um 1450 Cortona - 1523 Cortona
Fine Art
am
19.11.2020,
Los
1002
Taxe: € 10.000
Ergebnis: €
87.720
(inkl. Aufgeld)
SIGNORELLI, LUCA
Cortona um 1450 - 1523
Titel: Der Heilige Nikolaus von Bari rettet drei Ritter vor der Hinrichtung.
Technik: Öltempera auf Holz.
Maße: 26,5 x 22,5cm.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Gutachten:
T.F.K. Henry, Kent, am 22.07.2020.
Provenienz:
Kirche San Niccoló, Cortona;
Kunstmarkt, Florenz;
Sammlung Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826-1914);
Familienbesitz von Sachsen-Meiningen bis 1947;
Privatbesitz, Deutschland.
Literatur:
B. Berenson: The Central Italian Painters of the Renaissance, London und New York 1897, S. 180;
M. Cruttwell: Luca Signorelli, London 1899, S. 133;
G. Mancini: Vita di Luca Signorelli, Florenz 1903, S. 182;
P. Lehfeldt und G. Voss: Bau- Und Kunst-Denkmäler Thüringens. Herzogtum Sachsen-Meiningen, Band XXI, 1984, S. 55;
L. Kanter: Some Late Altarpieces by Luca Signorelli. In: Studi di Storia dell'Arte, 2, 1991, S. 88-89;
T. Henry und L. B. Kanter: Luca Signorelli. The Complete Paintings, London 2002, S. 223-224, Kat. 89;
T. Henry: The Life and Art of Luca Signorelli, New Haven und London 2012, S. 266-268.
Rückseitig:
Auf der Tafel alte handschriftliche Inventarnummer.
"Dieses vorliegende Bild, das zuletzt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu sehen war, stammt sicherlich von Luca Signorelli und war Teil eines Altarbildes, das er für die Kirche S.
Niccolò in Cortona um 1508-10 malte. Das Altarbild ist in situ erhalten, zwei verwandte Fragmente von sehr ähnlichen Dimensionen wie das vorliegende Bild sind im High Museum of Art in Atlanta erhalten geblieben (K494 und K499).
Es stellt eine Legende aus dem Leben des Heiligen Nikolaus von Bari, Bischof von Myra (270-343) dar (zum Beispiel verfasst in der "Legenda aurea" von Jacobus de Voragine (1275)). Drei Ritter waren mit verbundenen Augen zu einer Hinrichtungsstätte geführt worden, als der Heilige intervenierte, das Schwert des Henkers ergriff und dieses wegwarf. "Sie waren dorthin gekommen, wo sie enthauptet werden sollten, Sankt Nikolaus fand sie auf den Knien und mit verbundenen Augen, und der Henker schwang sein Schwert über ihren Köpfen. Dann stellte er sich gegen den Henker und nahm ihm das Schwert aus der Hand, warf es von ihm, band die Unschuldigen los und führte sie in Sicherheit".
Das Bild wurde 1903 von Girolamo Mancini ausführlich beschrieben (Vgl. C. Mancini, "Vita di Luca Signorelli", Florenz 1903, S. 183), eine Abbildung des Bildes ist niemals veröffentlicht worden. Das Bild kann schlüssig mit der doppelseitigen Tafel verbunden werden, die noch heute auf dem Hochaltar der Kirche San Niccolò in Cortona steht. Die Bruderschaft Sankt Nikolaus wurde 1440 vom Heiligen Bernardino gegründet und war eng mit den Franziskaner-Observanten verbunden. Es gibt unbestätigte Indizien dafür, dass Signorelli Mitglied der Bruderschaft war, und er zeigte eine besondere Verehrung für den Heiligen Nikolaus von Bari im Prolog seines Testaments von 1504 und hinterließ in diesem sowie in einem späteren Testament von 1514 seinen Nachlass an die Kirche S. Niccolò.
Signorellis Altarbild misst 152 x 175 cm und zeigt auf der einen Seite die "Klage der Heiligen Michael, Hieronymus, Nikolaus, Franziskus und Dominikus und eines bärtigen Franziskanerheiligen über dem Leib Christi gezeigt von drei Engeln" und auf der anderen Seite die "Jungfrau mit Kind, thronend mit dem Heiligen Petrus und Paulus". Das Altarbild von S. Niccolò soll eine Predella gehabt haben, und die Forschung identifizierte zwei Tafeln, die eindeutig mit dem gegenwärtigen Bild im High Museum of Art, Atlanta, in Verbindung stehen. Diese stellen die "Geburt des Heiligen Nikolaus" und eines weiteren "Heiligen Nikolaus" dar (K494 und K499; beide 25,1 x 20,3 cm.). Laurence Kanter bezieht das vorliegende Bild auf der Grundlage von Mancinis Beschreibung korrekt auf diesen Auftrag. Alle drei Tafeln sind stark von links beleuchtet und wurden wahrscheinlich so gestaltet, dass sie unterhalb der "Jungfrau mit Kind, thronend mit dem Heiligen Petrus und Paulus" zu sehen sind, die ebenfalls von links beleuchtet ist. Eine vierte Tafel ist verloren gegangen.
Obwohl einige alte Retuschen und Übermalungen zu erkennen sind, ist das Bild für ein Werk des 16. Jahrhunderts in gutem Zustand. Die Rückseite der Tafel ist mit "Rumohr"; "35" beschriftet. Daraus ergibt sich die Versuchung, anzunehmen, dass K. F. von Rumohr (1785-1843), Autor der "Italienischen Forschungen" (Frankfurt, 1827-31), an der Erwerbung des Bildes beteiligt war, doch lässt sich dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht beweisen. Das vorliegende Werk ist typisch für Signorellis Stil im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts und zeigt seine aufmerksame Annäherung an die narrative Malerei."
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458. Fine Art,
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19.11.2020,
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