1607 Leiden - 1674 Amsterdam
Fine Art
am
17.05.2024,
Los
1013
Taxe: € 9.000
Ergebnis: €
23.760
(inkl. Aufgeld)
LIEVENS, JAN1607 Leiden - 1674 Amsterdam
Titel: Flusslandschaft mit Baum und Kreuz.
Datierung: Um 1655-65.
Technik: Federzeichnung auf Pergament.
Montierung: Montiert.
Maße: 10 x 16,4cm.
Rahmen: Rahmen.
Gutachten:
Verzeichnet in der online-Datenbank des RKD, Den Haag, unter der Abb.Nr. 300246.
Literatur:
Jan Lievens (1607-74) Prenten and Tekeningen/Prints and Drawings. Ausst.Kat. Rembrandthuis Amsterdam 1988/89, S. 18;
H.Schneider: Jan Lievens, sein Leben und seine Werke, Haarlem 1932, S. 73
R.E.O Ekkart: Lievens als Zeichner. In:Jan Lievens ein Maler im Schatten Rembrandts, Ausst.Kat. Brunswick 1979, S. 27.
Provenienz:
Finanzrat H.W. Campe (1771-1862) Leipzig;
Geheimrat E.H. Ehlers (1835-1925) Göttingen;
Verkauf C.G. Boerner, Leipzig, 10.5.1930, unter Nr. 550;
Katrin Bellinger Kunsthandel, Old Master Drawings Mai 1995;
Privatsammlung Süddeutschland;
Privatsammlung Deutschland.
In einer Email an den Vorbesitzer schreibt Bernhard Schnackenburg im September 2020 zu diesem Blatt:
"Das mir vorliegende Blatt ist wirklich eine meisterhaft schöne Zeichnung, an der man seine Freude haben kann! Die Qualität ist in allen Partien von gleicher Güte und der Stil spricht eindeutig für Jan Lievens! Unverwechselbar ist der Reichtum der graphischen Formensprache, mit welcher der alte Baumstamm im Vordergrund charakterisiert ist.
Knorrige alte Baumstämme sind ein Lieblingsmotiv des Landschaftszeichners Lievens, die in einigen Zeichnungen in den Mittelpunkt gestellet werden (Blätter in Dresden, Rotterdam und London, British Museum). Für diese Zeichnungen wurde im Katalog der Lievens-Ausstellung Washington 2008 1655-1665 vorgeschlagen, was auch für Ihre Zeichnung gelten könnte. Das ungewöhnlich kleine Format dürfte durch das Pergamentstück bedingt sein, das Lievens zur Verfügung stand. Diese Verwendung ist äusserst selten anzutreffen."
Es ist ein wunderbares Zusammentreffen, dass in diesem Katalog, neben einem Gemälde auch eine Zeichnung Jan Lievens' enthalten ist und das Werk des Künstlers so in zwei Disziplinen vorliegt.
Dr. Bernhard Schnackenburg datiert diese kleine Landschaftszeichnung auf die Zeit von etwa 1655 - 1665, also nach Lievens' Rückkehr nach Amsterdam.
Eine weite Flusslandschaft liegt vor dem Betrachter, dessen Auge dem Weg vom unteren Bildrand kommend, weiter unterhalb der Böschungskante in die Tiefe folgen kann. Bei genauer Betrachtung sind zwei Personen und vielleicht ein Hund auf dem Weg erkennbar. Der mächtige, vom oberen Bildrand überschnittene Baumstamm fängt auf der linken Seite die starke Linie der Uferböschung ab. Ein Kreuz am Wegesrand ist eine weitere Landmarke. Hinter der Flussbiegung ist ein Architektur-Ensemble mit einem viereckigen Turm zu sehen. Ganz rechts am Bildrand, in der Ferne erhebt sich im Dunst ein Kirchturm.
Über dieser, gleichsam aus vielen Dreiecken und Winkeln komponierten Landschaft nimmt der weite Himmel etwa drei Viertel der kleinformatigen Zeichnung ein.
Jan Lievens hatte eine Vorliebe für knorrige Baumstämme als Motiv für seine Zeichnungen. Solch weite Panorama-Landschaften sind in seinem zeichnerischen Werk hingegen äußerst selten. Auch die Verwendung eines Pergaments statt des sonst von ihm verwendeten Japan- oder Büttenpapiers macht diese autonome Zeichnung zu einer Rarität im Werk des Künstlers. Die Verwendung von Pergament, das die Tinte kaum aufsaugt, macht eine gänzlich andere Technik des Zeichnens möglich. Im Bereich des Baumstamms hat der Künstler in die noch nasse Tinte hinein gekratzt und schraffiert. Auch das Kreuz am Wegrand ist auf diese Weise modelliert. Der Reiz einer Zeichnung, die als autonomes Kunstwerk angelegt ist, besteht auch darin, dass in ihr die Handschrift des Künstlers und seine Technik unverstellt erlebbar wird. Dies ist bei Jan Lievens' vorliegender Arbeit auf Pergament besonders eindrücklich gegeben.
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516. Fine Art,
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17.05.2024,
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