1941 Saint-Mandé
Modern | Post War | Contemporary
am
06.06.2024,
Los
34
Taxe: € 80.000
Ergebnis: €
92.400
(inkl. Aufgeld)
FRIZE, BERNARD
1941 Saint-Mandé
Titel: Puxo.
Datierung: 2011.
Technik: Acryl und Kunstharz auf Leinwand.
Maße: 203,5 x 186cm.
Das Werk ist auf der offiziellen Internetseite des Künstlers verzeichnet. (www.bernardfrize.com)
Provenienz:
- Galerie Perrotin, Paris (Aufkleber)
- Sammlung Prof. Dr. Thomas Olbricht, Essen
Ausstellungen:
- Galerie Perrotin, Paris 2011
- me Collectors Room Berlin, 2016
Literatur:
- Stiftung Olbricht (Hrsg.): Moving Energies - 10 Years ME Collectors Room Berlin, 2020, Abb. S. 153 u. 212, Abb.
- me Collectors Room Berlin/Stiftung Olbricht (Hrsg.): My Abstract World, Berlin 2016, S. 43 u. Cover, Abb.
- Bernard Frize ist eine wichtige zeitgenössische Position der konzeptuellen Malerei
- Herausragendes Beispiel seiner Kunstform, in der er den Farbauftrag zum zentralen Thema seiner Werke macht
Bernard Frizes konzeptueller Ansatz
Der 1949 in Frankreich geborene Künstler Bernard Frize nimmt mit seiner konzeptuellen Malerei eine besondere Rolle in der zeitgenössischen Kunst ein. Frize, der in den 1970er Jahren zuerst in Aix-en-Provence und danach in Montpellier südfranzösische Kunstakademien besucht, fertigt Werke, in denen er den Prozess ihrer eigenen Herstellung zum primären Thema macht.
Während in den späten 1970er Jahren viele Künstler und Kritiker von dem Tod der Malerei sprechen, kreiert Frize eine Kunstform, in der er das Kunstwerk auf seine pure Essenz reduziert: den Auftrag der Farbe auf einen Bildträger. Er eliminiert das Sujet, also jede Form und jeden Inhalt aus seiner Kunst und verschreibt sich voll und ganz dem Farbauftrag und der damit einhergehenden Struktur. Als herausragende Position der zeitgenössischen Kunst schafft Frize gegenstandslose Malerei, ohne dabei aber abstrakte Malerei zu betreiben und grenzt sich somit von dem klassischen Kunstbegriff ab, bei dem es vordergründig um das künstlerische Produkt geht. Frizes Werk ist nicht ergebnisorientiert, sondern prozessorientiert zu verstehen. So entstehen seine weltweit gefragten Gemälde, auf denen in Form von Linien, Gittern, Wellen oder Kreisen immer der Farbauftrag im Fokus steht und somit Farbe und der Pinselstrich zum Medium der Konzeptvermittlung werden. Der Künstler mischt Kunstharz in die flüssige Acrylfarbe, wodurch seine reizvollen und gleichsam versiegelten Bildoberflächen zum Erkennungsmerkmal seiner Malerei werden.
Das Innere des Bildes von Außen sehen
"Nicht das, was ich sehe, ist wichtig, sondern wie Was zustande kommt. Allerdings möchte ich, daß man das auch sieht." (Bernard Frize zit. nach: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 68, Heft 25. 2004,S. 3)
Frize stellt dem Betrachter mit seinen Werken eine visuelle Aufgabe: "Ein Bild sollte befähigen, herauszufinden, wie es gemacht wurde, so als ob man es selber gemalt hätte." (Bernard Frize zit. nach Ausst.-Kat. Bernard Frize: Size Matters, 1999, S. 19) Dahingehend hinterlässt der Künstler seine Pinselspuren auf der Leinwand, um die Klärung der Frage nach ihrem Zustandekommen dem Betrachter zu überlassen. Der Betrachter entwickelt beim Anblick seiner Werke Hypothesen über die Entstehung des Bildes und versucht den Werkprozess zu erfassen. Somit wird dem Betrachter eine aktive Rolle zugeschrieben, wodurch sich die Produktions- und Rezeptionsperspektive in Frizes Werken einander annähern.
Das hier angebotene Gemälde "Puxo" aus dem Jahr 2011 verkörpert in allen Ebenen den Ansatz von Bernard Frize. Im Fokus steht kein Sujet oder eine zu transportierende Botschaft, sondern die Verfahrenstechnik des Gemäldes. Die Entstehung des Bildes ist bei näherer Betrachtung auf den ersten Blick zu entschlüsseln: Die verschiedenfarbigen kristallin-artig auf der Bildfläche ausgebreiteten Kreise lassen sich als Abdrücke eines in Farbe eingetauchten Pinsels identifizieren. Im Zentrum steht somit die Sichtbarmachung des Pinselstrichs bzw. die Erstellung von Kreisen durch die Pinseldrehung beim Farbauftrag auf die Leinwand.
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