1888 Glatz/Schlesien - 1965 Berlin
Modern | Post War | Contemporary | NFT
am
30.11.2022,
Los
30
Taxe: € 90.000
Ergebnis: €
178.500
(inkl. Aufgeld)
SINTENIS, RENÉE
1888 Glatz/Schlesien - 1965 Berlin
Titel: Großes Vollblutfohlen.
Datierung: 1940 (Entwurf).
Technik: Bronze.
Maße: 109 x 91 x 25cm.
Bezeichnung: Monogrammiert auf der Plinthe: RS. Seitlich auf der Plinthe Gießerstempel: H. Noack Berlin.
Provenienz:
- Dr. Meyer-Struckmann-Stiftung, Essen
- Unternehmenssammlung Deutschland (ab 1990)
Literatur:
- Berger, Ursel/Ladwig, Günter (Hrsg.): Renée Sintenis. Das plastische Werk, Berlin 2013, WVZ.-Nr. 170, Abb. (hier mit leicht abweichenden Maßen)
- Buhlmann, Britta E.: Renée Sintenis, Werkmonographie der Skulpturen, Darmstadt 1978, WVZ.-Nr. 153 (hier mit leicht abweichenden Maßen)
- Eine der wenige großformatigen Tierskulpturen der Künstlerin, die selten auf dem Kunstmarkt angeboten werden
- Sintenis' Tierskulpturen zeichnen sich vor allem durch eine natürliche Darstellung aus, mit einem präzisen Blick auf physiognomische Besonderheiten
- Pferde und Fohlen nehmen im Oeuvre der Tierbildhauerin eine besondere Stellung ein
Renée Sintenis gehört zu den bedeutendsten deutschen Bildhauerinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und macht im Berlin ihrer Zeit Karriere. Sie fertigt vorzugsweise Kleinplastiken von Tieren, Rehkitzen, Fohlen, kleinen Hunden, aber auch Sportler, weibliche Akte sowie Knabenfiguren und Porträtbüsten gehören zu ihrem Repertoire.
Darüber hinaus entstehen zahlreiche Zeichnungen und Druckgrafiken.
Die Vorliebe der Künstlerin für Kleinplastik fällt in der Zeit der Weimarer Republik auf fruchtbaren Boden. Insbesondere ihre Tierdarstellungen, die sich seit etwa 1915 konstant durch ihre gesamte Schaffenszeit ziehen, finden starkes Interesse beim privaten Publikum, dem sie durch einige Ausstellungen in bedeutenden, auch internationalen Museen bekannt wird. Dazu trägt nicht zuletzt ihr bestens vernetzter Kunsthändler Alfred Flechtheim bei, der sie seit circa 1920 vertritt, jedoch 1933 vor den Nationalsozialisten flüchten muss. Sintenis bleibt in Berlin, wird aber 1934 als Mitglied der Preußischen Akademie der Künste abberufen. Erst nach dem Krieg, 1947, kann sie der Institution wieder beitreten.
Waren die frühen Arbeiten der Künstlerin um 1914/16 noch von eher statischer Natur, ausgeführt mit festeren Konturen und einer glatteren Oberfläche, so entwickelt die Bildhauerin mehr und mehr eine bewegtere Formensprache. Dazu trägt zum einen das Motiv bei, so etwa springende Fohlen und Rehe oder Darstellungen von Sportlern in Aktion, aber ebenso die aufgeraut-skizzenhafte Oberfläche ihrer Skulpturen, die keine festen Konturlinien aufweisen und den Charakter des Unfertigen besitzen.
Sintenis möchte mit ihren Tierdarstellungen das Typische einfangen, das Unverfälschte junger Tiere wiedergeben. So auch in der schönen Gartenplastik eines Fohlens aus dem Jahr 1940 - eine Besonderheit, da es nur wenige großformatige Arbeiten der Künstlerin gibt. Aufmerksam spitzt das junge Tier die Ohren und wendet sie in Blickrichtung. Es setzt aus einer Schrittbewegung zu einer stärkeren Gangart an, festgehalten ist der Moment des Übergangs, ein Huf löst sich vom Boden, die Mähne scheint zu wehen und das Tier in den Trab zu fallen. Anmutig und etwas staksig zugleich tragen die langen Beine den kleinen Körper, ausdrucksvoll bläht das Tier die Nüstern und richtet den Blick nach vorne, eine Sintenis-Skulptur par excellence.
Renée Sintenis erhält in ihren späteren Jahren zahlreiche Ehrungen, u.a. 1948 den Kunstpreis der Stadt Berlin sowie das große Bundesverdienstkreuz im Jahre 1952. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen renommierten Institutionen vertreten, u.a. im Georg Kolbe Museum in Berlin, dem Karl-Ernst-Osthaus-Museum in Hagen, dem Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal, der Tate Britain in London, dem Art Institute in Chicago und dem Los Angeles Country Museum of Art.
Robert van den Valentyn
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