1791 Rouen - 1824 Paris
Alte Kunst
am
16.11.2012,
Los
752
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
85.140
(inkl. Aufgeld)
Géricault, Théodore
1791 Rouen - 1824 Paris
Der Schimmel. Cheval gris. Öl auf Leinwand. Doubliert. 46,5 x 55,5cm. Rahmen.
Gutachten:
- Wildenstein Institute, Paris, 11. Juli 2012.
Provenienz:
- Rheinische Privatsammlung.
Das Wildenstein Institut, Paris, nimmt das Gemälde in den Catalogue raisonné zu Géricault
auf. Zu diesem Gemälde existieren verschiedene Varianten, unter anderem eine im Musée des
Beaux Arts, Rouen, Inventarnummer 850.3. Das Motiv wird allgemein in Géricaults Oeuvre in
die Jahre zwischen 1812 bis 1816 datiert.
"Schwarze Romantik" - so wird seit den 60er Jahren von Prof. Mario Praz eine Strömung in
der Kunst der Jahre vor 1800 genannt, die vorher schon von Immanuel Kant erkannt wurde.
Dieser hat in seiner "Kritik der Urteilskraft" das Erhabene als ästhetisches Kriterium
beschrieben; maßgeblich hierfür ist für ihn die Bewegung des Gemüts. Dieser später dann
als "Schwarze Romantik" bezeichnete Ausdruck erweitert die bis dahin bekannten ästhetische
Kriterien um das Schreckliche, Schauerliche, oder besser gesagt: das Sublime.
Eines der berühmtesten Beispiele der Malerei dieser Stilrichtung ist sicherlich Johann
Heinrich Füsslis Nachtmahr von 1781.
In diesem Gemälde taucht ein geisterhaftes Pferd auf,
welches einen Alp begleitet und dem Bildbetrachter entgegenblickt. Ähnlich zu Füsslis
Pferd zeigt der hier vorliegende Schimmel Géricaults einen Gemütszustand an, der viele
Ureigenschaften eines Pferdes vermittelt: Angst, Schrecken, die Verletzbarkeit bis hin zur
erregten Präsenz. Alles dies zeigt der Künstler in einer Art, die den Betrachter tief
berührt.
Der interpretative Spielraum des Stückes wird durch die Kenntnis erweitert, dass Géricault
zeitlich parallel zu unserer Darstellung 'Tamerlan', den Schimmel Napoleons malte
(Tamerlan, Le cheval de l'Empereur, musée des beaux-arts Rouen, Inventarnummer 923.10).
Weitere Pferdestücke, die den Einfluss seines Meisters Horace Vernet vermitteln, besitzen
jedoch
selten eine solche, fast schon expressive Strahlkraft. Nicht umsonst gilt Géricault neben
Eugène Delacroix als großer Erneuerer der Französischen Malerei seiner Zeit. Er
radikalisiert Sehgewohnheiten, wendet sich von der akademischen Malerei seiner Zeit ab und
findet eigene Ideale. Tragischerweise stirbt der Künstler sehr früh an den Folgen eines
Reitunfalls. Sein zahlenmäßig beschränktes OEuvre wird durch dieses Gemälde ergänzt.
Die vorliegende Arbeit dieses kunsthistorisch wichtigen, aber selten zu findenden Malers
dürfte das einzige authentische Gemälde Géricaults sein, das in den vergangenen
Jahrzehnten auf den deutschen Markt gelangt ist.
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315. Alte Kunst,
am
16.11.2012,
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