1904 verlobte sich Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen mit der jungen Herzogin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin. Die Hochzeit im darauffolgenden Jahr wurde ein gesellschaftliches Großereignis, das mit aufwändigen Feierlichkeiten und einem groß angelegten Festzug durch Berlin begangen wurde. Als Geschenk, gaben die Städte den Entwurf für einen silbernen Tafelaufsatz in Form eines Hochzeitszuges in Auftrag.
Als Thema des Ensembles dachte man an die Huldigung des Brautpaares durch Abgesandte verschiedener Völker.
Der Entwurf des Bildhauers Adolf Amberg entfernte sich von dem im alten Kaiserreich gepflegten Historismus und strebte nach den Neuerungen des Jugendstils. In Zeiten, in denen Fragen der »Sittlichkeit« auf der politischen Tagesordnung standen, waren die exotischen, spärlich bekleideten Figuren Ambergs jedoch nicht das, was man auf der Festtafel bei Hofe sehen wollte. So wurde der Entwurf von Kaiserin Auguste Victoria abgelehnt, um schließlich 1908 von der Kaiserlichen Porzellan Manufaktur Berlin erworben zu werden.
1910 präsentierte die KPM bereits einzelne Figuren aus diesem Ensemble auf der Weltausstellung in Brüssel, für die Amberg dort mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Auf der großen Berliner Kunstausstellung 1911 wurde der Tafelaufsatz erstmals in seiner Gesamtheit präsentiert und galt bei den begeisterten Kritiken als klarer Höhepunkt der Schau. Dort war von einer »Renaissance des Berliner Porzellans« die Rede und von »einer Gesamtkomposition von königlicher Erlesenheit«.
Der vollständige Hochzeitszug besteht aus 20 Figuren, einer Gardiniere, zwei flachen Obstschalen und zwei sechsflammigen Girandolen. Um den vollen erzählerischen und kompositorischen Effekt zu erzielen, ist eine bestimmte Aufstellung der Figuren erforderlich. Das Gefolge des Bräutigams, welcher wie ein römischer Krieger gekleidet ist, und das der Braut bewegen sich aufeinander zu. Die Braut, dargestellt als Europa auf dem Stier, hat ein weibliches, der Bräutigam ein männliches Gefolge. Diese huldigen dem Paar mit Gaben der Natur, des Handwerkes und der Kunst und unterscheiden sich von den beiden Protagonisten, die eine statuarische Ruhe besitzen, durch ihre tänzerischen, dynamischen Posen. Die Schrittmotive der einzelnen Figuren sind prägnant herausgearbeitet. Der Gesamteindruck erinnert an eine inszenierte Choreographie.
In der Tat spielt Ambergs Entwurf mit Stilprinzipien der um 1900 modernen Tanzkunst. Im neuen, »Sinfonische Ausdruckstanz« spielte das Schreiten, Gehen und Sich-Wenden eine zentrale Rolle. Die Eleganz der Bewegung wird gepaart mit sanften Formen. Die weich modellierten Konturen und breiten Flächen gleiten geschmeidig ineinander über und unterstützen den tänzerischen Charakter jeder Figur. Amberg gibt dem Auge einen Rhythmus vor, der sich in den einzelnen Figuren, sowie in ihrem Bezug zueinander wiederfindet.