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Katalog 379 | Alte Kunst

534 Steenwijk, N. 2.H. 17.Jh. Stillleben mit Paradiesvogel, Muscheln, Uhr und Portraitmedaillon. Öl auf Leinwand. Doubliert. 59,5 x 49,5cm. Rahmen. Rückseitig: Auf dem Keilrahmen altes Etikett mit der Zuschreibung an Nic. Steenwijk jun. Fred G. Meijer vom RKD, Den Haag schreibt in einer Email vom Juli 2016: “This is a very interesting painting indeed. It cannot be connected with the known oeuvres of painters named (van) Steenwij(c) k, but theoretically, it may well the work of the painter N (for firs name unknown) Steenwijk who was recorded by Jacob Campo Weyerman as a painter of still lifes and vanitas, working in Breda in the second half of the 17th century. The old label on the reverse (‘Nic. Steenwijk / B ed .) also points to this artist. From a Hofstede de Groot fiche it would appear that this painting was sold as by Abraham Steenwijck in Frankfurt a.M. on 24 April 1923, lot 162.” Vor einer Wand mit Nische und Konsoltisch hängen mittig ein rundes Stuckmedaillon und links davon der Balg eines toten Paradiesvogels; auf der Tischplatte liegen zwei Kaurischnecken-Gehäuse vom Indischen Ozean und eine Taschenuhr mit geöffnetem Sprungdeckel und Glas, der Zeiger weist auf VIII. Das Bildnis auf dem Medaillon zeigt den Dargestellten im Profil mit Harnisch, Chlamys (Feldherren- Umhang) und Lorbeerkranz nach dem Vorbild römischer Kaisermünzen. Der ‚Habsburger Unterlippe‘ zufolge, die aus einer erblichen Überentwicklung des Unterkiefers resultierte, dürfte es sich um Kaiser Leopold I. handeln, Habsburger Herrscher des ‚Heiligen römischen Reiches‘, also den damals mächtigsten Mann der westlichen Welt. Die Darstellung eines Paradiesvogels war offenbar sehr selten, Ausnahmen gibt es bei Dirck de Bray und Jacques Linard. Diese Wunderwesen galten als Flieger ohne Füße, die sich vor ihrem Tode nie zur Erde herabließen. Alfred Russel Wallace berichtet darüber in seinem Werk „Das Malayische Archipel...“ (London 1869; dt. Ausgabe Braunschweig 1869): „Als die ersten Europäer die Molukken erreichten, um Gewürznelken und Muskatnüsse zu suchen, ... wurden sie mit getrockneten Vogelbälgen beschenkt, die so seltsam und schön waren, daß sie die Bewunderung selbst jener nach Reichtum jagenden Seefahrer erregten.“ John von Linschoten gab ihnen im Jahre 1598 den Namen ‚Paradiesvogel‘ und erzählte, dass niemand diese Vögel je lebend gesehen habe, denn sie lebten in der Luft (quasi ausschließlich im Himmel) und ließen sich vor ihrem Tode nie auf die Erde nieder, da sie weder Flügel noch Füße hätten, wie man an den Exemplaren, die auch manchmal nach Holland gelangten und dort sehr selten und teuer waren, sehen kann. Bis zum Jahre 1760 wusste man über die ‚Paradisea apoda‘ (fußlosen Paradiesvögel) in Europa nichts, da dort kein vollständiges Exemplar gesehen worden war. Noch seltener als Darstellungen des Paradiesvogels sind Bilder von N. Steenwijk aus Breda. Nur dieses eine scheint derzeit bekannt zu sein, obwohl Jacob Campo Weyerman, ebenfalls länger in Breda ansässig, 1729 überliefert, N. Steenwijk sei ein guter Maler von „stilleeven en van vanitassen „ gewesen, der sich meist in Breda aufgehalten habe und dort auch verstorben sei. Allerdings sei die Pinselführung des Künstlers sehr viel besser gewesen als sein Betragen, er versoff und vergeudete alles, was er greifen und fassen konnte. Darauf folgt eine beispielhaft kuriose Anekdote aus dem Leben des Malers und dessen selbstschädigender und halsstarriger Verschrobenheit. (Jacob Campo Weyerman: De Levens-Beschryvingen der Nederlandsche Konst-Schilders en Konst- Schilderessen..., Teil III, s‘Gravenhage 1729, S. 21/22) (Ulrike Middendorf) € 5.000 - 7.000 $ 5.600 - 7.840 Alte Meister


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