fast allen Zeichnungen der weibliche Körper frontal und aufrecht auf dem Zeichenblatt dargestellt. In der Mittelsenkrechten am oberen Blattrand sitzt der kleine Kopf auf einem ausladenden Rumpf, der häufig die gesamte Blattbreite einnimmt. Am Körper befinden sich extrem dünne Arme, von den Beinen sind nur die Oberschenkelansätze wiedergeben. Die Aktzeichnungen entstehen aus einem wilden Gerakel in Tusche, zum Teil mit Klecksen bespritzt, oder aus Fließspuren, die sich wie Rinnsale zwischen punktartig auf dem Frauenkörper verteilten, kleinen Tuscheseen ergießen. Die zunächst konfus wirkende Binnenzeichnung der Figur folgt prinzipiell einer bestimmten Aufbauidee: In den Rohrfederzeichnungen zu den 'Corps de dames' werden die rechte und linke Körperhälfte fast spiegelbildlich ausgeführt. Orientierungspunkt für Dubuffets Strichführung ist immer die Mittelsenkrechte der Figur, ihre Wirbelsäule. Die Bewegungen sind kreisend, sie schwingen von links nach rechts, schießen von oben nach unten oder umgekehrt. Die symmetrische Gestaltung läßt den Körper als Kraftzentrum erscheinen in dem ein Energieausstausch stattfindet. Dubuffet hat eine Zeichnungslinie offensichtlich schnell und unachtsam ausgeführt. Sein Duktus ist gewollt ungelenk, er kritzelt. Tuschespritzer beflecken das weiße Blatt. Doch gerade in diesen Klecksen wird das aktive Fließen des Malmittels Tusche veranschaulicht. Die Lebendigkeit der zeichnerischen Aktion entspricht der Lebendigkeit des gezeichneten Frauenkörpers, den Dubuffet immer auf den Rumpf als Zentrum des Fleischlichen konzentriert. [.] Das heftige Kritzeln beim Ausführen der Zeichnungen kommt dem Kratzen in den Malgrund der Gemälde nahe, das Lineament der Rohrfederzeichnungen entspricht den Furchen und Kanälen, die als eingekratzte Linien die Gemälde durchziehen. Schließlich repräsentiert die flüssige Tusche auch die Idee, Körper aus Soßen und strömenden Säften aufzubauen. Bei den Zeichnungen, die fast alle nach den Gemälden entstanden sind, handelt es sich nicht um Vorstudien, sondern eigenständige Bildfindungen." (Zitiert aus: Haas, Mechthild: Jean Dubuffet - Materialien für eine 'andere Kunst' nach 1945, Berlin 1997, S. 214-236).
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337. Moderne und Zeitgenössische Kunst,
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27.05.2014,
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