Europäisches Kunstgewerbe
am
19.11.2016,
Los
1540
Taxe: € 35.000
Ergebnis: €
38.700
(inkl. Aufgeld)
BEDEUTENDER ROKOKO SCHREIBSCHRANK À TROIS CORPS, SOGENANNTE CANTOURGEN.
Wohl Mainz. Um 1750-60.
Nussbaum, Nussbaummaserholz, Esche und Ahorn poliert und eingelegt. Originale feuervergoldete Beschläge. Breit ausladendes Kommodenunterteil mit geschwungener, dreischübiger Front. Die Kanten als
Lisenen weit vorkragend und mit Rocaille-Kapitellen verziert. Leicht zurückgesetztes
Schreibfach mit je zwei gestuften Seitenschüben. Der Tabernakelaufsatz mit geschwungener
Front. Die zentrale Tür gerahmt von elf kleinen Schüben, teils mit Zentralverriegelung.
Die leicht vorkragenden Kanten mit aufgesetzten Pilastern. Die hinteren Kanten mit Voluten
und Rocaillen verziert. Geschwungener Abschluss mit postamentartiger Bekrönung. 231x169x85 cm. Zustand B/C.
Provenienz:
Privatsammlung Aachen, In den 1950er Jahren im Belgischen Kunsthandel erworben.
Literatur:
-Fritz Arens (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Meisterrisse und Möbel der Mainzer Schreiner. Mainz 1955. Siehe Meisterriss von Heinrich Wagner aus dem Jahre 1756 auf Tafel 65.
-Heidrun Zinnkann: Meisterstücke Mainzer Möbel des 18. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 1988. Vergleiche einen Meisterriss von J. Wimmer von 1747, zum Typus vergleiche Abb.
15 auf S. 32 und S. 120 und 121 ein Schreibschrank möglicherweise von Wimmer, heute in Schloss Augustusburg in Brühl.
Der Meisterriss von Heinrich Wagner zeigt ebenfalls die eher ungewöhnlichen Voluten mit Rocaillen, die von Kapitellen bekrönt werden, auch ist der obere Abschluss vergleichbar, ebenfalls die flankierenden Schubladen an der Schreibplatte.
Die Bezeichnung des Schreibschrankes als Cantourgen ist nur in Mainz gebräuchlich und findet ihren Ursprung in der Mainzer Mundart. So ist die Endung "gen" als Verkleinerungsform anzusehen und wird an das Wort Cantour angehängt, meint also übersetzt Cantour-"chen", kleines Büro.
Wir danken Herrn Michael Sulzbacher für seine freundlichen und wichtigen Hinweise.
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380. Europäisches Kunstgewerbe,
am
19.11.2016,
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