David dJ Teniers - Gitarre spielende junge Dame mit Kindern beim Seifenblasen, 66002-1, Van Ham Kunstauktionen
David d.J. Teniers: Gitarre spielende, junge Dame mit Kindern beim Seifenblasen aus unserer Rubrik: Gemälde Alter Meister
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David d.J. Teniers - Gitarre spielende, junge Dame mit Kindern beim Seifenblasen

1610 Antwerpen - 1690 Brüssel

Alte Kunst
am 14.11.2019, Los 1032
Taxe: € 60.000
Ergebnis: € 64.500
(inkl. Aufgeld)

TENIERS, DAVID D.J.
1610 Antwerpen - 1690 Brüssel


Titel: Gitarre spielende, junge Dame mit Kindern beim Seifenblasen.
Technik: Öl auf Holz.
Maße: 23 x 19,5cm.
Bezeichnung: Monogrammiert an der Tischdecke: DT (lig.).
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Rückseitig:
Originale Fassung.

Das vorliegende Gemälde diente als Vorlage zu dem Stich aus dem Jahr 1790 von De Launay le Jeune (1749 -1814): "LA GUITARE. De la Galerie de S.A.S. Monseigneur Le Duc d'Orléans. - ÉCOLE FLAMANDE. - II.e TABLEAU DE DAVID TENIERS surnommé LE JEUNE".

Literatur:
- Dubois de Saint-Gelais, Description des tableaux du Palais Royal avec la vie des peintres à la tête de leurs ouvrages dédié à Monseigneur Le Duc d'Orléans, Paris 1727, 1737 ( 2.Ed.), S.115;
- La Galerie du Duc d'Orléans au Palais Royal, Paris 1808, Bd. II, LA GUITARE, II.e TABLEAU DE DAVID TENIERS;
- F. B. Descamps: La vie des peintres flamands, allemands et hollandois, avec des Portraits. Paris 1754, Bd.II, S. 163;
- M. Wilson: The Orléans Gallery now exhibiting at the Great Room late the Royal Academy. No 125 Pall Mall, April 1793, no 5;
- W. Buchanan: Memoirs of Painting with a Chronological History of the Importation of Pictures by the Great Masters into England since the French Revolution.

Vol. I, London 1824, S. 188;
- J. Smith: Catalogue Raisonné of the Most Eminent Dutch, Flemish and French Painters. London, 1831, Vol. III., S. 349, Nr. 336;
- G.F. Waagen: Kunstwerke und Künstler in England. Berlin 1837, Bd.I, S. 519, Nr. 2;
- G.F. Waagen: Treasures of Art in Great Britain. Vol. II, London 1854, S. 502, Teniers, David, No 2;
- C. Stryienski: La Galerie du Régent, Philippe, Duc d'Orléans. Paris 1913, S. 191, Nr. 512 "La Guitariste";
- M. Klinge: "Chardin le Teniers Francais." Genrebilder von David Teniers d.J. in Pariser Sammlungen 1700-1750. In: Ausstellungskatalog, Jean Siméon Chardin, Karlsruhe 1999, S. 60, Abb. 3 Stich von de Launay le Jeune: LA GUITARE;
- C. White: The later Flemish Pictures in the collection of Her Majesty The Queen. London 2007, S. 323 im Vergleich zu Kat.Nr. 98 erwähnt.

Provenienz:
- Erworben durch Philippe, Duc d'Orléans (1674-1723 ), dem Regenten von Louis XV.; - Verbleib in der herzoglichen Sammlung im Palais Royal, Paris, bis zu Philippe Egalité (1747-1793 während der Revolution hingerichtet). In den Inventaren von 1724, 1752 und 1785 ist das Gemälde aufgenommen;
- 1792 von Thomas More Slade, Esq. en bloc mit den Flämischen und Holländischen Gemälden der Orléans Sammlung für ein Konsortium erworben und nach England gebracht, wo in London über einige Jahre der Verkauf dieser bedeutenden Sammlung erfolgte. Im Katalog von M. Wilson zur ersten Verkaufsausstellung in London 1793, No 5;
- Collection Philippe Panné, Esq., Versteigerung London, Christie's, 29. März 1819 an "Peacock";
- Collection of the late Dame Florence Emily Fermor-Hesketh, London, Christie's, 6. März 1925, Nr. 148 an Kunsthändler "Blairman";
- Aus dem Besitz von Mrs. W. Reynell versteigert London, Christie's, 9. Juni 1939, Nr. 109 an "Mrs. Corrigan";
- Mrs. David Armstrong-Taylor, San Francisco, Ca.;
- in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre Newhouse Galleries, New York;
- 1961 Julius Böhler, München;
- seither in Hamburger Privatbesitz.

In einer Antwerpener Malerfamilie 1610 in der Scheldestadt geboren, erhält der junge Teniers, wie es damals üblich war, seine Ausbildung in der Werkstatt des gleichnamigen Vaters, David Teniers dem Älteren (1582 - 1649), einem Historienmaler der Rubenszeit.
Im Amtsjahr 1632/33 wird David Teniers der Jüngere als eigenständiger Meister in der Antwerpener Sankt Lukasgilde aufgenommen. Seit diesem Zeitpunkt signiert und datiert er viele seiner Gemälde. Seine vom Stil des Vaters völlig unterschiedliche, künstlerische
Auffassung und Malweise ist nun klar erkennbar. Zudem hat sich der junge Teniers von Beginn an einem anderen Themenkreis zugewendet, der sog. Genremalerei, die ihn viel stärker mit Adriaen Brouwer, Cornelis und Herman Saftleven oder verschiedenen Mitgliedern der Brueghel-Familie verbindet.
In der schöpferischen Auseinandersetzung mit Werken ganz verschiedenartiger Künstler, darunter auch P.P. Rubens, vor allem aber durch das intensive, zeichnerische Studium der Natur, von Land und Leuten in der Umgebung von Antwerpen, ihrer Charaktere und
Verhaltensweisen gelingt es ihm eine Erneuerung der flämischen Genremalerei zu erreichen, die in der Mitte des 17. Jahrhunderts zu einem Höhepunkt führt. Seine lebensnahen Darstellungen reichen von Alltagsszenen in dämmrigen Scheunen und Küchen über Spieler und Rauchern im Wirtshaus bis zu großen Dorffesten mit Bauernhochzeiten
und Kirmes-Darstellungen. Sie erzählen von Spiel und Vergnügen in Sonnen beschienener flandrischer Landschaft, meist mit einem lachendem Auge, aber hin und wieder auch mit feinen Anspielungen einer ermahnenden Botschaft, wie sie im Sinne einer Allegorie im Bild der "Gitarre spielenden, jungen Dame mit Kindern beim Seifenblasen" vorhanden ist.
Schon 1637 durch die Heirat mit Anna Brueghel, der vermögenden Tochter Jan Brueghel d.Ä., deren Vormund P.P. Rubens ist, festigte sich Teniers' gesellschaftliche Stellung und Verbindung mit Malern wie Auftraggebern dieser Stadt. In der Mitte der 1640er Jahre, als der Maler 1645/46 das ehrenvolle Amt des Dekans der Antwerpener Sankt Lukasgilde inne hat, erreicht Teniers künstlerisch einen außerordentlichen Höhepunkt.
Große Anerkennung wird ihm von seinem ersten, wichtigen Mäzen zu teil, dem herausragenden Kunstsammler Antonius Triest (1577 - 1657), Bischof in Gent, der mehrere Bilder kauft und weitere in Auftrag gibt. Die Begegnung mit Antonius Triest
soll für Teniers Lebensweg von entscheidender Bedeutung sein. In seiner Sammlung in Gent sieht 1647 der neue spanische Statthalter der südlichen Niederlande, Erzherzog Leopold Wilhelm, ein leidenschaftlicher Kunstliebhaber wie Antonius Triest, zum ersten
Mal Bilder von David Teniers dem Jüngeren. Er ist so berührt und begeistert von diesen Werken, die er "überaus schön und galant" findet, so daß er den Maler sogleich verpflichtet, Gemälde für sich und seinen Bruder, Kaiser Ferdinand III. bestellt und
1650 Teniers zu seinem Hofmaler in Brüssel ernennt. Mit der Verlegung von Wohnsitz und Atelier, wahrscheinlich noch im Herbst 1650, von Antwerpen nach Brüssel, wo der
Maler bis zu seinem Tode 1690 leben und arbeiten wird, beginnt für Teniers nun die große Schaffensphase in der Residenzstadt und darüber hinaus mit völlig neuen Aufgaben betraut am Hofe, im Dienste von Erzherzog Leopold Wilhelm, dem es gelingt, die einzigartige Sammlung italienischer Malerei des 1. Duke of Hamilton (1606- 1649) zu
erwerben.
Das Gemälde der "Gitarre spielenden, jungen Dame mit Kindern beim Seifenblasen" entstand in der reifen Schaffenszeit von David Teniers d.J., in der zweiten Hälfte der 1640er Jahre in Antwerpen, um 1646/1648, als der Maler seine wichtigsten Mäzene kennen
lernt, die beiden äußerst passionierten Sammler und Liebhaber der Künste, den Genter Bischof Antonius Triest und Erzherzog Leopold Wilhelm. Das im Format kleine Halbfiguren-Bild zeigt an einem Tische sitzend eine junge Dame, die zum Gitarrenspiel einen Arm am Tische abstützend, die Musik erklingen läßt und dabei ruhig zum Betrachter hin schaut. Ihre Erscheinung ist von eleganter Schönheit, sie trägt über türkisfarbenem Kleid mit weißem Einsatz einen violett schimmernden, mit Pelz
verbrämten Umhang, auf dem leicht gelockten Haar ein schwarzes Barett mit großer, weißer Pfauenfeder, die schon wie die vornehme Kleidung und der edle Schmuck einer Perlenkette, Brosche und des Ohrgehänges auf eine junge Dame von höherem Stand verweisen. Neben ihr beschäftigen sich zwei Kinder beim Spiel des Seifenblasens.
Während der Junge den Seifenschaum mit einem Strohhalm aus einer kleinen, in der Hand gehaltenen Schale zu einer Blase formen will, schaut das Mädchen ihm aufmerksam zu. Zwei Seifenblasen schweben direkt über den Beiden im dämmrigen Braun des Hintergrundes. Teniers wählt für die Darstellung dieses Motivs genau den Augenblick,
bevor die aufscheinenden Seifenblasen zerplatzen. Was wie ein leichtes Kinderspiel aussieht, trägt jedoch eine ernsthafte, Sinn gebende Deutung für die gesamte Darstellung des Gemäldes in sich, den Verweis auf den Verlauf allen Irdischen, auch des menschlichen Lebens, HOMO BULLA EST. Wie eine Seifenblase entsteht und nur einen
Augenblick schwebt, so schnell vergeht sie wieder. Die Darstellung des zauberhaften
Gemäldes wird damit zum Gleichnis für die rasche Vergänglichkeit allen menschlichen Seins, ebenso von Schönheit, Ruhm und Reichtum. Auch das Gitarrenspiel der eleganten Dame könnte auf den Gedanken der Vanitas verweisen, da es der Musik eigen ist, kaum hörbar zu verklingen. Ein thematisch und stilistisch sehr nahe stehendes Gemälde von David Teniers dem Jüngeren (Abb. 1) befindet sich in der Königlichen Sammlung im Buck-
Company ingham Palace in London, das 1806 von König George IV. erworben wurde. Auch hier als Halbfiguren-Bild eine Gitarre spielende Frau in ähnlich eleganter Kleidung, jedoch älter und mit einem Hut auf dem Kopfe. Neben ihr diesmal zwei Knaben beim Seifenblasen, von denen einer einen Hut aufhält, um die neu entstehende zu fangen. Betont wird die Gitarre Spielerin durch einen Vorhang mit Quaste im Dunkel des
Hintergrundes, wo wiederum zwei Seifenblasen über den Köpfen der Kinder schweben. Ein Vergleich der beiden Bilder zeigt die feine Variationsbreite des Malers im Bereich dieser Thematik. Beide Gemälde dürften zeitlich nicht weit aus einander liegend entstanden sein.
Die bedeutende Provenienz des Gemäldes der "Gitarre spielenden, jungen Dame" spricht für die Hochschätzung des Werks von David Teniers dem Jüngeren, nicht nur in seiner Zeit, sondern vor allem im 18. Jahrhundert, als die schönsten Bilder sich in den aristokratischen Sammlungen Frankreichs befinden. Beinahe ein Jahrhundert lang gehört
"LA GUITARE", wie das Gemälde auf einem Nachstich von 1790 genannt wird (Abb. 2), zur Collection der Ducs d' Orléans im Palais Royal in Paris, bis es mit dieser Sammlung in den Wirren der Revolution 1792 zum Verkauf nach England kommt. Im 19. und der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts in englischen Privatsammlungen, dann ein Jahrzehnt in Amerika, ist dieses Gemälde erst nach 60 Jahren wieder in einer Kunstauktion zu sehen.

Margret Klinge

Wir danken Margret Klinge, Düsseldorf, für ihre freundliche Unterstützung

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Davide Dossi

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