1918 Catanzaro/Kalabrien - 2006 Mailand
Modern | Post War | Contemporary | Galerie Michael Schultz
am
01.06.2022,
Los
140
Taxe: € 10.000
Ergebnis: €
31.680
(inkl. Aufgeld)
ROTELLA, MIMMO
1918 Catanzaro/Kalabrien - 2006 Mailand
Titel: "Relazione 41".
Datierung: 1957.
Technik: Decollage auf braunem Packpapier.
Maße: 49 x 61cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: Rotella. Signiert, betitelt und datiert verso mittig: Rotella Relazione 41 1957. Zudem mit Maßangaben versehen.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Das Werk ist im Archivio Fondazione Mimmo Rotella, Mailand, unter der Nummer 1160 DC 957/989 registriert. Dem Werk liegt eine Bestätigung des Künstlers, sowie ein Fotozertifikat der Fondazione Mimmo Rotella im Original bei. Dort datiert 1957 - 1989.
Provenienz:
- Privatsammlung Süddeutschland
"... Plakate von den Wänden zu reißen ist die einzige Rache, der einzige Protest gegen eine Gesellschaft, die ihren Sinn für Veränderungen und den verblüffenden Wandel verloren hat. Ich klebe die Plakate und reiße sie dann ab: Neue, unvorhersehbare Formen werden geboren. Ich habe die Malerei zugunsten dieses Protestes aufgegeben. Wenn ich die Kraft von Samson hätte, würde ich die Piazza di Spagna mit ihren zarten und weichen Herbsttönen auf die roten Plätze von Janicule mit ihren Sonnenstrahlen kleben." (Mimmo Rotella, 1957, zit. in: Celant, Germano: Mimmo Rotella, Mailand 2007, S.
144)
Mimmo Rotellas künstlerischer Weg beginnt als Maler von zunächst neo-geometrisch, abstrakten Bildern. Anfang der 1950er Jahre empfindet er das Medium Malerei als nicht mehr zeitgemäß und sucht nach anderen Ausdrucksmöglichkeiten. Schon gegen Ende der 1940er Jahre lässt er auf dem Bildträger, der nicht länger nur eine klassische Leinwand sein muss, homogene Flächen entstehen, die beschrieben oder aufgekratzt werden, um Darunterliegendes freizulegen, ein erster Schritt in Richtung der späteren Décollagen. Zeitgleich entwickelt er mit seinen "poemi epistaltici", den phonetischen Gedichten, bereits andere Ausdrucksformen.
Bei seinen Spaziergängen durch das Rom der erwachenden Wirtschaftswunderzeit zu Beginn der 1950er Jahre finden Plakatwände seine Aufmerksamkeit, von denen er kleinere Fetzen mit in sein Atelier nimmt. "Es war wie eine Zen-Erleuchtung: Die Entdeckung des Werbeplakats als Ausdruck künstlerischen Schaffens und als Botschaft der Stadt.", äußert sich dazu der Künstler (zitiert nach Maria Brunetti, Biografie, in: Rotella, Ausst.-Kat., Museo Civico Palazzo Zagarese, Rende/Cosenza, 23.05.-20.06.1996, S. 88) Von nun an werden Plakate in Stücke gerissen, auf Leinwände geklebt und teilweise übermalt, die "Décollagen" entstehen und nehmen die Wirklichkeit mit hinein in die Kunst. Später erzielt Rotella mit der Verwendung der Plakatrückseiten andere, abstraktere Effekte, auch integriert er Alltagsgegenstände in seine Arbeiten.
Ein mehrjähriger Aufenthalt in Paris bringt ihn in Kontakt mit den Nouveaux Réalistes, deren Gedanken seinen nahestehen und deren Mitglied er wird. Er gehört innerhalb der Gruppierung zu den "Affichisten", den "Plakatabreißern".
Als charmantes Zeichen der Anerkennung seiner künstlerischen Leistung erhält Rotella als 81-jähriger vom Bürgermeister seiner Heimatstadt Catanzaro in Kalabrien per Dekret die offizielle Erlaubnis zum Plakatabriss im öffentlichen Raum.
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