1954 Geldern/Niederrhein
Modern
am
31.05.2017,
Los
449
Taxe: € 120.000
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135.450
(inkl. Aufgeld)
Struth, Thomas
1954 Geldern/Niederrhein
"Art Institute of Chicago 1". 1990. C-Print. 129 x 162cm (173,5 x 205,5cm). Datiert, nummeriert bezeichnet und signiert. Ex. Aus einer Auflage von 10 Exemplaren. Rahmen.
Vgl. Literatur (Auswahl):
Ausst.-Kat. Aus der Distanz, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1991, S. 69, Farbabb. S. 71
Ausst.-Kat. Photographie in der deutschen Gegenwartskunst, Museum Ludwig Köln 1993, S. 162, Farbabb. S. 162
Ausst.-Kat. Thomas Struth - Strangers and Friends, Photographs 1986-1992, Institute of Contemporary Art, Boston/ Institute of Contemporary Art, London/Gallery of Ontario, Toronto 1994/95, S. 105, Farbabb. S. 77
Ausst.-Kat. Thomas Struth. Museum Photographs, Hamburger Kunsthalle, München 1993, Farbabb. S. 47
Klotz, Heinrich (Hrsg.): Kunst der Gegenwart. Museum für neue Kunst. ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, München 1997, Farbabb. S. 259
Ausst.-Kat. Von Beuys bis Cindy Sherman - Sammlung Lothar Schirmer, 330 Werke von 43 Künstlern, der Kunsthalle Bremen/Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1999, Kat.-Nr. 306, S. 356, S. 287
Der Fotokünstler Thomas Struth entstammt der "Düsseldorfer Fotoschule", die von Bernd und Hilla Becher begründet wurde und aus der weitere namhafte Künstler wie Thomas Ruff, Andreas Gursky oder Candida Höfer hervorgingen.
Die Werke dieser Künstler zeichnen sich durch einen objektivierenden Blick aus der Distanz heraus sowie durch das Erstellen von Werkgruppen aus. Auch das große Format, das zuvor der Malerei vorbehalten war, entdeckten viele dieser Künstler für ihre Werke. Fotografie und Malerei traten so in eine Art Vergleich und zugleich in einen Wettstreit. Auch die Frage, ob Fotografie überhaupt Kunst sei, sollte damit endgültig positiv beantwortet werden.
Thomas Struths Werk "Art Institute of Chicago 1" präsentiert sich ebenfalls monumental in einer Größe von 173,5 x 205,5 cm. Es ist Teil einer Fotografieserie die Betrachter vor Gemälden in internationalen Museen zeigt.
Interessanterweise benennt Struth im Titel den Ort, an dem das Gemälde hängt und verweist nicht auf dessen Titel. Der Ort steht also im Vordergrund: Der Heimatort des Gemäldes, der gleichzeitig der Ort ist, an dem die Fotografie entstanden ist. Es ist der Ort der Wahrnehmung und Kontemplation, der Ort durch den die Blickachsen wandern. Die Museumsbesucher - und wir mit ihnen - schauen sich hier das Gemälde "Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte" von Georges Seurat aus den Jahren 1884-86 an. Weitere Orte werden im Bild impliziert - der fiktive Ort im Gemälde und der Ort an dem wir, die Betrachter der Fotografie, uns gerade befinden.
Fast alle auf dem Gemälde dargestellten Menschen sind von der Seite zu betrachten und sie blicken nach links auf das Wasser, das sich außerhalb des Bildes befindet. Die das Gemälde betrachtenden Besucher drehen uns überwiegend den Rücken zu und schauen ins Bild hinein - sie führen unseren Blick durch ihren Blick auf das Gemälde, doch gleichzeitig wird unser Blick durch ihre Körper blockiert. Ähnlich wie die Figuren im Gemälde bilden auch die Besucher eine Komposition, in der die Farbe Blau vorherrscht. Die von Seurat im zeitgenössischen Habit der 1880er Jahre dargestellten sonntäglichen Inselgänger werden von den Museumsbesuchern kontrastiert, die wiederum die Mode der 1990er Jahre vorführen. Möglicherweise sehen wir diese Besucher auch an einem Sonntagnachmittag im Museum.
Struth stellt in dieser Arbeit die Fotografie der Malerei gegenüber, das Drinnen dem Draußen, die Fiktion der Realität, das Gestern dem Heute, den Augenblick der Zeitdauer. Eine Reflektion über Kunst und Ihre Orte stellt sich ein und entfacht einen Diskurs über vielfältige Fragen der Kunst.
Robert van den Valentyn
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