1908 Buenos Aires - 1996 Paris
Modern | Post War | Contemporary Art
am
29.11.2023,
Los
173
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
46.200
(inkl. Aufgeld)
FINI, LEONOR
1908 Buenos Aires - 1996 Paris
Titel: Portrait féminin 4.
Datierung: 1930-35.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 75 x 53cm.
Bezeichnung: Signiert unten links: Leonor Fini.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Provenienz:
- Collezione Carlo Cardezzo, Venedig (Aufkleber und Stempel)
- Galleria d'Arte del Cavallino, Venedig (Aufkleber)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Overstreet, Richard/Zukerman, Neil (Hrsg.): Leonor Fini: Catalogue Raisonné of the Oil Paintings, Zürich 2021, WVZ.-Nr. 75, Abb.
- Seltene Arbeit aus dem Frühwerk der Künstlerin
- Typische Frauendarstellung aus der Hand von Leonor Fini
- Frühe feministische Position aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Die französisch-argentinische Künstlerin Leonor Fini war in den 1930er Jahren der Star der Pariser Kunstszene. Neben großen Namen wie Victor Brauner, Rene Magritte und Max Ernst - mit dem sie eine Affäre verband - arbeitete die Künstlerin und schuf ein bemerkenswertes Oeuvre. Fini wird häufig zum Kreis der französischen Surrealisten gezählt, wogegen sie sich jedoch zeitlebens wehrte. Zwar weisen Ihre Arbeiten - besonders ab Mitte der 1930er Jahre - häufig surrealistische Elemente auf, das dogmatische Regelwerk des Surrealismus lehnte sie aber entschieden ab.
Bereits als junge Heranwachsende erwies sich die Künstlerin als sehr eigensinnig: Nachdem sie im Alter von 16 Jahren einen Schulverweis wegen ihrer Aufsässigkeit erhielt, fand sich keine Schule mehr, die sie aufnehmen wollte. Sie bildete sich fortan in der hauseigenen Familienbibliothek weiter.
Leonor Fini scheint wie das Idealbild einer feministischen Künstlerin des 20. Jahrhunderts. In der damals stark patriarchisch geprägten Gesellschaft stellt sie starke Frauen in den Mittelpunkt ihrer Werke. So stellt sie sich und ihre Freundinnen häufig als femme fatale oder als Sphinx dar und schafft so Werke, in denen es häufig eine erotische Komponente gibt. Die Sphinx sieht Fini als perfektes Mischwesen zwischen Mann und Frau. Das Verschwimmen der Grenze zwischen den Geschlechtern ist zentrales Bildthema im Oeuvre der Künstlerin.
Dies wird auch in der zum Aufruf kommenden Arbeit deutlich. Lediglich umhüllt von einem durchsichtigen Tuch blickt die porträtierte Person mit leicht schief gelegtem Kopf am Betrachter vorbei, die Hände dabei vor der Brust verschränkt. Die Gestik in Kombination mit dem durchscheinenden Tuch wecken beim Betrachter Assoziationen zu sakralen Bildmotiven. Die Frisur wirkt hierbei jedoch wie ein Bruch und verdeutlicht den feministischen Ansatz Finis. Fini war fasziniert von femininen Männern und androgynen Frauen. Die vorliegende Arbeit belegt dies und bietet dabei einen einzigartigen Einblick in die Gedankenwelt einer außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeit des vergangenen Jahrhunderts.
Johann Herkenhöner
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