1881 Karlsruhe - 1939 Berlin
Moderne + Zeitgenössische Kunst
am
26.11.2014,
Los
59
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
51.600
(inkl. Aufgeld)
KANOLDT, ALEXANDER
1881 Karlsruhe - 1939 Berlin
Amaryllis II. 1932. Öl auf Leinwand. 60,5 x 77cm. Signiert unten rechts: Kanoldt. Signiert und datiert auf dem Keilrahmen verso oben: Kanoldt 1932. Rahmen.
Wir danken Herrn Dr. Michael Koch, München, für die freundliche wissenschaftliche
Unterstützung und Bestätigung der Authentizität dieser Arbeit.
Provenienz:
Privatsammlung Rheinland-Pfalz (direkt vom Künstler erworben)
Ausstellungen:
Deutsches Museum, München 1932, Kat.-Nr. 1850
Stillleben nehmen im Werk Alexander Kanoldts eine herausragende Position ein. Durch sein
Festhalten an der Dinghaftigkeit der äußeren Bildwelt entwickelt er hier in den 1920er
Jahren eine stilisierte Ausdrucksweise, die ihn nicht nur zum Vorbild für die Maler der
"Neuen Sachlichkeit" macht, sondern auch zu einem der wichtigsten Vertreter dieser
Stilrichtung. Ohne erzählerische oder dekorative Details gibt er mit nüchternem Blick in
"realistischer" Darstellungsweise alltägliche Gegenstände wie beispielsweise Topfpflanzen,
Krüge, Kästchen und Bücher, meist auf einem Tisch arrangiert, wieder.
Wie bei "Amaryllis II" trügt jedoch der erste Blick auf die uns so bekannten Dinge. Denn
trotz ihrer plastischen Präsenz verleiht Kanoldt ihnen etwas Unwirkliches.
Dies erreicht
er durch eine gedämpfte Farbgebung von erdigen Brauntönen und matten Grünnuancen, zu denen
er nur das Rot der Amaryllisblüte in Kontrast setzt, sowie durch den glatten Farbauftrag.
Zudem erwirkt er mittels der Diagonalen, die sich aufgrund der Anordnung von Tisch,
Regalbrettern, Büchern und Fenster- bzw. Türrahmen ergeben, eine eigenwillige, über die
Bildgrenzen hinausführende Dynamik. Diese Spannung forciert er nicht zuletzt durch die
diffusen Raumverhältnisse. Dergestalt ist die von der Szenerie ausgehende Ruhe nicht das,
was sie zu sein scheint: ein "stilles Leben".
Etwas Beklemmendes und Unheimliches, geht von dem Bild aus. Hierin mögen Kanoldts
Empfindungen angesichts der unruhigen Zeiten der 1920er und 1930er Jahren zum Ausdruck
kommen. So konzentriert er sich in seinen Stillleben auf ein ganz privates und sehr
eingegrenztes Thema und umkreist "malend die kleine Welt eines Zimmerausschnitts,
repräsentiert durch wenige Requisiten. [...] Ja es hat den Anschein, als wolle der Maler
seinen Werken jene Ruhe künstlerisch und künstlich erzwingen, die außen wegen der
augenblicklichen politischen und sozialen Konstellation unmöglich zu finden war."
(Bartsch, Ingo: Die trügerische Stille des Seins - zu den Stilleben Alexander Kanoldts,
in: Ausst.-Kat. Alexander Kanoldt, Gemälde - Zeichnungen - Lithographien, Museum für Neue
Kunst, Freiburg i.Br. u.a. 1987, S. 41).
Johann Herkenhöner
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344. Moderne + Zeitgenössische Kunst,
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26.11.2014,
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