Ludwig Adrian Richter - Fruehlingsabend mit Vollmond, 57568-1, Van Ham Kunstauktionen
Ludwig Adrian Richter: Frühlingsabend mit Vollmond aus unserer Rubrik: Arbeiten auf Papier
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Ludwig Adrian Richter - Frühlingsabend mit Vollmond

1803 Dresden - 1884 Dresden

Alte Kunst
am 13.11.2015, Los 612
Taxe: € 12.000
Ergebnis: € 14.190
(inkl. Aufgeld)

RICHTER, LUDWIG ADRIAN
Dresden 1803 - 1884

Frühlingsabend mit Vollmond. Graphit, Sepia laviert, weiß gehöht, auf hellbraunem Tonpapier. Auf Karton kaschiert. 29 x 44,5cm. Rahmen.

Gutachten:
Prof. Dr. Hans Joachim Neidhardt, Dresden, Oktober 2015.

Provenienz:
- Sammlung Ed. Cichorius, Leipzig;
- aus dem Familienbesitz Cichorius.

Prof. Neidhardt schreibt in seinem Gutachten:
"Die bildhafte, perfekt ausgeführte Zeichnung ist aufs engste verwandt mit Richters
Gemälde "Frühlingsabend", das der Künstler 1844 für den Bankier Anton Bendemann in Berlin
malte und das sich heute im Kunstmuseum Düsseldorf befindet. Die Genauigkeit, mit der
dieses in den Hauptpartien in die Technik der Sepiazeichnung umgesetzt wurde, läßt beide
Vermutungen zu: Das Blatt könnte als Vorarbeit zu dem Gemälde, aber auch als dessen freie
Wiederholung gelten. Die Tatsache, daß es weder Signatur noch Datum trägt, läßt darauf
schließen, daß es nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war, sondern etwa als Geschenk für
einen Freund. Dieser großzügige Förderer des Künstlers war der Leipziger Bankier, Kaufmann
und Hofrat Eduard Cichorius, aus dessen Nachlass das exzellente Blatt nachweislich stammt.

Während im Düsseldorfer Gemälde trotz Abenddämmerung das im letzten Schein der Sonne
aufleuchtende Grün von Wiese und Baumgruppe mit dem Liebespaar und den Schafen im
Vordergrund den Eindruck dominiert, wird in unserem Blatt eine Abendstimmung nicht nur
durch den Vollmond suggeriert, der links hinter einer flachen Bergkuppe heraufsteigt,
sondern auch durch die braune Tönung des Papiergrundes.

Insofern betont der Verzicht auf
Farbigkeit die Stimmung der abendlichen Dämmerung. Mensch und Tier sind in diese
friedliche Natur eingebunden, ja erscheinen als ein Teil von ihr. Im Gegensatz zur
paradiesischen Abgeschlossenheit des Düsseldorfer "Frühlingsabends" öffnet sich indessen
hier am rechten Bildrand ein Blickfenster in die Ferne - wie fast immer in Richters
Landschaften.
Die Gestalt des Schäfers mit seinen Schafen in friedlicher Landschaft und seinem Attribut
der Hirtenflöte erscheint in Gemälden, Zeichnungen und Holzschnitten Richters so oft, daß
man schon von einer nostalgischen Leit- und Symbolfigur des Behütetsein sprechen kann. Das
innig verbundene Hirtenpaar selbst wird durch eine niedrige Hecke geschützt und zugleich
hervorgehoben. .
Mit Landschaftsdarstellungen wie dieser - aber auch der "Böhmischen Hirtenlandschaft mit
Regenbogen" (1841), der "Abendandacht" (1842), dem "Frühlingsabend" (1844), "Sommerlust"
(1844) und vor allem dem großformatigen "Brautzug im Frühling" (1847) - setzt der Künstler
auch im Jahrzehnt des Vormärz den anwachsender Spannungen im Vorfeld der
bürgerlich-demokratischen Revolution unbeirrt sein subjektives Harmonie-Modell entgegen:
Die Idylle, das unaufgeregte Miteinander von Mensch und Tier in der Natur.
Karl Josef Friedrich erwähnt in seinem Werkverzeichnis der Gemälde Ludwig Richters von
1937 noch eine kleinere, 1931 im Münchner Glaspalast verbrannte Fassung des Bildes sowie
unter anderem auch zwei motivisch verwandte Federzeichnungen und ein Aquarell .(WV 71 und
72) Vorliegendes Blatt aber blieb ihm unbekannt."

Profilbild Davide Dossi

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361. Alte Kunst,
am 13.11.2015, Los 612
Taxe: € 12.000
Ergebnis: € 14.190
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